Gala-Bockdecken


Gala-Bockdecken-Hammercloth-Grande Housse



Wenn wir heute in den Museen Gala-Wagen mit ihren Gala-Bockdecken sehen ,finden wir sie sehr beeindruckend ,aber wir wissen nicht sehr viel darüber.Die Form der Bockdecken hat sich im Laufe der Zeit ,stetig verändern

Bein ganz frühen erhaltenen Wagen ,finden wir einfache und noch ziemlich kleine Bockdecken.Im Laufe der Zeit werden sie dann immer grösser  und prunkvoller in der Ausführung.

In der Literatur über Wagen findet man nur sehr spärlich Informationen .In England ist es W.Felton der 1794 über Bockdecken-Hammercloth einen Abschnitt in seinem Buch A Treatise on Carriages schreibt.

In Frankreich finden wir mit Lyon die Stadt  von der aus im 17 Jahrhundert die Seidenindustrie ihren Siegeszug aufnahm.Unter dem Namen Passementerie  wurde eine Handwerkskunst entwickelt ,die für die Gala-Bockdecken von entscheidender Bedeutung war.

Nach den schlichten Anfängen im 17 und achtzehnten Jahrhundert wurden mit Beginn des 19 Jh. Die Passementerie ( Posamenterie) Elemente immer aufwendiger. Zur Mitte des 19 Jahrhunderts waren die Verzierungen auf ihrem Höhepunkt.

Bei der Bezeichnung der einzelnen Elemente wurde die französische Bezeichnung auch in Deutschland überwiegend verwandt

So. z.b. Crepins (Netz oder netzartige Aufhängungen)

Frange (Fransen)

Gland  (Quast)

Galon –( Borde)

Câblé oder Cordon –(Schnüre)

Crête  oder Giroline  ( Kamm-Spitzen-Wellenkronen)

Bei frühen Bockdecken Ende 17Jh. und 18 Jh.  ist die Form noch ziemlich gerade, fast wie ein kubischer Überzug, der vielleicht Falten und Borden trägt. Dann mit der Zeit werden die Grundformen immer gewagter ,ausladender und geschwungener ,die Ecken bekommen sogenannte Pfeifen d.h. sie treten nochmals aus  dem Körper rund hervor. Die Materialien waren die teuersten, die man finden konnte, Seide, Brokat, Metall, Silber und Goldfäden.

Auf den Seiten wurden die Wappen der Besitzer als Plaketten (aus Messing, Bronze vergoldet, aus Silber oder gestickt)  befestigt, die Größe der Plaketten wurde auch im Laufe der Jahre immer größer.

Eine Gala-Bockdecke kostete im Verhältnis zum Wagen sehr viel Geld,wie hier eine Aufstellung von Felton zeigt.

Betrachtet man die Galawagen der europäischen Adels - Häuser ,hat man den Eindruck, sie wollten sich gegenseitig übertrumpfen. Die reich-verzierten Gala – Bockdecken waren ein Ausdruck des Reichtums des Besitzers.Das finden sich auch bestätigt in einer Anzeige über den Diebstahl einer Bockdecke um 1825

Zum Aufbau wurde ein Gerüst aus Holz oder Eisen gebaut. welches am eigentlichen Bock befestigt wird, die eigentliche Bockdecke wurde meistens auf sogenannten Graukarton, oder auch manchmal auf sehr dünne Holzplatten aufgezogen.

Bei der Stoff-Farbauswahl orientierte man sich am Innenleben des Wagens oder an den Stall-Farben. Auch die Auswahl der Stoff-Sorte (Wolle, Seide) wurde durch den Stoff des Wagen-Interrieurs beeinflusst.

Bei den Posamenten ( Passmenterien) wurden auch oft die gleichen Farben wie beim Inneren des Wagens bevorzugt, wenn nicht die Stall eignen Farben verwandt wurden. Es sollte jedenfalls immer ein sehr vornehmes Bild beim Fahren entstehen wenn der Kutscher in Gala-Livree auf dem Bock mit der Galadecke saß.

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Text: H.B.Paggen

Quellen:A Treatise on Carriages W.Felton, Le livre de la passementerie  René Heutte. ,Sattlerei Niederberger Schweiz,Sammlung Heinz Scheidel,Sammlung Stief,Patrick Schrouven,Sammlung Verfasser