Das Dilemma eines über 100 Jahre alten Wagens



Es kann eine Reihe von Gründen geben, sich mit dem Erhalt
einem alten Wagen zu befassen.
Entweder man besitzt ihn schon oder man kauft ihn.
Wenn man ihn kauft, aus welchem Grund?
Einige Gründe:

1.  man möchte einen alten Wagen als Sammlungsobjekt besitzen

2.  man möchte mit einem alten Wagen fahren
             3.  man möchte mit einem alten Wagen an Traditions-Veranstaltungen teilnehmen
                 Und damit fängt das Dilemma oder die Zwickmühle für den Wagen an.



Was passiert mit ihm?
Möchte man nur einen alten Wagen besitzen in dem Zustand in dem er sich befindet ?
Dann sollte man von einem objektiven Fachmann
ein Zustands Protokoll erstellen lassen.


Das Dilemma: es gibt eine Menge von Pseudo-Fachleuten
aber nur sehr,sehr wenige seriöse!


Dieser Fachmann sollte in keinem Fall eine Person sein,
die finanzielles  Interesse bei der Beurteilung  mit berücksichtigen könnte.
 schlussfolgenden: auf keinen Fall ein Händler !


Dieses Zustands Protokoll kostet etwas Geld, wenn es von einem seriösen Fachmann angefertigt wird, aber es wird sich immer lohnen.
Also allein der erste Schritt, das Zustands Protokoll stellt ein Problem dar.
Hat man diese erste Hürde überwunden, kommt die nächste.
möchte man den Wagen nur erhalten, in dem Zustand wie man ihn gefunden hat ?
Dann ist der erste Schritt eine sorgsame  und behutsame Reinigung.
Selbst das ist, für nicht Fachleute sehr schwierig. z.B. wie und mit welchen Mitteln führt man die Reinigung durch. Man sollte unbedingt berücksichtigen: schon eine unsachgemäße  Reinigung kann bei einem alten erhaltungswertem Stück viel zerstören.
Danach muss man entscheiden, lässt man den Wagen in diesem nur gereinigten Zustand oder möchte man den Wagen konservieren, dass soll heißen: man bringt ihn in einen Zustand der ihn für einige Jahre so erhält,
das sich sein Zustand nicht verschlechtert.
Dazugehört aber  unbedingt nach der Konservierung, die richtige Aufbewahrung.


Die nächste Zwickmühle:


Möchte man mit dem Wagen fahren?
Wenn man mit einem alten Wagen fahren möchte, muss er technisch in einem einwandfreien Zustand sein und je nach Land einige gesetzliche Forderungen erfüllen.
Das führt zu dem Ergebnis, das man wahrscheinlich eine Reihe von Eingriffe
in dem originalen Fundzustand vornehmen muss.
Resultat: man verändert ein originales Objekt mit der Folge, dass je höher der Prozentsatz der Veränderungen, des Originalwertes  der Wert des Wagens sinkt.
(d.h. der Marktwert einer Antiquität orientiert sich immer an der Höhe des Originalzustandes und der Seltenheit)
Also mache ich eine Investition, die Geld kostet aber gleichzeitig Geldverlust bedeutet.


Wenn man dies anerkennt und damit einverstanden ist, geht es ja in Ordnung.


Der Begriff  Restaurierung wurde nach Vereinbarungen des internationalen Museumsverbands ICOM geregelt. Es gelten dabei die Grundsätze des Respekts für das Original und seine Geschichte sowie der Reversibilität. Alle Konservierungsverfahren müssen dokumentiert werden und so weit wie möglich reversibel sein; sämtliche Veränderungen am ursprünglichen Objekt  sollen deutlich erkennbar sein. Lackiert man also einen Wagen neu oder man ersetzt die Garnierung kann man diese Grundsätze nicht erfüllen. Man kann nicht mehr von Restaurierung sprechen, sondern von Renovierung.
Nur stellt sich die Frage, wie groß sind die Eingriffe,
von welcher Qualität und mit welchem Ausmaß.
Entschließt man sich zu einer Total-Renovierung ,muss man davon ausgehen, dass man einen alten Wagen als Antiquität und schon besonders als erhaltungswürdiges Kulturobjekt zerstört.


Das Resultat ist eigentlich ein Totalverlust.


Diesen Totalverlust kann man noch in Grenzen halten, wenn die Renovierung mit den Produkten und Materialien ausgeführt wird die zur Entstehungszeit der Wagen verwandt wurden und man mit den alten Techniken arbeitet.
(aber wer kann und macht das?)


Es gab und gibt hunderte von Renovierungen, die mit nicht geeigneten Produkten, Rohstoffen und mit fehlendem Fachwissen ausgeführt wurden oder werden. Leider vor allen Dingen von Menschen ,die vorgeben Fachleute zu sein ,
aber eigentlich nur für ihren persönlichen finanziellen Vorteil agieren!


Das sehr große Problem ist „Geiz ist geil“ wenn man einen Wagen möglichst billig wiederherstellen möchte, ist das unmöglich! Alle notwendigen Materialien sind sehr teuer wenn sie den originalen entsprechen sollen.


Viele Menschen denken sie sparen Geld, indem sie den Wagen in den Billiglohn-Ländern renovieren lassen, dort wird aber in den meisten Fällen mit den falschen Materialien und den falschen Techniken gearbeitet.
Man kann und darf einen einem alten Objekt nicht mit modernen Methoden und Materialien arbeiten.z.B. Synthetik Lacke, Holzschichtplatten, oder Synthetik Stoffe, moderne Schrauben oder Befestigung Methoden. Um nur einige Beispiele zu nennen.


Jede Woche, ja wahrscheinlich jeden Tag werden alte Wagen so behandelt.
Immer mit demselben Resultat :

kontinuierliche Zerstörung von erhaltenswertem Kulturgut und Geld.


Wenn wir uns diesem Sachverhalt bewusst  sind, können wir ja vielleicht damit leben, aber ich für meinen Teil finde es mehr als Traurig!

H.B.Paggen