Interessantes Dokument zur Geschichte der Potocki-Wagen in Łancut


Im Jahre 1909 erschien ein Artikel über das Jagdschloss Antoniny von Graf Józef Mikolaj Potocki  mit verschiedenen Fotos ,wovon eines wahrscheinlich einen Wagen zeigt , der heute noch im Museum von Lancut existiert . Die Auszüge stammen aus dem Originaltext.

 

 

 

 

 

 

 



Auf der großen Besitzung Antoniny des Grafen  Józef Mikolaj Potocki  1862 – 1922 (Gouvernement Podolien) in Russisch-Polen wird der Sport in einer überaus glänzenden Weise gepflegt, und zu den großen Jagden im Herbste versammelt sich in Antoniny alljährlich eine glänzende Gesellschaft aus dem russischen Adel.

 

 

 

 

 

 

Józef Mikolaj Potocki  war der Sohn von Alfred Potocki (1817-1889)  Gouverneur von Lancut, und Galizien 

 

 

 

 

 

Eine hippologische Sehenswürdigkeit bietet der prachtvolle Marstall mit seinem riesigen Bestände hervorragender Pferde, seinen Sattelkammern, die mit alten Bildern, Schabracken und Sätteln längst vergangener Zeiten,

 

 

 

 

 

Eine Sehenswürdigkeit sind ferner die Wagenremisen mit einer Sammlung von weit über 100 Wagen aller möglichen Konstruktionen aus allen Zeiten. Fast durchweg fällt an den Wagen die Festigkeit auf, mit der sie gebaut sind, denn Landstraßen wie in Deutschland gibt es in Russland nicht, und während drei Viertel des Jahres versinkt man auf russischen Wegen fast im Kote. Das Wagenmaterial braucht daher stets eine starke Ergänzung. Es ist begreiflich, dass man zu solchen Wegen eine besonders gute Klasse von Pferden nötig hat, die trotz der uferlosen Straßen schnell vorwärts kommen und dazu viel Ausdauer besitzen. Die Hauptstrecken, die zurückzulegen sind und die zu den beiden nächsten Eisenbahnstationen führen, betragen 43 und 60 km. Die Pferde legen eine dieser Touren ohne jede Schrittreprise zurück. Es wird beständig, auch an den schlechtesten Stellen der Straße, Trab gefahren und nur einmal ein Halt von fünf Minuten gemacht. Unter den Wagenpferden des Marstalles findet man verschiedene Typen vertreten. Es gibt als leichte Wagenpferde elegante und flinke Araber und Anglo-Araber, als schwerere Wagenpferde für weite Touren sodann Pferde, die aus Kreuzungen der russischen Landrassen mit arabischen, angloarabischen und englischen Hengsten hervorgegangen sind. Allen diesen Pferden ist große Ausdauer und Härte eigen.

 

 

 

 

 

 

Wenn der Weg schlecht ist, so werden die Viererzüge nicht mit Vorder- und Stangenpferden gefahren, sondern man spannt die Pferde in eine Linie nebeneinander, so dass alle unmittelbar am Wagen ziehen. Die Zugkraft wird dadurch mehr ausgenutzt, und der Kutscher hat alle vier Pferde mehr in der Gewalt. Mit weniger als vier Pferden wird über längere Entfernungen nie gefahren. Bei Nacht fährt dem Gespanne ein leichtes, mit einem Pferde bespanntes Zweirad voraus, das zwei Fackeln zur Beleuchtung des Weges trägt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei diesem Wagen handelt es sich wahrscheinlich um den Naturholz- Linienwagen ( Linijka ) der heute noch im Museum von Lancut vorhanden ist.

                                                                                           

 

 

 

 

Text:H.B.Paggen

Quelle : Ross und Reiter, Sammlung Verfasser