PRAKTISCHE ANWEISUNG von BRICE THOMAS 1880 Teil 3


GESCHIRR.
Geschirrkammer. — Was wir über die Beschaffenheit der Wagenremisen gesagt haben, hat auch für die Geschirrkammer ihre Anwendung; wir sind der Ansicht, dass ein Fussboden von .Eichenholz unumgänglich erforderlich ist, sowie auch die Stellen, ,wo die Geschirre aufgehängt werden, mit dicken Brettern zu bekleiden sind, so dass keiner der Theile die Mauer berührt
Die Ausdünstungen des Ammoniak, die Sonne, der Staub und •hauptsächlich die Feuchtigkeit sollen sorgfältig vermieden werden, denn dieselben bereiten hier noch mehr Unannehmlichkeiten als in den Wagenremisen. Es ist selbst ratsam, die Geschirre in einer gewissen Temperatur (8-100 Cent. wenigstens) zu erhalten, damit das Leder im Winter durch die Kälte nicht springt und die Feuchtigkeit keinen Grünspan auf den messingenen oder plattierten Beschlägen, noch Rost auf den Stahlteilen erzeugt.
Zu diesem Zwecke richtet man irgend eine Heizvorrichtung ein und bringt die Türe womöglich so an, dass sie sich gegen ein, verschlossenes Lokal öffnet, vielleicht gegen die Wagenremise, wodurch das Eindringen feuchter Luft von außen vermieden wird.
Die Einrichtung besteht je nach Anzahl der Geschirre und Sättel, in Geschirrrechen und Sattelgestellen von Eichenholz oder Eisen, auf die Holzbekleidung befestigt, und in Peitschenträgern verschiedener Gattung ; einem Schrank zur Aufbewahrung der ver-schiedenen Putzgegenstände, der Decken und Gurten, wie über¬haupt gewisser Stallartikel; aus besonderen Haken für Riemen¬werk und Sattelgurten ; einem gut verschlossenen Glaskasten für alle polierten Stahltheile, wie Gebisse, Trensen, Kinnketten, Deichselbrillen, die man überdies noch auf ein Brett aufhängen kann ; aus einigen Geschirrböcken und nötigenfalls aus einem Tische und einem Schemel. Öfters bewahrt man noch darin die mit polierten Beschlägen versehenen Vorwaagen für Viergespann auf, welche in den Wagenremisen rosten würden.
Jeder besorgte Kutscher wird auf gutes Aussehen seiner Geschirrkammer halten : er kehrt sie aus, wichst den Boden, unter¬hält das Holzgetäfel und die Metalltheile und ist stolz darauf, wenn sich Gelegenheit darbietet, den Besuchenden den guten Bestand, die Einrichtung und die gute Ordnung überhaupt zeigen zu können. Er nimmt also gute Rücksicht, die Reinigung der Gegenstände wenn möglich außerhalb der Geschirrremise vorzunehmen, und zwar an Orten, die weniger für Verunreinigung empfänglich sind.
Wenn in Folge längerer Abwesenheit der Herrschaft oder aus sonstiger Veranlassung die Geschirrkammer einige Zeit geschlossen bleibt, ist es zweckmäßig, die Geschirre, Sättel und anderen Be¬standtheile, welche nicht eingeschlossen sind, mit einem Tuche sorgfältig zu überdecken, um sie vor Staub zu bewahren.
Unterhalt der Geschirre überhaupt. — Die Geschirre erfordern nicht wie die Wagen nach jedem Gebrauche komplett gereinigt zu werden. Wenn die Straßen weder knotig noch staubig sind, genügt es, die Schmierledertheile zu bürsten, vom Staub zu befreien, das Lackleder abzutrocknen und die Metalleile mit einem trockenen Lappen abzureiben.
Man soll dessen ungeachtet die Stellen, wo der Schweiß des Pferdes sich angesetzt, immer mit einem Schwamme abwaschen, wie z. B. und hauptsächlich den inneren Teil der Kummete, Sprungriemen, Kammdeckel, Bauchgurten und Schwanzriemen. Es ist ratsam, dieses Waschen gleich vorzunehmen, wenn man die Geschirre von den Haken abhebt, auf welche man sie nach dem Ausschirren der Pferde gehängt hatte, welch' letztere selbstverstanden eher besorgt sein müssen, bevor der Kutscher andere Arbeit verrichtet.
Dieses teilweise 'Waschen beendigt, legt man die Geschirre auf die zur Reinigung bestimmten Bretter; nachdem sie gebürstet, reibt man die oben angeführten Theile, welche geschmeidig er¬halten sein sollen, mit einem in Rindfuss-Oel getränkten Lappen.
Der Federwisch in der Geschirrkammer kann jenem zum Ab¬stauben der Wagen gleich sein; um aber den Lack nicht zu verderben, wäre es gut, ihn von mittlerer Stärke zu nehmen, weil er bequemer und die Federn weniger dem Brechen ausgesetzt sind.

Das Waschen. — Wenn ein Geschirr teilweise mit Kot bedeckt ist, soll man nacheinander sämtliche Teile auseinander-schnallen mit dem Schwamme waschen und besonders auf die lackierten Ledertheile die größte Sorgfalt verwenden, welche man mit einem angefeuchteten weichen Gemsenleder abtrocknet; die fetten Ledertheile können mit einem schon gebrauchten Felle, das vielleicht schon für den Wagen gedient, abgetrocknet werden. Ist dies geschehen, so legt man die verschiedenen Theile auf ein zur Reinigung bestimmtes Brett, das, besonders im Sommer, vor der Sonne geschützt sein muss. Wenn alle gut getrocknet sind, werden sie gewichst, welches stets nach dem Waschen eine unumgänglich notwendige Arbeit ist.
Das Wichsen und Unterhalten des geschmierten Leders. — Die Tinten-Geschirrwichse ist flüssig und gilt jene für die beste, welche das Leder so wenig wie möglich verhärtet, gut eindringt und wovon eine zu häufige Auftragung nicht erforderlich ist. Die Behauptung mancher Kutscher, dass jene, die am leichtesten zu behandeln und am schnellsten Glanz hervorbringt, die beste sei, ist daher ganz irrig.
Die Art und Weise, wie das Bürsten vor sich geht, trägt viel dazu bei, die Arbeit zu erleichtern. Drei Bürsten sind dazu erforderlich eine Kotbürste, eine Auftragbürste und eine Glanzbürste.
'Nachdem das Geschirr auseinandergenommen und je nach Bedarf gewaschen oder gebürstet worden ist, gießt man Wichse in eine Schale und trügt sie mit der Bürste auf alle geschmierten Ledert heile auf. Jedes Stück wird hierauf von Neuem an die Luft auf das Brett gelegt, bis es trocken, was leicht an der matten bläulichen Farbe zu erkennen ist.
Je nach Beschaffenheit und Quantität der aufgetragenen Wichse vergeht eine gewisse Zeit, bis man zum Glanz schreiten kann. Hat man eine Wichse, die ein wenig mehr Zeit erfordert, bis sie blau. wird, ist dies so nicht die schlechteste, im Gegenteil, sie dringt tiefer ein, und besitzt in Folge dessen mehr Haltbarkeit als jene, welche schnell trocknet, und soll sie auch noch so gut erscheinen, so verdirbt sie stets das Leder, welches hart und spröde wird. Auch ist es zweckmäßig, dasselbe durch zeitweiliges Einschmie¬ren von Rindfuss-Oel geschmeidig und weich zu erhalten; das Hervorbringen des Glanzes wird dadurch freilich etwas erschwert, geht jedoch in ein paar Tagen wieder ganz leicht.
Nachdem das Leder gebürstet ist und Glanz erhalten hat, ist es gut, gegen das Eindringen des Wassers, mit einer Bürste ein wenig gelbes Wachs aufzutragen. Man erhält dadurch einen Glanz, auf welchem das Wasser abrollt, ohne der Wichse zu schade

Quelle: Brice Thomas Paris 1880



GESCHIRR.
Geschirrkammer. — Was wir über die Beschaffenheit der Wagenremisen gesagt haben, hat auch für die Geschirrkammer ihre Anwendung; wir sind der Ansicht, dass ein Fussboden von .Eichenholz unumgänglich erforderlich ist, sowie auch die Stellen, ,wo die Geschirre aufgehängt werden, mit dicken Brettern zu bekleiden sind, so dass keiner der Theile die Mauer berührt
Die Ausdünstungen des Ammoniak, die Sonne, der Staub und •hauptsächlich die Feuchtigkeit sollen sorgfältig vermieden werden, denn dieselben bereiten hier noch mehr Unannehmlichkeiten als in den Wagenremisen. Es ist selbst ratsam, die Geschirre in einer gewissen Temperatur (8-100 Cent. wenigstens) zu erhalten, damit das Leder im Winter durch die Kälte nicht springt und die Feuchtigkeit keinen Grünspan auf den messingenen oder plattierten Beschlägen, noch Rost auf den Stahlteilen erzeugt.
Zu diesem Zwecke richtet man irgend eine Heizvorrichtung ein und bringt die Türe womöglich so an, dass sie sich gegen ein, verschlossenes Lokal öffnet, vielleicht gegen die Wagenremise, wodurch das Eindringen feuchter Luft von außen vermieden wird.
Die Einrichtung besteht je nach Anzahl der Geschirre und Sättel, in Geschirrrechen und Sattelgestellen von Eichenholz oder Eisen, auf die Holzbekleidung befestigt, und in Peitschenträgern verschiedener Gattung ; einem Schrank zur Aufbewahrung der ver-schiedenen Putzgegenstände, der Decken und Gurten, wie über¬haupt gewisser Stallartikel; aus besonderen Haken für Riemen¬werk und Sattelgurten ; einem gut verschlossenen Glaskasten für alle polierten Stahltheile, wie Gebisse, Trensen, Kinnketten, Deichselbrillen, die man überdies noch auf ein Brett aufhängen kann ; aus einigen Geschirrböcken und nötigenfalls aus einem Tische und einem Schemel. Öfters bewahrt man noch darin die mit polierten Beschlägen versehenen Vorwaagen für Viergespann auf, welche in den Wagenremisen rosten würden.
Jeder besorgte Kutscher wird auf gutes Aussehen seiner Geschirrkammer halten : er kehrt sie aus, wichst den Boden, unter¬hält das Holzgetäfel und die Metalltheile und ist stolz darauf, wenn sich Gelegenheit darbietet, den Besuchenden den guten Bestand, die Einrichtung und die gute Ordnung überhaupt zeigen zu können. Er nimmt also gute Rücksicht, die Reinigung der Gegenstände wenn möglich außerhalb der Geschirrremise vorzunehmen, und zwar an Orten, die weniger für Verunreinigung empfänglich sind.
Wenn in Folge längerer Abwesenheit der Herrschaft oder aus sonstiger Veranlassung die Geschirrkammer einige Zeit geschlossen bleibt, ist es zweckmäßig, die Geschirre, Sättel und anderen Be¬standtheile, welche nicht eingeschlossen sind, mit einem Tuche sorgfältig zu überdecken, um sie vor Staub zu bewahren.
Unterhalt der Geschirre überhaupt. — Die Geschirre erfordern nicht wie die Wagen nach jedem Gebrauche komplett gereinigt zu werden. Wenn die Straßen weder knotig noch staubig sind, genügt es, die Schmierledertheile zu bürsten, vom Staub zu befreien, das Lackleder abzutrocknen und die Metalleile mit einem trockenen Lappen abzureiben.
Man soll dessen ungeachtet die Stellen, wo der Schweiß des Pferdes sich angesetzt, immer mit einem Schwamme abwaschen, wie z. B. und hauptsächlich den inneren Teil der Kummete, Sprungriemen, Kammdeckel, Bauchgurten und Schwanzriemen. Es ist ratsam, dieses Waschen gleich vorzunehmen, wenn man die Geschirre von den Haken abhebt, auf welche man sie nach dem Ausschirren der Pferde gehängt hatte, welch' letztere selbstverstanden eher besorgt sein müssen, bevor der Kutscher andere Arbeit verrichtet.
Dieses teilweise 'Waschen beendigt, legt man die Geschirre auf die zur Reinigung bestimmten Bretter; nachdem sie gebürstet, reibt man die oben angeführten Theile, welche geschmeidig er¬halten sein sollen, mit einem in Rindfuss-Oel getränkten Lappen.
Der Federwisch in der Geschirrkammer kann jenem zum Ab¬stauben der Wagen gleich sein; um aber den Lack nicht zu verderben, wäre es gut, ihn von mittlerer Stärke zu nehmen, weil er bequemer und die Federn weniger dem Brechen ausgesetzt sind.

Das Waschen. — Wenn ein Geschirr teilweise mit Kot bedeckt ist, soll man nacheinander sämtliche Teile auseinander-schnallen mit dem Schwamme waschen und besonders auf die lackierten Ledertheile die größte Sorgfalt verwenden, welche man mit einem angefeuchteten weichen Gemsenleder abtrocknet; die fetten Ledertheile können mit einem schon gebrauchten Felle, das vielleicht schon für den Wagen gedient, abgetrocknet werden. Ist dies geschehen, so legt man die verschiedenen Theile auf ein zur Reinigung bestimmtes Brett, das, besonders im Sommer, vor der Sonne geschützt sein muss. Wenn alle gut getrocknet sind, werden sie gewichst, welches stets nach dem Waschen eine unumgänglich notwendige Arbeit ist.
Das Wichsen und Unterhalten des geschmierten Leders. — Die Tinten-Geschirrwichse ist flüssig und gilt jene für die beste, welche das Leder so wenig wie möglich verhärtet, gut eindringt und wovon eine zu häufige Auftragung nicht erforderlich ist. Die Behauptung mancher Kutscher, dass jene, die am leichtesten zu behandeln und am schnellsten Glanz hervorbringt, die beste sei, ist daher ganz irrig.
Die Art und Weise, wie das Bürsten vor sich geht, trägt viel dazu bei, die Arbeit zu erleichtern. Drei Bürsten sind dazu erforderlich eine Kotbürste, eine Auftragbürste und eine Glanzbürste.
'Nachdem das Geschirr auseinandergenommen und je nach Bedarf gewaschen oder gebürstet worden ist, gießt man Wichse in eine Schale und trügt sie mit der Bürste auf alle geschmierten Ledert heile auf. Jedes Stück wird hierauf von Neuem an die Luft auf das Brett gelegt, bis es trocken, was leicht an der matten bläulichen Farbe zu erkennen ist.
Je nach Beschaffenheit und Quantität der aufgetragenen Wichse vergeht eine gewisse Zeit, bis man zum Glanz schreiten kann. Hat man eine Wichse, die ein wenig mehr Zeit erfordert, bis sie blau. wird, ist dies so nicht die schlechteste, im Gegenteil, sie dringt tiefer ein, und besitzt in Folge dessen mehr Haltbarkeit als jene, welche schnell trocknet, und soll sie auch noch so gut erscheinen, so verdirbt sie stets das Leder, welches hart und spröde wird. Auch ist es zweckmäßig, dasselbe durch zeitweiliges Einschmie¬ren von Rindfuss-Oel geschmeidig und weich zu erhalten; das Hervorbringen des Glanzes wird dadurch freilich etwas erschwert, geht jedoch in ein paar Tagen wieder ganz leicht.
Nachdem das Leder gebürstet ist und Glanz erhalten hat, ist es gut, gegen das Eindringen des Wassers, mit einer Bürste ein wenig gelbes Wachs aufzutragen. Man erhält dadurch einen Glanz, auf welchem das Wasser abrollt, ohne der Wichse zu schade

Quelle: Brice Thomas Paris 1880