PRAKTISCHE ANWEISUNG von BRICE THOMAS 1880 Teil 2


Messing-, Silber- und stahlpolierte Beschläge. — Die Messing- und silberplattirten Beschläge sind am allersorg-fältigsten zu reinigen; wir raten ausdrücklich, alle Säuren zu vermeiden. Sie könnten nur in dem Falle, und selbst da noch bei größter Vorsicht, verwendet werden, wenn sich zufälliger oder nachlässiger Weise Grünspan angesammelt hätte.
Kupferwasser und Metallpulver irgendwelcher Art verbrennen -oder streifen die Lackierung der Leder und der Tafeln, welche sie stets ein wenig, trotz aller Sorgfalt, berühren. Jede derartige Rei-nigung wird mehr verderben, als besser machen.
Ein sorgfältiger Kutscher wird die Messinge und sonstigen Beschläge oft und kräftig mit einem wollenen Lappen abreiben, um sie stets glänzend zu erhalten. Wären sie fleckig geworden, braucht er dazu nur etwas Fett und ein sehr feines Pulver anzuwenden, das durchtanz nichts streifen kann; er wäscht mit dem Schwamme die eingeriebenen Theile ab, ehe er sie trocken reibt, bis sie glän¬zen. Man verfährt auf diese Weise mit den Stäben, Achsmuttern, Handgriffen u. s. w.
Was die Laternen betrifft, so müssen sie zur Reinigung auseinander genommen werden. Die innere Plattierung und die Reflektoren reibt man mit in Weingeist aufgelöstem Pariser Weiß ein, das man nach seiner Trocknung nur gut abzuwischen braucht. Ein Pinsel oder eine Bürste aus Dachshaaren nimmt das kleinste Stäubchen vollends weg.
Die stahlpolirten Beschläge müssen stets etwas eingefettet und  nötigenfalls mit der Polierkette abgerieben werden. Übrigens gibt es deren nur wenige an den Wagen. Es wird davon im Abschnitt über Geschirr gesprochen werden.
Leder. —

Die Dächer, Spritzleder, Flügel u. s. w. sind gewöhnlich von lackiertem Leder, bei gewissen Wagen jedoch auch von Schmierleder angefertigt.
Dieses gewöhnliche oder Schmierleder darf nur gewaschen werden, solange es fast noch neu ist; sobald es aber zu verhärten beginnt, sucht man es mittelst Schmieren von reinem Rindfuss-Oel zu erweichen, und sobald das Leder anfangs roth zu werden, vermischt man das Öl mit ein wenig Geschirrwichse. Sobald das Öl eingedrungen ist, reibe und bürste man sorgfältig und mit gewisser Kraft die fetten Stellen, damit sie bei ihrer Berührung keine Flecken erzeugen.
Das lackierte Leder verlangt weniger Sorgfalt und ist eine gewöhnliche Waschung genügend; wenn es jedoch durch irgend eine Ursache fett zu werden beginnt, kann ein wenig feine Seife zur Reinigung verwendet werden, aber jedoch stets mit kaltem Wasser. Bekommt dieses Leder Flecken, so wird es wie die Lackierung des Kastens mit Leinöl abpolirt.
Die Dauerhaftigkeit des einen oder des anderen Leders hängt namentlich von der in der Remise vorzunehmenden Sorgfalt ab; ob der Wagen zugedeckt oder aufgedeckt bleibe, ist es stets nötig, die Spritzleder aufzuspannen ; das Dach darf gleichfalls nie abgeschlagen bleiben, weil sich das zusammengepresste Leder abreibt. zerbricht oder sich zusammenklebt, je nach dem Einflusse der Witterung. Außerdem ist nichts schlechter, als das Leder mit den Tafeln in Berührung zu lassen. Sie kleben sich zweifellos aufeinander, verreiben sich gegenseitig, so (lass öfters beide lackiert werden müssen.
Sobald ein Wagen längere Zeit in der Remise bleiben soll, raten wir gleichfalls, die Stellstangen etwas abzuspannen, ohne das Verdeck zurückzulegen, weil dann später dasselbe sich wieder leichter in die alten Falten schlägt.
Garnitur. —

Um die Garnitur frisch zu erhalten, ist die größte Sorgfalt nötig, Staub und Feuchtigkeit fern zu halten. Tuch und Seidenstoff müssen stets gewissenhaft gebürstet und abgestaubt, die Teppiche, Kissen und Matratzen ausgeklopft werden.
Die Maroquin-Garnitur wird mit römischem Leder und einem weichen Lappen gereinigt.
Die öfters in den Remisen notwendigen Katzen haben zur Gewohnheit, auf den Kissen ihre Schlafstelle einzurichten. In Folge dessen müssen die Wagenfenster selbst während der Nacht ge-schlossen bleiben und die Decken so zusammengezogen werden, dass keine Katze in den Wagen dringen kann. Für die Wagen mit Dach gebrauche man die Vorsicht, außer der Decke noch ein Stück Leinwand über das Spritzleder in die Öffnung des Daches selbst zu spannen.
Die derartig eingehüllten Wagen müssen jedoch öfters gelüftet werden, weil namentlich für die mit Kleister zusammengeklebten Stoffe, z. B. die breiten Borten, die Fensterrahmen, die Roll-vorhänge u. s. w., sonst ausgesetzt sind, sich mit Schimmel zu bedecken.
Die Motten sind bekanntlich der Ruin aller Wollenstoffe; um sie zu verhüten, oder selbst zu vertilgen, genügt es in das Innere der so viel als möglich luftdicht verschlossenen Wagen eine flache Schüssel mit Auflösung von Campher in Terpentin - Essenz zu setzen ; man kann auch groben Pfeffer oder Phenol-Essenz dazu verwenden.
Das Schmieren.

Die heutzutage fast ausschließlich für Luxuswagen an zuwendeten Patentachsen müssen öfters aufs sorgfältigste untersucht, und sobald man bemerkt, dass das Öl in den Kapseln zu Ende geht, geschmiert werden.
Das Rindfussöl ist unstreitig zu diesem Gebrauch das Beste; nichts desto weniger kann man, wenn solches nicht vorhanden, sich des Schaffussöls oder selbst des Olivenöls bedienen. Alle leicht auftrocknende Öle sind jedoch streng zu verwerfen, z. B. das Leinöl, welches an den Spindeln anklebt und das Festsitzen der Räder verursacht, durch welche Unannehmlichkeit man gezwungen ist, die Hilfe des Wagenbauers in Anspruch zu nehmen.
Das Fehlen des Öles, oder fehlerhaftes nicht mit erforderlicher Sorgfalt ausgeführtes Schmieren, hat gleichfalls das Festsitzen der Räder zur Folge. Die Unterhaltung der Patentachsen gilt als eine sehr pünktlich auszuführende Arbeit und müsste unserer An¬sicht nach, sobald sich die Räder leicht abnehmen lassen, folgendermaassen ausgeführt werden :
Es sind nachstehende Gegenstände erforderlich : 1) ein Brettchen von 50 zu 20 Zentimeter Breite, glatt und rein, zum Auflegen der verschiedenen Theile bestimmt, welche den Boden beschmutzen und auch Sandkörnchen aufnehmen könnten, was sorgfältig vermieden werden muss; 2) ein langes Stück Eisendraht, an einem Ende umgebogen, um die Fugen zu reinigen, am anderen Ende spitzig, um die Vorstecker herauszustoßen; 3) ein Packet Hanf, Werg oder alte Leinenlappen; 4) ein blechernes Oelkännchen, dessen Pfropfen eine Feder besitzt, um die Spindel zu schmieren. Ein doppelter Achsmutterschlüssel, um Kapseln und Muttern abzunehmen, muss sich jederzeit im Wagen befinden und im Kutscherbock aufbewahrt werden, um allen Unfällen vorbeugen zu können.
Man beginnt mit der Abnahme der Räder, eines nach dein an-deren, und nachdem die Achsen durch einen solid aufgesetzten Schmierbock erhoben sind.
Vermittelst des Achsmutterschlüssel nimmt man zuerst die Kapsel ab und mit dem Drahthäckchen den Vorstecker, hierauf die zwei Muttern, alles auf das Brettchen gelegt; das Rad wird herausgezogen und irgend wohin gestellt, sei es an eine Mauer oder an einen anderen festen Gegenstand; der in der Büchse sitzende Stell Ring, sowie auch die Lederscheibe in dem hinteren Theile der Büchse oder in der Stoß scheibe sind mit den Händen wegzunehmen.
Man reinigt nun sorgfältig jeden einzelnen Teil mit Hanf oder einem Lappen ; auf gleiche Weise verfährt man mit der Spindel und der Stoß Scheibe, durchfährt die Fugen mit dem Häkchen und endigt mit der Reinigung der Büchse und der Kapsel was eine große Sorgfalt erfordert.
In dem Falle, dass 0el auf der Spindel ranzig geworden und schwierig abzubringen wäre, tränkt man den Lappen mit Mineral oder Terpentinöl, welches die harzigen Bestandtheile entfernt.
Nachdem die verschiedenen Theile der Achse und des Rades ge¬reinigt sind, können sie beim Wiederanschrauben geschmiert werden. Man stößt zuerst die mit Talg eingeschmierte Lederscheibe über die Spindel gegen die Stoß Scheibe, versieht nachher die Spindel ringsum, vermittelst der im Pfropfen befindlichen Feder, mit Öl, gerade so viel, um nicht abzufließen ; ist dass vollzogen, so steckt man das Rad in die Achse, gibt ihm mehrere Umdrehungen nach links und nach rechts, um alle Theile der Büchse mit dem Öle in Verbindung zu bringen. Man stößt hierauf den Stellring gegen die Büchse und schraubt die erste Mutter auf derselben fest, bis sich das Rad ohne Kraftanwendung nicht mehr dreht; in diesem Zustande macht man mit dem Rade fünf bis sechs Umdrehungen, ja selbst mehr, um den Stellring und die Lederscheibe in gehörige Lage zu-versetzen und letztere dadurch etwas zusammen  zudrücken, wenn sie neu ist. Hierauf lockert man die Mutter ein wenig, bis sich das Rad von selbst dreht, ohne jedoch zu viel Spielraum zu lassen, weil sonst das Öl herauslaufen könnte. Schließlich schraubt man die zweite Mutter auf die erste, die. Bekanntlich zusehen, ob durch die während der Fahrt erlittene Erschütterung nicht das Öl in die Kapseln und die Schmierlager getrieben und so die Spindeln trocken geworden sind. Um die Circulation des Öles wieder herzustellen, genügt es meistenteils die Räder eines nach dem anderen durch den Schmierbock in die Höhe zu heben und mehrere Umdrehungen nach rechts und links mit der Hand auszuführen ; man beginnt damit langsam und beschleunigt nach und nach das Umlaufen der Räder. So viel als möglich soll diese Vorsichtsmaßregel auf dem Eisenbahnwagen selbst, oder wenigstens sofort nach geschehener Abladung ausgeführt werden.
Die gewöhnlichen Achsen erfordern in der Behandlung bedeutend weniger Sorgfalt als die Patentachsen, dagegen aber müssen sie auch öfters geschmiert werden. Um dies auszuführen, nimmt man mit dem Achsschlüssel die Mutter und hierauf das Rad ab, be¬streicht die Spindel, die Stoß scheibe und die Mutter mit dem erforderlichen Fett, und steckt das Rad wieder in die Achse, und schraubt es fest an.
Das Fett darf nie auf der Achse trocknen, weil dadurch der Zug beträchtlich erhöht wird; wenn dies vorkommen sollte, muss die Achse sorgfältig gereinigt und mit dem besten Fett geschmiert werden.
Wenn das Vordergestell eines vierrädrigen Wagens schreit oder sich schwer umdreht, muss die Mutter des Reibnagels abgenommen und das Obergestell mittelst einer Winde oder sonst einer Vorrichtung um einige Zentimeter erhoben werden, um den Scheibenkranz und seine Felgen mit trockener Seife einzureiben und vermittelst einer Feder 7 bis 8 Tropfen Öl auf den Reibnagel und die Seife zu gießen, was die Umdrehung erleichert.
Für dieses Verfahren bedienen sich manche Personen auch des Fettes; wir ziehen jedoch Seife mit etwas Öl vor, welche gleichen Zwecke entsprechen, reinlicher sind und nicht auslaufen.
Eine der Hauptursachen, welche die Umdrehung des Scheibenkranzes erschweren, besteht öfters in der Abnützung der Kranzfelgen. Auf diesen und nicht auf den Schaalblechen soll der Scheibenkranz aufliegen, welcher den unbeweglichen Teil des Vordergestelles bildet. Es ist leicht zu begreifen, dass, wenn in Folge einer Abnützung, die Kranzfelgen nicht mehr in waagrechter Lage zu dem Reibnagel stehen, sie Reibung in der Hülse des Schaalbleches veranlassen und somit die Umdrehung erschweren. Sobald man sich von diesem Übelstande überzeugt, ist es zweckmäßig, den Wagen zum Fabrikanten zu führen, um die Kranzfelgen mit Unterlagen erhöhen oder durch neue ersetzen zu lassen.
Wenn das Vordergestell wieder an Platz gebracht, schraubt man die Mutter wieder an den Reibnagel, aber nicht zu fest, und steckt den Vorstecker hinein, um das Ablaufen derselben zu ver. hüten.
Kleine Reparaturen.

— Außer den nötigen Gegenständen zur Unterhaltung und Schmierung der Wagen, soll der Kutscher auch im Besitze einer Flasche schwarzen Lackes, eines Pinsels und einer Bürste sein.
Sobald die Fußtritte, Radreifkanten, Waagstollen, Gestellarme u. s. w. durch den Gebrauch abgenützt erscheinen, ist es leicht ihnen durch einen Anstrich mit diesem Lacke ein neues Aussehen zu erteilen; nur muss der Lack beinahe trocken d. h. so dünn als möglich aufgetragen werden. Dieses Verfahren, welches Kosten verhindert, trägt dazu bei, jenes frische und glänzende Aussehen zu erhalten, durch welches sich der wirklich herrschaftliche Wagen von anderen unterscheidet.
Im Allgemeinen sollen die kleinen Reparaturen nie vernachlässigt werden und ist es besonders gut, den Zustand der Schrau-ben, der Radspeichen, die leichte Handhabung der Verdecke u. s. w. zu überwachen, und wenn irgend eine Unregelmäßigkeit bemerkt wird, soll man nicht warten, bis sich ein zweites Übel dazu gesellt, um abzuhelfen, sondern sogleich Zuflucht zum Wagenbauer nehmen, wenn es nötig ist.
Eine Reparatur bedürftiger Wagen, der dennoch zum Fahren benützt wird, verschlimmert tagtäglich seinen Zustand; er wird baldigst einer Hauptreparatur bedürfen, die bei Instandsetzung der kleineren Übelstände hätte vermieden werden können. Ein eng¬lisches Sprichwort sagt mit Hecht: A stitch in time, saves nine! Ein Stich zur Zeit, erspart deren neun!
Zum Schlusse des Abschnitts über Wagen wollen wir noch besonders empfehlen, bei den Reparaturen nicht zu pressiert zu sein, namentlich wenn es sich um einen neuen Anstrich oder neue Lackierung handelt; denn man bedenke, (lass eine in der Eile ausgeführte Arbeit stets vieles zu wünschen übrig lässt.
man die Mutter wieder an den Reibnagel, aber nicht zu fest, und steckt den Vorstecker hinein, um das Ablaufen derselben zu ver.-•
Kleine Reparaturen. — Außer den nötigen Gegen-stünden zur Unterhaltung und Schmierung der Wagen, soll der Kutscher auch im Besitze einer Flasche schwarzen Lackes, eines Pinsels und einer Bürste sein.
Sobald die Fußtritte, Radreifkanten, Waagstollen, Gestellarme u. s. w. durch den Gebrauch abgenützt erscheinen, ist es leicht ihnen durch einen Anstrich mit diesem Lacke ein neues Aussehen zu erteilen; nur muss der Lack beinahe trocken d. h. so dünn als möglich aufgetragen werden. Dieses Verfahren, welches Kosten verhindert, trägt dazu bei, jenes frische und glänzende Aussehen zu erhalten, durch welches sich der wirklich herrschaftliche Wagen von anderen unterscheidet.
Im Allgemeinen sollen die kleinen Reparaturen nie vernach-lässigt werden und ist es besonders gut, den Zustand der Schrau-ben, der Radspeichen, die leichte Handhabung der Verdecke u. s. w. zu überwachen, und wenn irgend eine Unregelmäßigkeit bemerkt wird, soll man nicht warten, bis sich ein zweites Übel dazu ge¬sellt, um abzuhelfen, sondern sogleich Zuflucht zum Wagenbauer nehmen, wenn es nötig ist.
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Quelle: Brice Thomas Paris 1880 

  

 



Messing-, Silber- und stahlpolierte Beschläge. — Die Messing- und silberplattirten Beschläge sind am allersorg-fältigsten zu reinigen; wir raten ausdrücklich, alle Säuren zu vermeiden. Sie könnten nur in dem Falle, und selbst da noch bei größter Vorsicht, verwendet werden, wenn sich zufälliger oder nachlässiger Weise Grünspan angesammelt hätte.
Kupferwasser und Metallpulver irgendwelcher Art verbrennen -oder streifen die Lackierung der Leder und der Tafeln, welche sie stets ein wenig, trotz aller Sorgfalt, berühren. Jede derartige Rei-nigung wird mehr verderben, als besser machen.
Ein sorgfältiger Kutscher wird die Messinge und sonstigen Beschläge oft und kräftig mit einem wollenen Lappen abreiben, um sie stets glänzend zu erhalten. Wären sie fleckig geworden, braucht er dazu nur etwas Fett und ein sehr feines Pulver anzuwenden, das durchtanz nichts streifen kann; er wäscht mit dem Schwamme die eingeriebenen Theile ab, ehe er sie trocken reibt, bis sie glän¬zen. Man verfährt auf diese Weise mit den Stäben, Achsmuttern, Handgriffen u. s. w.
Was die Laternen betrifft, so müssen sie zur Reinigung auseinander genommen werden. Die innere Plattierung und die Reflektoren reibt man mit in Weingeist aufgelöstem Pariser Weiß ein, das man nach seiner Trocknung nur gut abzuwischen braucht. Ein Pinsel oder eine Bürste aus Dachshaaren nimmt das kleinste Stäubchen vollends weg.
Die stahlpolirten Beschläge müssen stets etwas eingefettet und  nötigenfalls mit der Polierkette abgerieben werden. Übrigens gibt es deren nur wenige an den Wagen. Es wird davon im Abschnitt über Geschirr gesprochen werden.
Leder. —

Die Dächer, Spritzleder, Flügel u. s. w. sind gewöhnlich von lackiertem Leder, bei gewissen Wagen jedoch auch von Schmierleder angefertigt.
Dieses gewöhnliche oder Schmierleder darf nur gewaschen werden, solange es fast noch neu ist; sobald es aber zu verhärten beginnt, sucht man es mittelst Schmieren von reinem Rindfuss-Oel zu erweichen, und sobald das Leder anfangs roth zu werden, vermischt man das Öl mit ein wenig Geschirrwichse. Sobald das Öl eingedrungen ist, reibe und bürste man sorgfältig und mit gewisser Kraft die fetten Stellen, damit sie bei ihrer Berührung keine Flecken erzeugen.
Das lackierte Leder verlangt weniger Sorgfalt und ist eine gewöhnliche Waschung genügend; wenn es jedoch durch irgend eine Ursache fett zu werden beginnt, kann ein wenig feine Seife zur Reinigung verwendet werden, aber jedoch stets mit kaltem Wasser. Bekommt dieses Leder Flecken, so wird es wie die Lackierung des Kastens mit Leinöl abpolirt.
Die Dauerhaftigkeit des einen oder des anderen Leders hängt namentlich von der in der Remise vorzunehmenden Sorgfalt ab; ob der Wagen zugedeckt oder aufgedeckt bleibe, ist es stets nötig, die Spritzleder aufzuspannen ; das Dach darf gleichfalls nie abgeschlagen bleiben, weil sich das zusammengepresste Leder abreibt. zerbricht oder sich zusammenklebt, je nach dem Einflusse der Witterung. Außerdem ist nichts schlechter, als das Leder mit den Tafeln in Berührung zu lassen. Sie kleben sich zweifellos aufeinander, verreiben sich gegenseitig, so (lass öfters beide lackiert werden müssen.
Sobald ein Wagen längere Zeit in der Remise bleiben soll, raten wir gleichfalls, die Stellstangen etwas abzuspannen, ohne das Verdeck zurückzulegen, weil dann später dasselbe sich wieder leichter in die alten Falten schlägt.
Garnitur. —

Um die Garnitur frisch zu erhalten, ist die größte Sorgfalt nötig, Staub und Feuchtigkeit fern zu halten. Tuch und Seidenstoff müssen stets gewissenhaft gebürstet und abgestaubt, die Teppiche, Kissen und Matratzen ausgeklopft werden.
Die Maroquin-Garnitur wird mit römischem Leder und einem weichen Lappen gereinigt.
Die öfters in den Remisen notwendigen Katzen haben zur Gewohnheit, auf den Kissen ihre Schlafstelle einzurichten. In Folge dessen müssen die Wagenfenster selbst während der Nacht ge-schlossen bleiben und die Decken so zusammengezogen werden, dass keine Katze in den Wagen dringen kann. Für die Wagen mit Dach gebrauche man die Vorsicht, außer der Decke noch ein Stück Leinwand über das Spritzleder in die Öffnung des Daches selbst zu spannen.
Die derartig eingehüllten Wagen müssen jedoch öfters gelüftet werden, weil namentlich für die mit Kleister zusammengeklebten Stoffe, z. B. die breiten Borten, die Fensterrahmen, die Roll-vorhänge u. s. w., sonst ausgesetzt sind, sich mit Schimmel zu bedecken.
Die Motten sind bekanntlich der Ruin aller Wollenstoffe; um sie zu verhüten, oder selbst zu vertilgen, genügt es in das Innere der so viel als möglich luftdicht verschlossenen Wagen eine flache Schüssel mit Auflösung von Campher in Terpentin - Essenz zu setzen ; man kann auch groben Pfeffer oder Phenol-Essenz dazu verwenden.
Das Schmieren.

Die heutzutage fast ausschließlich für Luxuswagen an zuwendeten Patentachsen müssen öfters aufs sorgfältigste untersucht, und sobald man bemerkt, dass das Öl in den Kapseln zu Ende geht, geschmiert werden.
Das Rindfussöl ist unstreitig zu diesem Gebrauch das Beste; nichts desto weniger kann man, wenn solches nicht vorhanden, sich des Schaffussöls oder selbst des Olivenöls bedienen. Alle leicht auftrocknende Öle sind jedoch streng zu verwerfen, z. B. das Leinöl, welches an den Spindeln anklebt und das Festsitzen der Räder verursacht, durch welche Unannehmlichkeit man gezwungen ist, die Hilfe des Wagenbauers in Anspruch zu nehmen.
Das Fehlen des Öles, oder fehlerhaftes nicht mit erforderlicher Sorgfalt ausgeführtes Schmieren, hat gleichfalls das Festsitzen der Räder zur Folge. Die Unterhaltung der Patentachsen gilt als eine sehr pünktlich auszuführende Arbeit und müsste unserer An¬sicht nach, sobald sich die Räder leicht abnehmen lassen, folgendermaassen ausgeführt werden :
Es sind nachstehende Gegenstände erforderlich : 1) ein Brettchen von 50 zu 20 Zentimeter Breite, glatt und rein, zum Auflegen der verschiedenen Theile bestimmt, welche den Boden beschmutzen und auch Sandkörnchen aufnehmen könnten, was sorgfältig vermieden werden muss; 2) ein langes Stück Eisendraht, an einem Ende umgebogen, um die Fugen zu reinigen, am anderen Ende spitzig, um die Vorstecker herauszustoßen; 3) ein Packet Hanf, Werg oder alte Leinenlappen; 4) ein blechernes Oelkännchen, dessen Pfropfen eine Feder besitzt, um die Spindel zu schmieren. Ein doppelter Achsmutterschlüssel, um Kapseln und Muttern abzunehmen, muss sich jederzeit im Wagen befinden und im Kutscherbock aufbewahrt werden, um allen Unfällen vorbeugen zu können.
Man beginnt mit der Abnahme der Räder, eines nach dein an-deren, und nachdem die Achsen durch einen solid aufgesetzten Schmierbock erhoben sind.
Vermittelst des Achsmutterschlüssel nimmt man zuerst die Kapsel ab und mit dem Drahthäckchen den Vorstecker, hierauf die zwei Muttern, alles auf das Brettchen gelegt; das Rad wird herausgezogen und irgend wohin gestellt, sei es an eine Mauer oder an einen anderen festen Gegenstand; der in der Büchse sitzende Stell Ring, sowie auch die Lederscheibe in dem hinteren Theile der Büchse oder in der Stoß scheibe sind mit den Händen wegzunehmen.
Man reinigt nun sorgfältig jeden einzelnen Teil mit Hanf oder einem Lappen ; auf gleiche Weise verfährt man mit der Spindel und der Stoß Scheibe, durchfährt die Fugen mit dem Häkchen und endigt mit der Reinigung der Büchse und der Kapsel was eine große Sorgfalt erfordert.
In dem Falle, dass 0el auf der Spindel ranzig geworden und schwierig abzubringen wäre, tränkt man den Lappen mit Mineral oder Terpentinöl, welches die harzigen Bestandtheile entfernt.
Nachdem die verschiedenen Theile der Achse und des Rades ge¬reinigt sind, können sie beim Wiederanschrauben geschmiert werden. Man stößt zuerst die mit Talg eingeschmierte Lederscheibe über die Spindel gegen die Stoß Scheibe, versieht nachher die Spindel ringsum, vermittelst der im Pfropfen befindlichen Feder, mit Öl, gerade so viel, um nicht abzufließen ; ist dass vollzogen, so steckt man das Rad in die Achse, gibt ihm mehrere Umdrehungen nach links und nach rechts, um alle Theile der Büchse mit dem Öle in Verbindung zu bringen. Man stößt hierauf den Stellring gegen die Büchse und schraubt die erste Mutter auf derselben fest, bis sich das Rad ohne Kraftanwendung nicht mehr dreht; in diesem Zustande macht man mit dem Rade fünf bis sechs Umdrehungen, ja selbst mehr, um den Stellring und die Lederscheibe in gehörige Lage zu-versetzen und letztere dadurch etwas zusammen  zudrücken, wenn sie neu ist. Hierauf lockert man die Mutter ein wenig, bis sich das Rad von selbst dreht, ohne jedoch zu viel Spielraum zu lassen, weil sonst das Öl herauslaufen könnte. Schließlich schraubt man die zweite Mutter auf die erste, die. Bekanntlich zusehen, ob durch die während der Fahrt erlittene Erschütterung nicht das Öl in die Kapseln und die Schmierlager getrieben und so die Spindeln trocken geworden sind. Um die Circulation des Öles wieder herzustellen, genügt es meistenteils die Räder eines nach dem anderen durch den Schmierbock in die Höhe zu heben und mehrere Umdrehungen nach rechts und links mit der Hand auszuführen ; man beginnt damit langsam und beschleunigt nach und nach das Umlaufen der Räder. So viel als möglich soll diese Vorsichtsmaßregel auf dem Eisenbahnwagen selbst, oder wenigstens sofort nach geschehener Abladung ausgeführt werden.
Die gewöhnlichen Achsen erfordern in der Behandlung bedeutend weniger Sorgfalt als die Patentachsen, dagegen aber müssen sie auch öfters geschmiert werden. Um dies auszuführen, nimmt man mit dem Achsschlüssel die Mutter und hierauf das Rad ab, be¬streicht die Spindel, die Stoß scheibe und die Mutter mit dem erforderlichen Fett, und steckt das Rad wieder in die Achse, und schraubt es fest an.
Das Fett darf nie auf der Achse trocknen, weil dadurch der Zug beträchtlich erhöht wird; wenn dies vorkommen sollte, muss die Achse sorgfältig gereinigt und mit dem besten Fett geschmiert werden.
Wenn das Vordergestell eines vierrädrigen Wagens schreit oder sich schwer umdreht, muss die Mutter des Reibnagels abgenommen und das Obergestell mittelst einer Winde oder sonst einer Vorrichtung um einige Zentimeter erhoben werden, um den Scheibenkranz und seine Felgen mit trockener Seife einzureiben und vermittelst einer Feder 7 bis 8 Tropfen Öl auf den Reibnagel und die Seife zu gießen, was die Umdrehung erleichert.
Für dieses Verfahren bedienen sich manche Personen auch des Fettes; wir ziehen jedoch Seife mit etwas Öl vor, welche gleichen Zwecke entsprechen, reinlicher sind und nicht auslaufen.
Eine der Hauptursachen, welche die Umdrehung des Scheibenkranzes erschweren, besteht öfters in der Abnützung der Kranzfelgen. Auf diesen und nicht auf den Schaalblechen soll der Scheibenkranz aufliegen, welcher den unbeweglichen Teil des Vordergestelles bildet. Es ist leicht zu begreifen, dass, wenn in Folge einer Abnützung, die Kranzfelgen nicht mehr in waagrechter Lage zu dem Reibnagel stehen, sie Reibung in der Hülse des Schaalbleches veranlassen und somit die Umdrehung erschweren. Sobald man sich von diesem Übelstande überzeugt, ist es zweckmäßig, den Wagen zum Fabrikanten zu führen, um die Kranzfelgen mit Unterlagen erhöhen oder durch neue ersetzen zu lassen.
Wenn das Vordergestell wieder an Platz gebracht, schraubt man die Mutter wieder an den Reibnagel, aber nicht zu fest, und steckt den Vorstecker hinein, um das Ablaufen derselben zu ver. hüten.
Kleine Reparaturen.

— Außer den nötigen Gegenständen zur Unterhaltung und Schmierung der Wagen, soll der Kutscher auch im Besitze einer Flasche schwarzen Lackes, eines Pinsels und einer Bürste sein.
Sobald die Fußtritte, Radreifkanten, Waagstollen, Gestellarme u. s. w. durch den Gebrauch abgenützt erscheinen, ist es leicht ihnen durch einen Anstrich mit diesem Lacke ein neues Aussehen zu erteilen; nur muss der Lack beinahe trocken d. h. so dünn als möglich aufgetragen werden. Dieses Verfahren, welches Kosten verhindert, trägt dazu bei, jenes frische und glänzende Aussehen zu erhalten, durch welches sich der wirklich herrschaftliche Wagen von anderen unterscheidet.
Im Allgemeinen sollen die kleinen Reparaturen nie vernachlässigt werden und ist es besonders gut, den Zustand der Schrau-ben, der Radspeichen, die leichte Handhabung der Verdecke u. s. w. zu überwachen, und wenn irgend eine Unregelmäßigkeit bemerkt wird, soll man nicht warten, bis sich ein zweites Übel dazu gesellt, um abzuhelfen, sondern sogleich Zuflucht zum Wagenbauer nehmen, wenn es nötig ist.
Eine Reparatur bedürftiger Wagen, der dennoch zum Fahren benützt wird, verschlimmert tagtäglich seinen Zustand; er wird baldigst einer Hauptreparatur bedürfen, die bei Instandsetzung der kleineren Übelstände hätte vermieden werden können. Ein eng¬lisches Sprichwort sagt mit Hecht: A stitch in time, saves nine! Ein Stich zur Zeit, erspart deren neun!
Zum Schlusse des Abschnitts über Wagen wollen wir noch besonders empfehlen, bei den Reparaturen nicht zu pressiert zu sein, namentlich wenn es sich um einen neuen Anstrich oder neue Lackierung handelt; denn man bedenke, (lass eine in der Eile ausgeführte Arbeit stets vieles zu wünschen übrig lässt.
man die Mutter wieder an den Reibnagel, aber nicht zu fest, und steckt den Vorstecker hinein, um das Ablaufen derselben zu ver.-•
Kleine Reparaturen. — Außer den nötigen Gegen-stünden zur Unterhaltung und Schmierung der Wagen, soll der Kutscher auch im Besitze einer Flasche schwarzen Lackes, eines Pinsels und einer Bürste sein.
Sobald die Fußtritte, Radreifkanten, Waagstollen, Gestellarme u. s. w. durch den Gebrauch abgenützt erscheinen, ist es leicht ihnen durch einen Anstrich mit diesem Lacke ein neues Aussehen zu erteilen; nur muss der Lack beinahe trocken d. h. so dünn als möglich aufgetragen werden. Dieses Verfahren, welches Kosten verhindert, trägt dazu bei, jenes frische und glänzende Aussehen zu erhalten, durch welches sich der wirklich herrschaftliche Wagen von anderen unterscheidet.
Im Allgemeinen sollen die kleinen Reparaturen nie vernach-lässigt werden und ist es besonders gut, den Zustand der Schrau-ben, der Radspeichen, die leichte Handhabung der Verdecke u. s. w. zu überwachen, und wenn irgend eine Unregelmäßigkeit bemerkt wird, soll man nicht warten, bis sich ein zweites Übel dazu ge¬sellt, um abzuhelfen, sondern sogleich Zuflucht zum Wagenbauer nehmen, wenn es nötig ist.
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Quelle: Brice Thomas Paris 1880