Schloss d´Espeyran


 

Ein sehr seltenes noch erhaltenes Ensemble französischer Fahrkultur



Nach der französischen Revolution wurde die Familie Sabatier Besitzer des Schlosses d´Espeyran in Südfrankreich, es liegt in der Gemeinde Saint Gilles du Gard in der Nähe von Nîmes.Die Familie Sabatier aus  Montpellier, waren ursprünglich Tuchhändler, die dann Bankiers wurden.

Frédéric Sabatier (1813-1864) lässt zur Mitte des 19 Jahrhunderts das Schloss und den Park neu aufbauen, als Ort für die Jagd und den Sport. Da er großer Liebhaber von Pferden ist, fließt da Thema Pferd in vielen Dekoration-Elementen des ca. 1000 Hektar große Anwesens ein. Frédéric Sabatier machte sich zu seiner Lebenszeit sehr verdient bei der Zucht von Pferden und Rindern.

 

 

 

 

Nach seinem plötzlichen Tod 1864 erbt sein minderjähriger Sohn Guillaume (1850-1938) das Anwesen und baut es nach seiner Volljährigkeit weiter aus, unter anderem, einen parallel zum Schloss liegenden Seitenflügel mit Ställen und Wagenremisen.

Der Stall besteht aus 8 großen Ständern ,4 großen Boxen und mehreren Nebenräumen ,wie Sattelkammer und Vorratsräume in luxuriöser Ausstattung,bei der selbst auf kleinste Details geachtet wurde.

 

 

Die Familie Sabatier kaufte ihre Wagen bei den renommiertesten Pariser Wagenbauer der Zeit. Wenn man bedenkt das, d´Espeyran ca. 900 km von Paris liegt, war es schon ein großer Luxus zu dieser Zeit. Zum Zeitpunkt des Todes von Frédéric Sabatier 1864 gab es 10 Wagen, eine Kalesche mit achtfacher Federung von Ehrler Paris, ein Sociable,2 Stadt-Coupés, einen vierrädrigen amerikanischen Wagen aus New York, einen Phaeton, eine französische Berline, einen Break, eine Charette und Wagonette.Leider wurde ein Teil von deutschen Soldaten in den letzten Kriegstagen, als Fluchtwagen benutzt und schon nach wenigen Kilometern am Straßenrand zurück gelassen. Dort wurden sie von Bauern benutzt und sind später verschollen.

 

 

Die Sattelkammer bewahrt noch heute einige Geschirre von den besten Sattlern der Zeit ,wie z.B. Jones Paris. Es gibt zwei Peitschenständer aus Buchsbaum mit erlesenen Peitschen von Swaine & Aldeney und eine große Auswahl an Zaumzeug. Wir finden noch eine Besonderheit ,ein Pferdeskelett des Vollblut Arabers Actif, den Napoleon aus Ägypten nach Frankreich gebracht hatte

 

 

Heute finden wir noch folgende 5 Wagen in den Hausfarben Grün-Weiss

 

 

Mail-Phaeton gebaut von Baptiste Thomas Paris (arbeitete zwischen 1843 und 1875) Der Mail-Phaeton war das elegante Sport-Fahrzeug für einen Gentlemen zu dieser Zeit .Dieses sehr elegante Exemplar hat den Sitzkasten mit Korbgeflecht verkleidet und einen sehr fein gearbeiteten  Unterwagen mit Mail-Federung.

 

 

 

Break de Chasse

Ein Wagen von Ehrler Paris, des wohl bekanntesten Wagenbauers seiner Zeit . Das Haus Ehrler belieferte eine Reihe von Herrscherhäusern, unter anderem Napoleon III , das spanische Königshaus, oder den Hof von Ägypten. Dieser Break bietet Platz für den Fahrer, 7 Gästen und 2 Grooms.Vorne und hinten im Wagenkasten befinden  sich zwei Abteile für Jagdhunde. Der Wagen wurde vom Besitzer vierspännig gefahren.

 

 

Break de ecurie

Bei diesem sehr großen Wagen kennt man leider nicht den Wagenbauer. Er besitzt die Ausstattung für ein festes Dach mit Stoffseiten und die Sitzbänke sind hochklappbar z.B. für den Transport von Wild. Er wurde zwei oder vierspännig vom Besitzer oder Kutscher gefahren.

 

 

Stadt-Coupé

Wahrscheinlich gebaut von Charlies Vermot Paris, Dieser Wagen wurde zweispännig vom Kutscher gefahren.

 

 

Reisewagen

gebaut von Jacque Rothschild Paris .Diese Firma von dem deutschstämmigen Jacob Rothschild 1838 in Paris gegründet , war bekannt für ihre eleganten und sehr solide gebauten Wagen. Dieser äußerst seltene große Wagen, hat im Inneren vier Plätze für die Reisenden und Außen vier Plätze für das Personal. Vorne und hinter gibt es zwei feste Koffer und 3 für das Dach angepasste, abnehmbare Koffer. Im Inneren gibt es eine Reihe von Schubladen und Fächern um Geschirr, Bücher oder andere Utensilien unter zu bringen ,welche , die Reise für die Mitfahrenden so angenehm wie möglich gestalten sollten. In Frankreich gibt es nur noch drei vergleichbare Wagen dieses Typs.

 

 

 

 

Im Jahre 1960 vermacht der letzte Erbe Guy Sabatier das gesamte Anwesen dem französischen Staat, der dort in neuen Gebäuden sein Zentrum für digitale Archive eingerichtet hat. 2oo9 wir das Schloss mit Nebengebäuden und Park als nationales Monument Historique eingestuft .Das Schloss mit seiner Einrichtung ist leider nur an einigen Tagen pro Jahr zu besichtigen

 

http://www.chateaudespeyran.archivesdefrance.culture.gouv.fr/chateau/chateau.htm

 wir danken   Jean-Louis Libourel, conservateur en chef honoraire du patrimoine France, für die Bereitstellung seiner Arbeit über Schloss d´Espeyran

Übersetzung und Textverarbeitung: H.B.Paggen