Go Cabrio - Sommerfahrzeuge des Adels


 

 

 

 

Alles Cabrio
Sommerfahrzeuge des Adels


Wagenburg, Schloß Schönbrunn, A-1130 Wien
1.5. bis 30.9.2012, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr
Sommerfeeling der Zeit um 1900 kann man bei der Präsentation „Alles Cabrio!“ in der
Schönbrunner Wagenburg erleben: Schnittige Adelsfahrzeuge, von denen einige seit fast
hundert Jahren im Depot versteckt waren, wurden eigens für diese Schau restauriert und
zeigen dass auch die Ahnen unserer Cabrios schon ziemlich flott waren.
Zu den wichtigsten Vergnügungen des Sommers gehörte neben dem Reiten auch das
Fahren in offenen Kutschen. Elegante Sommerequipagen boten Gelegenheit „zu sehen und
gesehen zu werden“, wobei die Damen ihre neuen Garderoben zur Schau stellten, und die
Herren durch die Eleganz ihrer Pferde, ihrer Wägen und der perfekt darauf abgestimmten
Livreen ihrer Diener beeindruckten. Eröffnet wurde die Saison Jahr für Jahr mit dem
berühmten „Frühlingsfest“ im Wiener Prater: Scharen von Reitern und Fußgängern strömten
an diesem Tag herbei, um einen ersten Blick auf die neuen Equipagen des Kaisers und des
Adels zu erhaschen, die in einer langen Prozession von „herrlichen doppelten Wagenreihen“
durch den Prater rollten. In den folgenden Wochen prägten diese Fahrzeuge dann das
Erscheinungsbild der gesamten Stadt.
Für alle Schönwetter-Aktivitäten gab es übrigens eigene Fahrzeugtypen: In den adeligen
Fuhrparks fanden sich daher elegante Promenadewägen mit oder ohne Kutschbock,
schnittige Sportwägen die vom Eigentümer selbst gelenkt wurden, praktische Jagdwägen in
denen auch Hunde Platz fanden und große Freizeitkutschen, die viele Passagiere
aufnehmen konnten und für Landpartien mit Picknicks ebenso geeignet waren, wie als
Zuschauertribünen bei Pferderennen.
In der Wagenburg sieht man nun unter anderem einen großen Jagdwagen, mit dem Sisis
Jagdfreund Graf Franz Clam-Gallas einst das Wagenrennen im Wiener Prater gewann, den
eleganten „Praterwagen“ der Fürstin Eleonore zu Schwarzenberg und den flotten
Sportwagen, den Sisis Schwester Helene von Thurn und Taxis (die erste Braut von Kaiser
Franz Joseph) selber lenkte.

 

 

 

 

Jagdbreak („Break de Chasse“) des Grafen Franz von Clam-Gallas


Hofwagenfabrik Marius (Wien), um 1880. Lackierung und Tapezierung später erneuert
Inv. Nr.: D 26
Der ursprünglich zum Einfahren junger Pferde entwickelte „Break“ wurde seit ca 1870/80
zum sommerlichen Freizeitwagen der eleganten Welt. Er wurde meist vom Eigentümer
selbst gelenkt und konnte sowohl bei Jagden am Land, als auch bei Pferde- und
Wagenrennen in der Stadt verwendet werden. Typisch für den Break sind die hohe
Kutscherbank, der nur wenig unterschnittene, hohe Kasten mit zwei einander gegenüber
liegenden Sitzbänken, und der stark erhöhte Dienersitz, auf dem beim Pferderennen wegen
der guten Aussicht allerdings die Herrschaft Platz nahm. Als Aufstiegshilfe, vor allem für
Damen, konnte dann zusätzlich eine kleine Eisenleiter angelegt werden. In den Hohlräumen
unter den Sitzen, die durch waagrechte Lamellen-Öffnungen belüftet sind, wurden bei Bedarf
die Hunde mitgeführt.
Graf Franz Clam-Gallas (1854-1930), der einer der Jagdfreunde von Kaiserin Elisabeth war,
gewann 1906 mit diesem Wagen den ersten Preis bei der großen Wiener
„Equipagenkonkurrenz“ (siehe Foto).

 

 

 

 

 

Picknick-Korb mit reichem Zubehör


Wien, um 1900
Museen des Mobiliendepots (Inv.Nr.: MD 180017)
Besuche von Pferderennen und ländliche Jagdausflüge mit Breaks oder Mailcoaches
gehörten zu den beliebtesten Sommervergnügen des Adels. Die zahlreichen Passagiere der
Fahrzeuge wurden dann gerne bei einem Picknick verpflegt, wofür natürlich die
entsprechende Ausrüstung nötig war. Der hier gezeigte, um 1900 entstandene Picknick-Korb
ist ein schönes Beispiel für die in solchen Fällen mitgeführte luxuriöse Ausstattung, die sogar
das Kochen von Tee ermöglichte.

 

 

 

 

 

Barouche („Praterwagen“) aus dem Besitz der Fürstin Eleonore zu Schwarzenberg


Carl Marius (Wien); um 1860
Inv. Nr.: D 35
Als nobelste Form des vierrädrigen Sommerwagens galt die „Barouche“, die sich durch
besondere Eleganz und Leichtigkeit auszeichnete. Ihr meist schiffförmiger Kasten war mit
einem Halbverdeck ausgestattet und konnte drei bis vier Fahrgäste aufnehmen. Bei
schönem Wetter war die „Barouche“ ein idealer Wagen für Ausfahrten in der Stadt und ihren
Parks. Mit entsprechender Anspannung konnte sie darüber hinaus auch bei sommerlichen
Gala-Auffahrten eingesetzt werden.
Die „Barouche“ der Fürstin Eleonore Schwarzenberg (1812-1873) wird in alten Inventaren als
„Praterwagen“ bezeichnet und fuhr wohl regelmäßig bei der berühmten Frühjahrsfahrt im
Wiener Prater auf. Sie ist ein außerordentlich eleganter Vertreter dieses Typs: Ihr direkt auf
die Druckfedern des Fahrgestells montierter Kasten ist im oberen Bereich mit aufgelegtem
Korbgeflecht verziert – ein besonderer Luxus, der 1861als Modeneuheit propagiert wurde.
Besonders exquisit ist auch die textile Ausstattung mit cremefarbiger Seide und Borten mit
eingewebtem Monogramm und Fürstenhut.

 

 

 

 

 

Livree eines Kutschers oder Lakaien der Fürsten Schwarzenberg


Wien, um 1860
KHM, MD, D 5-2
Elegante Equipagen führten neben dem Kutscher stets auch Diener mit, deren Aufgabe es
war, den Wagenschlag zu öffnen und der Herrschaft beim Ein- und Aussteigen behilflich zu
sein. Mit ihren aufwändigen Livreen trugen sie wesentlich zum prunkvollen Erscheinungsbild
der Equipage bei und waren zugleich auch ein Erkennungsmerkmal und Statussymbol der
jeweiligen Familie.

 

 

 

 

 

Victoria à la Daumont der Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis


Joseph Neuß zugeschrieben, Berlin um 1858
Inv. Nr.: D 095
Die nach der englischen Königin benannte „Victoria“ war seit ca 1850 ein eleganter,
sommerlicher Modewagen. Sie bot Platz für zwei Passagiere, die durch ein Faltdach vor
plötzlich einsetzendem Regen geschützt werden konnten. Darüber hinaus war manchmal –
so wie in unserem Fall – gegen die Fahrtrichtung noch ein klappbarer Notsitz für eine dritte
Person angebracht. Ein großes geschwungenes, über die Vorderachse reichendes
Spritzleder schützte die elegant gekleideten Insassen vor dem Staub, den die Vorderräder
aufwirbelten. Da der Kasten auf Türen verzichtete, konnten die Passagiere besonders gut
gesehen werden. Dies machte die Victoria zu einem beliebten Damenwagen, mit dem die
Besitzerinnen ihre Garderobe bei der Ausfahrt in Parks und Boulevards wirkungsvoll zur
Geltung bringen konnten.
Die hier gezeigte „Victoria“ gehörte Helene von Thurn und Taxis (1834-1890), der älteren
Schwester von Kaiserin Elisabeth. Gelenkt wurde dieser Wagen entweder von der Prinzessin
selbst oder von reitenden Kutschern („Jockeys“).

 

 

 

 

 

Damen-Sommerkleid


Wien, 1902
Wien Museum (Inv.Nr.: M15769)

 

 

 

 

 

Sonnenschirm einer Gräfin Clam-Gallas


Wien, um 1900
KHM, MD, N 312

 

 

 

 

 

Damenkutschier-Peitsche mit integriertem Sonnenschirm,


aus dem Besitz einer Prinzessin Schwarzenberg
Swaine & Adeney (London); 1885
Inv.Nr.: D 37
Selbst zu kutschieren war ein sportliches Vergnügen, das seit jeher auch von Damen
praktiziert wurde. So gab es spezielle Kutschentypen für weibliche Fahrer, die meist leicht
gebaut waren und deren niedrig liegende Kästen das Einsteigen mit langen Kleidern
erleichterten. Darüber hinaus gab es auch zahlreiche, speziell für Damen entworfene
Accessoires, die praktischen Nutzen und modische Details verbanden. So benötigten Fahrer
und Fahrerinnen besonders lange „Kutschierpeitschen“, mit denen man die Pferde vom
Fond des Wagens aus erreichen konnte. Die hier gezeigte Kutschierpeitsche einer
Prinzessin Schwarzenberg ist mit einem eleganten Sonnenschirmchen aus cremefarbiger
Seide ausgestattet, wodurch sie zu einem ebenso grazilen wie modischen Accessoire wird,
das auch den hellen Teint der Fahrerin schützt.

 

 

 

 

 

Korbwagen („Cabriolet à la Daumont“) der Fürsten von Thurn und Taxis


Gebrüder Kölber. Budapest, 1889
Inv.-Nr.: D 100
Wägen mit Kästen aus Korbgeflecht wurden um 1865 in Paris als sommerliche Fahrzeuge
modern und erfreuten sich in den folgenden Jahrzehnten in ganz Europa steigender
Beliebtheit.
Dieser kleine Korbwagen ist ein vierrädriges „Cabriolet à la Daumont“ und stammt aus dem
Besitz der Fürstin Margarete von Thurn und Taxis. Kennzeichen dieser eher seltenen
Wagenart sind der türlose, muschelförmige Kasten ohne Verdeck, der für zwei Personen
eingerichtet ist, der an der Rückseite des Kastens fixierte Dienersitz und der Verzicht auf
einen Kutschbock, da das Fahrzeug von der Herrschaft selbst gelenkt wurde.
Eine Besonderheit dieses Wagens bildet der vom französischen Fabrikanten Merville
konstruierte längliche Sonnenschirm aus weißer Seide, der mittels einer Stange in eine
Halterung an der Rückseite der Sitzbank gesteckt werden kann. Er schützte die Herrschaft
vor zu starker Sonne und ist zugleich ein dekoratives Element, das wesentlich zum elegantverspielten
Erscheinungsbild des Fahrzeugs beiträgt.

 

 

 

 

 

Livree eines Kutschers oder Lakaien der Fürsten Thurn und Taxis


Anfang 20. Jahrhundert
KHM, MD, D 14/1
Livree eines Leibjägers der Fürsten Thurn und Taxis
Anfang 20. Jahrhundert
KHM, MD, D 14/2
Elegante Equipagen führten neben dem Kutscher stets auch Diener mit, zu denen in Wien
häufig ein Jäger gehörte. Ihre Aufgabe war es, den Wagenschlag zu öffnen und der
Herrschaft beim Ein- und Aussteigen behilflich zu sein. Mit ihren aufwändigen Livreen trugen
sie wesentlich zum prunkvollen Erscheinungsbild der Equipage bei und waren zugleich auch
ein Erkennungsmerkmal und Statussymbol der jeweiligen Familie

 

 

 

 

 

© Text: Monica Kurzel-Runtscheiner
© Fotos: Kunsthistorisches Museum, Wien Museum, Museen des Mobiliendepots
(alle Wien), Sammlungen des Fürsten Thurn und Taxis (Regensburg)



 

 

 

 

Alles Cabrio
Sommerfahrzeuge des Adels


Wagenburg, Schloß Schönbrunn, A-1130 Wien
1.5. bis 30.9.2012, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr
Sommerfeeling der Zeit um 1900 kann man bei der Präsentation „Alles Cabrio!“ in der
Schönbrunner Wagenburg erleben: Schnittige Adelsfahrzeuge, von denen einige seit fast
hundert Jahren im Depot versteckt waren, wurden eigens für diese Schau restauriert und
zeigen dass auch die Ahnen unserer Cabrios schon ziemlich flott waren.
Zu den wichtigsten Vergnügungen des Sommers gehörte neben dem Reiten auch das
Fahren in offenen Kutschen. Elegante Sommerequipagen boten Gelegenheit „zu sehen und
gesehen zu werden“, wobei die Damen ihre neuen Garderoben zur Schau stellten, und die
Herren durch die Eleganz ihrer Pferde, ihrer Wägen und der perfekt darauf abgestimmten
Livreen ihrer Diener beeindruckten. Eröffnet wurde die Saison Jahr für Jahr mit dem
berühmten „Frühlingsfest“ im Wiener Prater: Scharen von Reitern und Fußgängern strömten
an diesem Tag herbei, um einen ersten Blick auf die neuen Equipagen des Kaisers und des
Adels zu erhaschen, die in einer langen Prozession von „herrlichen doppelten Wagenreihen“
durch den Prater rollten. In den folgenden Wochen prägten diese Fahrzeuge dann das
Erscheinungsbild der gesamten Stadt.
Für alle Schönwetter-Aktivitäten gab es übrigens eigene Fahrzeugtypen: In den adeligen
Fuhrparks fanden sich daher elegante Promenadewägen mit oder ohne Kutschbock,
schnittige Sportwägen die vom Eigentümer selbst gelenkt wurden, praktische Jagdwägen in
denen auch Hunde Platz fanden und große Freizeitkutschen, die viele Passagiere
aufnehmen konnten und für Landpartien mit Picknicks ebenso geeignet waren, wie als
Zuschauertribünen bei Pferderennen.
In der Wagenburg sieht man nun unter anderem einen großen Jagdwagen, mit dem Sisis
Jagdfreund Graf Franz Clam-Gallas einst das Wagenrennen im Wiener Prater gewann, den
eleganten „Praterwagen“ der Fürstin Eleonore zu Schwarzenberg und den flotten
Sportwagen, den Sisis Schwester Helene von Thurn und Taxis (die erste Braut von Kaiser
Franz Joseph) selber lenkte.

 

 

 

 

Jagdbreak („Break de Chasse“) des Grafen Franz von Clam-Gallas


Hofwagenfabrik Marius (Wien), um 1880. Lackierung und Tapezierung später erneuert
Inv. Nr.: D 26
Der ursprünglich zum Einfahren junger Pferde entwickelte „Break“ wurde seit ca 1870/80
zum sommerlichen Freizeitwagen der eleganten Welt. Er wurde meist vom Eigentümer
selbst gelenkt und konnte sowohl bei Jagden am Land, als auch bei Pferde- und
Wagenrennen in der Stadt verwendet werden. Typisch für den Break sind die hohe
Kutscherbank, der nur wenig unterschnittene, hohe Kasten mit zwei einander gegenüber
liegenden Sitzbänken, und der stark erhöhte Dienersitz, auf dem beim Pferderennen wegen
der guten Aussicht allerdings die Herrschaft Platz nahm. Als Aufstiegshilfe, vor allem für
Damen, konnte dann zusätzlich eine kleine Eisenleiter angelegt werden. In den Hohlräumen
unter den Sitzen, die durch waagrechte Lamellen-Öffnungen belüftet sind, wurden bei Bedarf
die Hunde mitgeführt.
Graf Franz Clam-Gallas (1854-1930), der einer der Jagdfreunde von Kaiserin Elisabeth war,
gewann 1906 mit diesem Wagen den ersten Preis bei der großen Wiener
„Equipagenkonkurrenz“ (siehe Foto).

 

 

 

 

 

Picknick-Korb mit reichem Zubehör


Wien, um 1900
Museen des Mobiliendepots (Inv.Nr.: MD 180017)
Besuche von Pferderennen und ländliche Jagdausflüge mit Breaks oder Mailcoaches
gehörten zu den beliebtesten Sommervergnügen des Adels. Die zahlreichen Passagiere der
Fahrzeuge wurden dann gerne bei einem Picknick verpflegt, wofür natürlich die
entsprechende Ausrüstung nötig war. Der hier gezeigte, um 1900 entstandene Picknick-Korb
ist ein schönes Beispiel für die in solchen Fällen mitgeführte luxuriöse Ausstattung, die sogar
das Kochen von Tee ermöglichte.

 

 

 

 

 

Barouche („Praterwagen“) aus dem Besitz der Fürstin Eleonore zu Schwarzenberg


Carl Marius (Wien); um 1860
Inv. Nr.: D 35
Als nobelste Form des vierrädrigen Sommerwagens galt die „Barouche“, die sich durch
besondere Eleganz und Leichtigkeit auszeichnete. Ihr meist schiffförmiger Kasten war mit
einem Halbverdeck ausgestattet und konnte drei bis vier Fahrgäste aufnehmen. Bei
schönem Wetter war die „Barouche“ ein idealer Wagen für Ausfahrten in der Stadt und ihren
Parks. Mit entsprechender Anspannung konnte sie darüber hinaus auch bei sommerlichen
Gala-Auffahrten eingesetzt werden.
Die „Barouche“ der Fürstin Eleonore Schwarzenberg (1812-1873) wird in alten Inventaren als
„Praterwagen“ bezeichnet und fuhr wohl regelmäßig bei der berühmten Frühjahrsfahrt im
Wiener Prater auf. Sie ist ein außerordentlich eleganter Vertreter dieses Typs: Ihr direkt auf
die Druckfedern des Fahrgestells montierter Kasten ist im oberen Bereich mit aufgelegtem
Korbgeflecht verziert – ein besonderer Luxus, der 1861als Modeneuheit propagiert wurde.
Besonders exquisit ist auch die textile Ausstattung mit cremefarbiger Seide und Borten mit
eingewebtem Monogramm und Fürstenhut.

 

 

 

 

 

Livree eines Kutschers oder Lakaien der Fürsten Schwarzenberg


Wien, um 1860
KHM, MD, D 5-2
Elegante Equipagen führten neben dem Kutscher stets auch Diener mit, deren Aufgabe es
war, den Wagenschlag zu öffnen und der Herrschaft beim Ein- und Aussteigen behilflich zu
sein. Mit ihren aufwändigen Livreen trugen sie wesentlich zum prunkvollen Erscheinungsbild
der Equipage bei und waren zugleich auch ein Erkennungsmerkmal und Statussymbol der
jeweiligen Familie.

 

 

 

 

 

Victoria à la Daumont der Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis


Joseph Neuß zugeschrieben, Berlin um 1858
Inv. Nr.: D 095
Die nach der englischen Königin benannte „Victoria“ war seit ca 1850 ein eleganter,
sommerlicher Modewagen. Sie bot Platz für zwei Passagiere, die durch ein Faltdach vor
plötzlich einsetzendem Regen geschützt werden konnten. Darüber hinaus war manchmal –
so wie in unserem Fall – gegen die Fahrtrichtung noch ein klappbarer Notsitz für eine dritte
Person angebracht. Ein großes geschwungenes, über die Vorderachse reichendes
Spritzleder schützte die elegant gekleideten Insassen vor dem Staub, den die Vorderräder
aufwirbelten. Da der Kasten auf Türen verzichtete, konnten die Passagiere besonders gut
gesehen werden. Dies machte die Victoria zu einem beliebten Damenwagen, mit dem die
Besitzerinnen ihre Garderobe bei der Ausfahrt in Parks und Boulevards wirkungsvoll zur
Geltung bringen konnten.
Die hier gezeigte „Victoria“ gehörte Helene von Thurn und Taxis (1834-1890), der älteren
Schwester von Kaiserin Elisabeth. Gelenkt wurde dieser Wagen entweder von der Prinzessin
selbst oder von reitenden Kutschern („Jockeys“).

 

 

 

 

 

Damen-Sommerkleid


Wien, 1902
Wien Museum (Inv.Nr.: M15769)

 

 

 

 

 

Sonnenschirm einer Gräfin Clam-Gallas


Wien, um 1900
KHM, MD, N 312

 

 

 

 

 

Damenkutschier-Peitsche mit integriertem Sonnenschirm,


aus dem Besitz einer Prinzessin Schwarzenberg
Swaine & Adeney (London); 1885
Inv.Nr.: D 37
Selbst zu kutschieren war ein sportliches Vergnügen, das seit jeher auch von Damen
praktiziert wurde. So gab es spezielle Kutschentypen für weibliche Fahrer, die meist leicht
gebaut waren und deren niedrig liegende Kästen das Einsteigen mit langen Kleidern
erleichterten. Darüber hinaus gab es auch zahlreiche, speziell für Damen entworfene
Accessoires, die praktischen Nutzen und modische Details verbanden. So benötigten Fahrer
und Fahrerinnen besonders lange „Kutschierpeitschen“, mit denen man die Pferde vom
Fond des Wagens aus erreichen konnte. Die hier gezeigte Kutschierpeitsche einer
Prinzessin Schwarzenberg ist mit einem eleganten Sonnenschirmchen aus cremefarbiger
Seide ausgestattet, wodurch sie zu einem ebenso grazilen wie modischen Accessoire wird,
das auch den hellen Teint der Fahrerin schützt.

 

 

 

 

 

Korbwagen („Cabriolet à la Daumont“) der Fürsten von Thurn und Taxis


Gebrüder Kölber. Budapest, 1889
Inv.-Nr.: D 100
Wägen mit Kästen aus Korbgeflecht wurden um 1865 in Paris als sommerliche Fahrzeuge
modern und erfreuten sich in den folgenden Jahrzehnten in ganz Europa steigender
Beliebtheit.
Dieser kleine Korbwagen ist ein vierrädriges „Cabriolet à la Daumont“ und stammt aus dem
Besitz der Fürstin Margarete von Thurn und Taxis. Kennzeichen dieser eher seltenen
Wagenart sind der türlose, muschelförmige Kasten ohne Verdeck, der für zwei Personen
eingerichtet ist, der an der Rückseite des Kastens fixierte Dienersitz und der Verzicht auf
einen Kutschbock, da das Fahrzeug von der Herrschaft selbst gelenkt wurde.
Eine Besonderheit dieses Wagens bildet der vom französischen Fabrikanten Merville
konstruierte längliche Sonnenschirm aus weißer Seide, der mittels einer Stange in eine
Halterung an der Rückseite der Sitzbank gesteckt werden kann. Er schützte die Herrschaft
vor zu starker Sonne und ist zugleich ein dekoratives Element, das wesentlich zum elegantverspielten
Erscheinungsbild des Fahrzeugs beiträgt.

 

 

 

 

 

Livree eines Kutschers oder Lakaien der Fürsten Thurn und Taxis


Anfang 20. Jahrhundert
KHM, MD, D 14/1
Livree eines Leibjägers der Fürsten Thurn und Taxis
Anfang 20. Jahrhundert
KHM, MD, D 14/2
Elegante Equipagen führten neben dem Kutscher stets auch Diener mit, zu denen in Wien
häufig ein Jäger gehörte. Ihre Aufgabe war es, den Wagenschlag zu öffnen und der
Herrschaft beim Ein- und Aussteigen behilflich zu sein. Mit ihren aufwändigen Livreen trugen
sie wesentlich zum prunkvollen Erscheinungsbild der Equipage bei und waren zugleich auch
ein Erkennungsmerkmal und Statussymbol der jeweiligen Familie

 

 

 

 

 

© Text: Monica Kurzel-Runtscheiner
© Fotos: Kunsthistorisches Museum, Wien Museum, Museen des Mobiliendepots
(alle Wien), Sammlungen des Fürsten Thurn und Taxis (Regensburg)