Das Haus Twickel -- Ein einzigartiges Kulturerbe in den Niederlanden


Für Liebhaber alter Fahrkultur gibt es nichts schöneres, als alte noch komplette Fahrställe,
die nicht jederzeit für die Öffentlichkeit zugänglich sind, in ihrer Gesamtheit zu bewundern, 
 Ich hatte das Vergnügen zu einer Besichtigung eingeladen zu werden und bat nach der Besichtigung Herrn Erik Eshuis etwas zu schreiben,
um Sie alle etwas an diesem Vergnügen teilnehmen zu lassen



1347 kaufte Hermann van Twickelo das Anwesen Eijsine in der Provinz Twente nahe dem Dorf Delden. Die damalige Kauf Akte befindet sich noch heute im großen Archive von Twickel .Schon kurz nach dem Ankauf bekam das Haus den Namen Twickel 1349 erscheint der Namen zu ersten Mal in einer Akte des Bischof von Utrecht. Von 1347 bis 1953 war Twickel im Besitz der Familien Van Twickelo,Van Wassnaer Obdam und von Heekeren van Wassenar.Durch die Vererbungsfolge auch der weiblichen Linie bliebt es immer in Familien Besitz.!953 hat die letzte Baronin van Heeckeren Wassenaer Gräfin von Aldenburg Bentinck das Landgut von 4000 ha , das Schloss mit kompletten Inventar und  in eine Stiftung übertragen so wie es bis heute durch die Mitthilfe unzähliger Freiwilliger erhalten ist. Die Baronin, eine große Liebhaberin von Pferden starb 1975.Heute wohnt im Schloss ein Nachfahre Graf R. zu Castell  Rüdenhausen mit seiner Gattin

Omnibus von Ehrler Paris

Reisen im 19 Jahrhundert auf Twickel


Die Straßen wurden besser Geschwindigkeit und Sportlichkeit entwickelte sich und industrielle Produkte wurden billiger. Auf Twickel gab es immer mehr verschiedene Kutschen für jeden Anlass gab es andere Modelle wie z.B. für formelle und Sportliche Ausfahrten. Auch das Reisen war den Bewohner von Twickel nicht fremd und wenn sie auf Reisen gingen waren die Wagen vollgepackt mit Reisezubehör, zum Essen, Waschen, Spielen und  Vergnügen, den wir heute noch in großer Fülle auf Twickel finden.

Das Kutschhaus


Die erhaltenen Wagen auf Twickel sind einzigartig .In den Niederlanden und selbst in Europa findet man nur noch sehr selten so einen kompletten Bestand. Insgesamt befinden sich noch 16 Wagen im Bestand davon sin drei besonders hervorzuheben. Die beiden Wagen von Binder Paris eine Berline von 1857 ,ein Barouchette von 1861  und ein russischer Parkwagen von ca. 1860

Die Farben der Linierung rot und gelb auf den Wagen finden ihren Ursprung in den Familienfarben des Geschlechte van Heeckeren van Wassenaer, vom letzten Eigentümer finden wir auch noch die Monograme auf den Geschirren. Bei den Wagenbauer finden wir die besten dieser Zeit, wie Binder und Ehrler aus Paris, die für die bedeutendsten Herrschaftshäuser der Welt gearbeitet haben.

Eine Zeit lang hatte man gezweifelt ob der Utrechtse Tentwagen wohl ursprünglich zum Bestand gehörte, nach intensiver Suche in den Archiven konnte man feststelle, das der Rentmeister mit diesem Wagen die Runde machte, um die Pacht der verschieden Güter einzutreiben

Lange habe ich mich gefragt warum keine Victoria im Bestand war, die Antwort fand sich ebenfalls in den Archiven; eine Rechnung von 1877 von Ehrler Paris, die bestätigt  das man einen Mylord angeschafft hat, der aber später wieder verkauft wurde.

Der Ziegenwagen ist wohl der älteste Wagen auf Twickel ,es stammt aus dem 18 Jh.
der Kasten besitzt sehr viel Ähnlichkeit mit einer Krumpaneelen Sjees.
Der Ziegenwagen war ein sehr gebräuchliches Spielzeug bei den reichen Familien in den Niederlanden und durch die kleinen Abmessungen haben sich eine Reihe davon erhalten.


Die Remise hat nur wenige Fenster und sehr dicke Mauern, so dass die Raumtemperatur und Feuchtigkeit sehr konstant bleiben. 1986 wurde nach einer sorgfältigen Restaurierung eine große  Eröffnungsfeier von den Mitgliedern von der Twentse Rijtuig- en arresleevereniging “de Koets’n Keerls”  organisiert, auf der die Wagen von Twickel dem Publikum angespannt gezeigt wurden.

Alle Restaurierungsarbeiten wurden so ausgeführt dass alles jederzeit seiner ursprünglichen Verwendung zugeführt werden kann.

Das Stallinterieur


Nach einem Umbau im Jahr 1892 lieferte die englische Firma St.Pancras Iron Work Comp. London für 12000 Gulden Material für die Ställe. Auch hier befinden sich noch alle originalen Rechnungen im Archiv .Es gibt eine Reihe schöner Details ,wie die mit Pferdeköpfen versehenen Geschirrträger oder die Fliesen mit Wappenfeld und Pferdenamen in jedem Stall.

Direkt am  Eingang finden wir noch einen Auslass für Hafer
der direkt vom Speicher in den Stall führt

in der Stallgasse sieht man  eine sehr seltene Anlage,
die den Füllstand der Güllegrube im Keller anzeigt.


Sattelkammer


Die Einrichtung stammt noch vollständisch aus der letzten Hälfte  des  19 Jh.
alles befindet sich auf der Inventarliste von 1879.
Die prächtige Sattelkammer besitzt eine große Anzahl von Geschirre mit den Monogramen der Besitzer, etwas sehr besonderes ist das originale Duga Geschirr aus Russland, das zusammen mit dem Parkwagen bei einem Besuch in Russland gekauft wurde.

Es befindet sich noch eine ganze Anzahl von Damenreitsättel in der Kollektion, wovon einer sehr besonders ist, da die Amazone mit den Beinen zur rechten Pferdeseite sitzt

Die Livreen


Ein sehr interessierter Teil der ist auf Twickel die Sammlung von Livreen ,die in den Hausfarben ausgeführt wurde, schwarze Jacken mit rotem Kragen und Manschetten,
auf den Knöpfen finden wir das Wappen der Grafen von Wassernaer,
die ursprünglichen Herren von Twikel

Im April 2007 hat eine Werkgruppe die gesamte Kleidung aller Bediensteten von Twickel  in einer Inventarliste aufgeführt.

Ich bin besonders stolz seit 1996 zu der Gruppe von Freiwilligen zu gehören, die es sich zur Aufgabe macht, das kulturelle Erbgut für die Nachkommen zu bewahren


Erik Eshuis.

http://www.eshuiserik.nl/


Anmerkung des Übersetzers: es wäre für unsere Nachkommen sehr wünschenswert ,wenn es noch sehr viele Menschen geben würde,die sich freiwillig für unser Kulturgut einsetzen.

 

Die Ställe und Kutschhaus sind in der Regel nicht für Besucher geöffnet, aber am 2. Samstag im September ist  in den Niederlanden der bekannte Tag des Offenen Denkmals, dann sind  die Ställe  frei zugänglich (dieses Jahr am 12. September)

 

Quellen;
Archiv Twickel.http://de.twickel.nl/
Privat Archiv Erik Eshuis
Übersetzung: H.B.Paggen