Pferde mit hoher Aktion und solche mit flacher Aktion


..

 

 

Der Leser von heute, speziell die Leserin, sollte bedenken, dass der folgende Beitrag in der viktorianischen Zeit verfasst wurde, einer Zeit, die ebenso bibelfest war, wie sie unbedenklich vermeintlich ewige Wahrheiten über Frauen zu Papier brachte. Da am Ende dieser für den Pferdesport so vorbildlichen Epoche die Suffragetten mit diesen ohne Zweifel grundfalschen Ansichten gründlich aufräumten, sind die heutigen Leserinnen und Leser so aufgeklärt, sofort zu erkennen, wie falsch diese Ansichten waren und wie weit wir inzwischen darüber erhaben sind. Besonders die weiblichen Leser des folgenden Textes werden, angesichts des inzwischen errungenen Fortschrittes, gewiss mit Nachsicht behandeln, was ansonsten für gerechte Empörung sorgen würde.

 

 

„Hohe Aktion – prächtige Aktion!“ sind solch anpreisende Formulierungen, die Londoner Pferdehändler stets im Munde tragen und die sie vermutlich als ausreichende Empfehlung ansehen, um den Preis des damit begabten Tieres aufs Doppelte zu steigern, ohne auf andere, weit gediegenere Qualitäten weiter zu achten. Jedoch, ohne alles andere den äußeren Qualitäten zu opfern, muss man zugeben, dass sich ein Fahrpferd im Park und auf den Straßen Londons weit vorteilhafter darstellt, wenn es seine Beine deutlich höher hebt, als es uns auf dem Lande wichtig wäre. Einem Cockney ist die hohe Aktion alles – dem, der passioniert Fuchsjagden reitet, bedeutet sie gar nichts; angenehme Gänge sind uns wichtiger als eine hohe Aktion. Das Pferd, das sich unangestrengt bewegt, ist auch nicht anstrengend für seinen Reiter und erspart uns die Mühen, ein Pferd mit hoher Aktion reiten - oder fahren - zu müssen, das Gummizüge in den Vorderbeinen zu haben scheint. Wir wissen natürlich, dass sich alle Pferde entsprechend ihren natürlichen Anlagen bewegen: einige heben ihre Beine sehr hoch, andere eher weniger deutlich und die dritte Klasse nennt man allgemein daisy-cutters. In medio tutissimus ibis, heißt es bei den sich locker bewegenden Pferden, die zwischen den Extremen liegen, obwohl das letztere Tier mit seinen Schwächen und Mängeln noch klare Sehnen und feste Hufe haben wird, nachdem das erstere längst an den Gemüsegärtner oder den Fiaker weitergegeben wurde.
Der Preis, den man, wie es heißt, problemlos für ein Paar schöner, gut passender Ponys mit hoher Aktion in der letzten Saison erzielen konnte, ist ziemlich phantastisch – dreihundert Guineen! Und doch, wenn man erfährt, für wen so kostbare Tiere gekauft wurden, wundert man sich kaum noch. Es war total schick, wenn Damen der höheren Gesellschaft sich mit diesen Pony-Gespannen sehen ließen und dabei deren weiche weißen Leinen höchstselbst mit ihren zarten Händen führten. Ich habe gehört, dass ein Fahrclub für Damen gegründet worden sei, ähnlich dem Four-in-hand-Club, die es gewöhnt sind, mit ihren ätherischen Götterpferden zum „Star and Garter“ hinunterzuschweben, um dort zu diskutieren, wie toll sie neulich gewisse Brautjungfern gefunden haben. Nun, ich kenne keinen vernünftigen Grund, weshalb das schöne Geschlecht die Peitsche nicht ebenso führen sollte, wie die Feder – und der Stern der Autorinnen ist in der heutigen Generation gewiss im Steigen begriffen. Sie sind schon zahlreicher als ihre männlichen Rivalen und übertreffen sie an literarischem Ruhm. Es gibt gewisse Themen, mit denen Damen besser und sicherer umgehen können, als Männer – geheimnisvolle Dinge, die nur Damen zugänglich sind und über die nur Damen Bescheid wissen. Die Herren der Schöpfung geben vor, das geheime Wirken und Fühlen der weiblichen Herzen zu ergründen und zu enträtseln, doch die Motive, durch die diese bei gewissen Anlässen erregt werden, sind oft das Gegenteil dessen, was sich Romanautoren oft so vorstellen, die behaupten weibliche Charaktere zu porträtieren. Man sollte das Orakel befragen, doch man könnte den Erfolg der Auskunft Erbittenden so ausdrücken: Uns fehlen dazu manche Seiten der Sybillinischen Verse. Frauen haben bittere Dinge geschrieben – bitter für ihr eigenes Geschlecht – von Neid oder Eifersucht auf die brillanteren Talente ihrer schönen Schwestern oder ihre höhere Stellung in der gesellschaftlichen Rangfolge, aber solche Beispiele sind selten und obwohl ich gezwungen bin, dem Dichter Recht zu geben –

„Einige wenige sind nicht moralisch,
Die Jugendblüte gegen Gold tauschen,
Unbesorgt womit und wem sie sich verbinden,
Ihre vorherrschende Leidenschaft gilt – dem großen Auftritt“doch

  "Es ist wichtig zu wissen,dass auf dieser Welt niemand perfekt ist“.
 

Wir lesen von scheußlichen Verbrechen, die manchmal von Frauen verübt werden, die unter Raserei leiden oder von grausamen Leiden und Unrecht dazu verleitet werden und unsere Nachsicht eher verdienen, als dass wir sie verdammen, wenn mens sana in corpore sano nicht vorliegt. Die Nerven des weiblichen Geschlechts sind wesentlich empfindlicher und anfälliger für heftigere Erregungszustände und daher auch für die Verwirrung des Geistes. Ehrverlust – Furcht davor, der Schande ausgesetzt zu werden – ruft oft den Geisteszustand hervor, der vorübergehender Wahnsinn genannt wird. Wie der Zweig gebogen wird, so wächst er. Wir müssen daher höheren Töchtern einfach alles zugestehen, was allgemein auch getan wird, zu dem beinahe alleinigen Zweck, ihre Stellung durch Heirat zu verbessern. Wir sind durch höhere Autoritäten, als es bloße Menschen sind, überzeugt, dass „die Phantasien in den Herzen von Männern immer Lasterhaft sind“; durch dieselben Autoritäten aber von „der beständigen Liebe und Hingabe der Frauen“.

Ich erbitte Nachsicht von den Baily-Lesern für dieses Abschweifen zum Lobe derjenigen, von denen ich denke, dass jeder wahre Mann sie nur ehren und, so weit er nur irgendwie dazu in der Lage ist, zu ihrem Glück und ihrer Freude beitragen will. Wir ziehen es natürlich entschieden vor, ein hübsches Gesichtchen oder eine graziöse Figur im Reit- oder Fahrkostüm zu sehen, als im Ball- oder Abendkleid mit all seinen aufwendigen Begleiterscheinungen. Da ihre Herren und Meister ihre Clubs haben, mögen die Damen etwas Ähnlichem frönen, ohne das Risiko, dass sie noch mehr Skandalgeschichten erregen, als oben bereits dargelegt. Außerdem ist eine Fahrt hinauf nach Richmond oder anderswo hin aufs Land, wobei sie die Leinen ihrer Schmuse-Ponys selbst führen, eine weit angenehmere und den Teint renovierendere Beschäftigung, als im Park in einer Kutsche im Schritt herumzulungern oder im scharfen Trab durch die staubigen Straßen der Metropole zu sausen.

Es ist jedoch kein ganz neuer Anblick, wenn man Damen ihre eigenen Pony-Gespanne fahren sieht – es ist ja schon seit Jahren die Mode auf dem Lande. Ich könnte einige Nennen, die ihre Ponys vierspännig mit artistischem Geschick vom Bock fahren. Vor einigen Jahren habe ich auch von einem Beefsteak Club gehört, den einige gewichtige ältere Damen in einem sehr eleganten Badeort gegründet hatten, der allerdings nur sehr kurzlebig war, ich glaube ein Jahr oder so – wobei der Trab, den deren Tiere an sich hatten, als zu schnell kritisiert wurde. Damen eines gewissen Alters haben das Privileg, alles tun zu dürfen, wonach ihnen der Sinn steht, aber stellen Sie sich ein hübsches Mädchen vor, oder eine junge verheiratete Frau, die mit Appetit rohes Beefsteak und Austernsauce verschlingt! Nein, nein, diese Vorstellung könnten wir nicht reizvoll finden. Champagner-Luncheons und Brautjungfern, so lange sie wollen – à bas Beefsteak!
Und nach dieser kleinen Erfrischung, wie bezaubernd das Zusammenspiel der Farben von Lilie und Rose in den Gesichtern unserer schönen Phaetontae, deren goldenes Haar jedem Lüftchen nachgibt, wenn sie in Windeseile mit ihren aktiv trabenden Ponys nach Hause dahinfahren! Ich frage mich, ob unsere schönen Gefährtinnen je vergnüglichere Sensationen hatten, nicht einmal auf ihrem ersten Ball, als auf solch kleinen aufregenden Ausflügen.
 

 

Als ich noch ziemlich grün war – lange, lange bevor ich unter den Schutz der grünen Fahne von „Baily“ eilte, - kam ich auf die Idee, vier Jerusalem Ponys als Viererzug zusammenzuspannen – die man damals im modischen Slang so nannte, nicht weil sie asiatischen oder syrischen Ursprungs gewesen wären – kurzum, vier veritable englische Esel, wenn auch mit der Spur von Balaams Stock quer über der Schulter, als Abzeichen ihrer wahren Abstammung. Nun, da unser Experiment eminent erfolgreich verlief, könnten einige unerfahrene Leser von „Baily“ vielleicht wissen wollen, wie wir diese schwierige Sache vollbrachten und was sie in Pfund, Shilling und Pence kostete. Auch mag der Bericht von unserem Abenteuer mit diesen Söhnen Beors sowohl belehrend wie auch amüsant sein für andere junge Esel wie ich es damals war in diesem sehr interessanten Lebensabschnitt, als wir tatsächlich glauben wollten, wenn es uns jemand weis machte, dass der Mond aus grünem Käse besteht. Der Einstandspreis für unser erstes Paar nicht sehr aktiv trabender Jerusalem Ponys belief sich auf drei – nicht dreihundert – Guineen. Sie wurden Farmern abgekauft, so bald sie drei Jahre alt waren und noch bevor sie erstmals verprügelt wurden. Das waren unsere Stangen-Esel und sie waren Passer in Bezug auf Größe und Körperbau. Als Vorder-Esel suchten wir uns ein leichteres und gängigeres Paar aus, für eine Guinee das Stück, so dass uns der Viererzug auf bescheidene fünf Guineen kam. Das Geschirr für jeden kostete, so weit mich meine Erinnerung nicht trügt, so etwa drei Pfund. Ein kleiner viersitziger Wagen kostete zwölf Pfund: Die ganze Anspannung kostete also weniger als dreißig Guineen. Das Erste, das wir erledigen mussten, war, sie ganz kurz zu scheren und abzusengen, die Schwänze zu kürzen, den Mähnen einen Bürstenschnitt zu verpassen, sie zu striegeln und überhaupt das Beste aus ihnen zu machen. Dann legten wir ihnen die Geschirre auf und spannten sie ein, einen Freund schickten wir voraus und einen Groom ließen wir hinterher laufen für den Fall des Falles. Und sie gingen, ganz gewiss, nichts passierte. Das Gelände für unseren ersten Versuch war ein freier Platz mit Rasen zwischen zwei Alleen mit doppelten Baumreihen, auf dem sie mit derbyreifem Trab dahin rannten, viel zu schnell, als dass sie hätten ausschlagen können. Die Aufsatzzügel waren recht kurz geschnallt und von den Rädern stoben Funken, so schnell waren sie. Mein Gefährte, Ned Fowler, und ich versuchten mit aller Kraft sie in der Mitte der Allee zu halten, die sich ungefähr eine Meile lang erstreckte. Als wir uns unserem Quartier näherten, rief Ned aus:
„Ich kann die Biester nicht mehr halten. Springen wir ab, sonst werden unsere Schädel an den Torpfosten in tausend Stücke zerschellen.“ – und in der nächsten Sekunde hatte er seinen Platz gegen einen auf dem grünen Rasen getauscht, nachdem er sich überschlagen hatte wie ein ins Netz gegangenes Kaninchen. Es blieb wenig Zeit zu überlegen, was ich tun konnte. Da zog ich mit aller Kraft an den rechten Leinen, wodurch die beiden Vorder-Esel einen Baum in die Mitte nahmen, ihre Köpfe durch den Zug der Kreuzleinen zusammenschlugen und sie sich auf die Vorwaage setzten, ganz benommen von der Gehirnerschütterung. Ihr getreuer Diener entkam mit ein paar Überschlägen, wie bei Ned Fowler. Jack, der Groom, war Neds Beispiel gefolgt und stiften gegangen. Er rannte jetzt herbei um Hilfe zu leisten und wir klaubten unseren Vierspänner schnell wieder zusammen – der nach dieser kleinen émeute gestimmt war, die Dinge etwas ruhiger zu nehmen. Wir hielten sie weiter zur Arbeit an, bis sie ihr Geschäft begriffen hatten. Nach ein paar Tagen Training auf der großen Rasenfläche, wobei wir sie zwischen Pfosten, die wir in bestimmten Abständen und Winkeln in den Boden gesteckt hatten, hindurchlenkten, um ihnen beizubringen schnell abzuwenden, fuhren wir mit unseren Jerusalem Ponys auf die Mautstraße. Wir trabten mit ihnen mitten in die Nachbarstadt, wo, als wir am Grand Hotel vorfuhren, unser neues Gespann die größte Sensation war, da man dort so etwas noch nie gesehen hatte.
„Schau’ Bill,“ rief der Stallbursche seinem Helfer zu, „hier is’ `was los! Ich will tot sein, wenn das nicht deine vier Brüder sind, die da g’rade vorgefahren sind.“ Und wir mussten selbst lachen bei dem Spaß, den unser Vierspänner den Obern, Stallburschen und Hausknechten allen machte, die herbeirannten, um uns nur zu gerne zu helfen. Doch das war nicht alles – alle Männer, Frauen und Kinder, die daherkamen, blieben stehen, um sich die Neuigkeit zu begucken. Da wir befürchteten, ganz eingesperrt zu werden, stürzten wir schnell ein Glas Sherry hinunter, wendeten und fuhren heimwärts davon, begleitet von den Beifallrufen eines großen Publikumsauflaufs. Von da an war unsere private Coach oft auf der Landstraße und wir gaben den Tag-Postkutschen oft das Lasst-uns-überholen-Signal, wenn wir an ihnen im vollen Galopp vorüberfuhren, zum größten Erstaunen der Coachmen und der Fahrgäste.
„Und wie viele Peitschen haben Sie auf dem dicken Fell dieser Biester im Monat zerschlagen?“ wird sich ein zynischer Skeptiker fragen. Keine einzige. Wir folgten nicht dem Rat dieser Knittelverse:

„Wenn ich einen Esel hätte, der nicht laufen will,
Wie würde ich ihn dreschen – und wie!“

 

 

Unsere Jerusalem Ponys brauchten überhaupt keine Dresche. Sie waren daran gewöhnt, auf die bloße Stimme hin zu laufen und stehen zu bleiben. Das große Geheimnis, wie wir sie so leicht lenken konnten und warum sie unseren Zuruf so prompt quittierten war – wir ersparten ihnen von vorne herein die Erfahrung von Prügeln und Strafen, indem wir beim ersten Anzeichen von Nachlassen oder Erschöpfung anhielten. Auf die Worte „Lauft los!“ mit einem aufmunternden Zuruf und einem Klatschen mit den Leinen auf die Kruppen liefen sie mit vollem Tempo los, eine oder zwei Meilen, wenn nötig, und dann, wenn man sie aufnahm, beruhigten sie sich wieder zu einem gleichmäßigen Trab. Das Resultat unseres Experiments erwies sich, wie oben festgestellt, als außerordentlich erfolgreich. Mit unseren Jerusalem Ponys, die wir gut pflegten und behandelten, konnten wir alles genauso tun, als ob wir in den Kauf von echten Ponys dreihundert Guineen gesteckt hätten.
Jedermann, der sich mit dem Wert von Pferden auskennt, weiß natürlich, dass so ein Preis völlig absurd ist. Aber wenn ein total vernarrter älterer Ehemann oder ein butterweicher Vater beschließt, dass Frau oder Tochter ein Gespann perfekter Schönheiten braucht, zögert der Pferdehändler natürlich nicht, seinen Vorteil aus so einer günstigen Gelegenheit zu ziehen und dem weichen alten Herrn die beiden zu einem horrenden Preis anzudrehen.

Die Mode ist die große Richterin der Welt – „Groß ist die Diana der Epheser.“ Mit den Schimmel-Ponys im königlichen Gestüt hat wahrscheinlich der Pony-Wahnsinn begonnen und es steht die Nützlichkeit von Pony-Kutschen kaum in Frage, in denen Damen die Leinen halten können ohne die Unterstützung von James Jehu auf dem Bock. Wirklich, wenn ich eine Frau wäre – was ich Gotte sei Dank nicht bin! – wäre Unabhängigkeit, so weit irgend möglich, mein Ziel.

Ich würde eine gemütliche Fahrt mit einer oder zwei Freundinnen vorziehen, ohne Diener – außer vielleicht einem Tiger oder Groom auf einem Begleitpony, in einigem Abstand, um Hilfe zu leisten, wenn nötig. Ich spreche von Freundinnen, weil Frauen, obwohl sie im Allgemeinen die Aufmerksamkeiten von Männern schätzen, sie nicht immer gerne am Schürzen – nein, Schürzen sind außer Mode – am Krinolinen-Band haben. Sie haben nämlich kleine Themen zu besprechen, die sie ganz für sich haben, mit denen sich der so fremde Mann nicht befassen sollte. Ich weiß, meine schönen Freundinnen werden bei dieser Bemerkung feststellen, dass ich von Frauen keinerlei Ahnung habe. Sie haben ihre Stunden des Triumphes und herrschen fast souverän wenn „Prinzen, Gouverneure, Hauptleute, Richter, Ratsherren etc. aufs Knie fallen, um sie anzubeten, wie damals vor dem Goldenen Kalb, das Nebukadnezar auf der Ebene von Dura errichten ließ. Doch diesen kurzen Stunden des Schmeichelns und der Anbetung, folgen nur zu oft Tage, Monate und Jahre der Vernachlässigung und des Unglücks im Lauf des Lebens. Das unschuldige aber sehr zutreffende Plappern eines sechsjährigen Mädchens angesichts seiner Mutter, die wegen der Lieblosigkeit ihres eigenen Vaters weinen muss, ist mir oft wieder eingefallen: „Oh, Mama! Es muss doch eine bessere Welt geben für Frauen und Esel!“
Oh weh, der Menschennatur! Wie schnell verblassen die Assoziationen der früheren und glücklicheren Tage im Gedächtnis der Menschen - oder nehmen dort nur einen wackeligen und flackernden Platz ein. Wie bald ist der Eindruck jenes jungen, liebevollen, lieblichen Mädchens, für das er einmal die tiefste Verehrung und Anbetung fühlte, das er einmal für ein unübertreffliches, übermenschliches Wesen hielt, das er vielleicht einmal, voll Verzweiflung, einen so kostbaren Preis zu erringen, im Hochgefühl so angehimmelt haben mag, wie die Worte des alten Liedes lauten:

Ein Platz in deiner Erinnerung, Liebste, ist alles was ich mir erhoffe;“

Wenn die Blüte welkt, der rosenfarb’ne Ton der Jugend schwindet, wenn Falten dreist den Platz der Grübchen einnehmen – wo ist dann die Hingabe des Mannes? Wo der Schwur, den er so begierig am Altar leistete, sie zu lieben, zu ehren und umsorgen „bis dass der Tod uns scheidet?“ – Oh weh! Wenn es denn wirklich so sein sollte – dass ein so grundsätzlicher Wandel über diesen Traum kommen kann. Ein Gegengift allerdings bleibt, wenn alle anderen versagen, um eines Mannes schwindende Liebe wieder zu beleben – die Erinnerung an die bezaubernde Braut, die sie in all ihrer Lieblichkeit festhält und nächst unseren Herzen bewahrt wird. Ist Schönheit denn, der äußere Zauber der Person, das einzige Band durch das wir an die Frau gebunden sind? Gibt es nicht jenen höheren, erhabenen Zauber des Geistes, der nie schwindet oder versagt, der in der Jugend wie im Alter wirkt, unverblasst und unberührt vom Zahn der Zeit? Doch, es ist der Lebensgeist, der göttliche Funke, der eingepflanzt ist in die menschliche Natur und immer noch Freudestrahlen um uns verbreitet.

 

 

Ich schweife ab, wie so oft. Die Leser von „Baily“ mögen das Moralisieren vielleicht nicht. Zur Abwechslung mögen meine Weisheiten belehrend, wenn nicht amüsant sein. Nur selten sind in diesen Seiten Moralpredigten zu finden. Alles sollte heiter und unterhaltend sein. Sechs Tage in der Woche die Jagd – jeden lieben Wochentag – jede Stunde des Tages, gewidmet diesem fesselnden Zeitvertreib! Habe ich, seit meine Autorschaft in der Welt des Sports bekannt geworden ist, je gutgeheißen oder auch nur hingenommen, dass ein vernünftiger Mann so handelt? Im Gegenteil, vor etwa zwölf Jahren, als mein erstes Buch „Über die Haltung von Jagdhunden und Pferden“ herauskam, habe ich klar meinen Eindruck formuliert, dass „es nicht notwendig ist, dass ein Mann sechs Tage die Woche auf die Jagd geht, sondern dass es ganz wichtig ist, dass er es nicht tut.“ Nun, selbst wenn ich Jonas wäre, die Niniviten unserer Generation würden nicht auf mich hören. Sie werden Wind säen und Sturm ernten. Sie beten Götzen an. Lasst sie in Ruhe. Ich kann nicht sagen, was aus den Eseln wird – niemand konnte das je. Aber – Gott sei Dank – gibt es eine bessere Welt für Frauen. Es ist unwahrscheinlich, dass es keine bessere Welt für Tiere gibt – die vielfach missbrauchten, treuen Tiere des Diesseits. Der Hund, der Freund und Gefährte des Menschen – das Pferd, sein ehrlicher und so nützlicher Diener. Wir glauben, dass es mehrere Welten gibt. Einige Astronomen lehren, dass viele Planeten nur von Tieren belebt sind, nicht von der menschlichen Rasse. Kann es nicht sein, dass die Theorie der Indianer der Wahrheit näher kommt, als wir mit unserem beschränkten Wissen glauben mögen?:

„Siehe da! Der arme Indianer, dessen ungebildeter Verstand
Gott sieht in Wolken, oder ihn im Winde hört,
Und glaubt, dass Zutritt zum gemeinsamen Himmel,
Sein treuer Hund hat und ihm dort Gesellschaft leisten wird.“

Wenn wir an ein Weiterleben dieser Tiere glauben würden, würden sie eine bessere Behandlung durch unsere Hände erfahren.
 

 

 

Ponys mit hoher Aktion und ruhige, gemächliche Cobs werden immer in Mode sein und hohe Preise erfordern, so lange es junge Damen gibt, deren Ehrgeiz es ist, ihr Geschick im Fahren der ersteren vorzuführen und ältere Herren, die zu zaghaft sind, ein großes Pferd zu besteigen. Der Preis von 50 Guineen, der dafür gefordert wird, ist jedoch ein Fantasiepreis. Ich habe
wirklich schöne Ponys, mit einem Stockmaß von gut 1,50 m für zwischen 20 und 25 Guineen gekauft, was der Durchschnittspreis auf dem Lande ist. Es ist natürlich immer wünschenswert, dass ein Pferd das Knie so hoch hebt, dass es den Huf gut über Steine und Maulwurfshaufen bringt, was so ungezwungen und elegant aussehen soll, wie der Gang einer jungen Dame. Ich habe aber ganz entschieden etwas gegen übertriebenes Heben der Beine, was etwas mit einem kleine Unfall zu tun hat, den ich im ersten Semester an der Universität hatte. Ich suchte etwas zum Reiten für die langen Sommerabende und ich wurde von einem Pferdehändler beschwatzt, etwas zu kaufen, das er als den Gaul mit den höchsten Gängen in ganz Oxford bezeichnete. Nun, ich war ein ganz junges, grünes Anfangssemester und wahrscheinlich inspiriert durch den Ehrgeiz, es meinen Mitstudenten in puncto hoher Gänge zu zeigen, wurde der Handel abgeschlossen und ich wurde Eigentümer dieses Tieres mit den unwahrscheinlich hohen Gängen. Es hatte etwa 1,75 m Stockmaß – war also das ziemliche Gegenteil von dem, was man hätte wählen sollen, um damit über Landstraßen und Wiesenwege zu reiten oder vielleicht für einen leichten Galopp durch Bagley Wood. Dann aber dachte ich an die Wintermonate, in denen ich ein wenig jagen wollte. Die ersten paar Tage trabten wir recht gut und gemächlich miteinander, obwohl er mich weit mehr durchschüttelte, als nötig war, das Latein und Griechisch zu verdauen, mit dem ich täglich vollgestopft wurde. Eines schönen Abends wollte ich auf der Landstraße nach Bagley andere Reiter mit seinen hohen Gängen beeindrucken. Ich ließ ihn etwas schärfer traben als gewöhnlich, als sein Huf zufällig sehr heftig auf einen scharfen Feuerstein schlug, der in seinen Strahl schnitt, so dass der in stolzer Haltung gehende Gaul ohne stolpern oder Anzeichen davon plötzlich stürzte und Ihren getreuen Diener wie einen geprellten Frosch in die fernere Nachbarschaft beförderte – der schlimmste Sturz aus dem Sattel, den ich je erlebte. Kurzum, meine Titelseite war so zerschnitten und verknittert, dass ich eine Woche lang mein Bett hütete, d.h. (da ich ja nicht zu Hause war), dass ich mich krank meldete und die für solche Fälle vorgesehene Krankenkost, nämlich Brühe vom Schaffleisch, erhielt, einerseits um die unangenehmen Befragungen durch die Tutoren und die Professoren zu vermeiden, andererseits die blöden Bemerkungen von Seiten meiner Gefährten im Lernen aus Büchern, wie der alte Don Sallers, der Coachman, das Studium der Altphilologie nannte. Da es zwei schlimm angebrochene Knie hatte, war ich froh, noch einen Zehnpfundschein für dieses Tier mit seinen super Gängen zu bekommen und habe von da an eine gesundes Misstrauen vor Pferden mit hoher Aktion gehabt.


 

 

 

Früher schon haben Exmoor Ponys einige Jahre lang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen und sind nun ziemlich in Mode und das nicht ohne Grund. Sie sind nicht nur besser gezüchtet, als diese Tiere es im Allgemeinen sind, sondern sind robust, sehen gut aus, sind eher bekannt für ihren sicheren Tritt als für hohe Aktion und besonders angepasst an das hügelige Land und die holperigen Wege in Devonshire, wo Pferde mit hohen Gängen schnell auf die Nase fallen. Tatsächlich ist „Das Wappen von Devonshire“ für die zerschundenen Knie von Pferden sprichwörtlich geworden. Die Zucht von Exmoor Ponys ist durch den verstorbenen Mr Knight aus Simonsbath beträchtlich verbessert worden, der sie mit Arabern gekreuzt hat, wodurch er ihnen eine bessere Figur und schönere Formen mitgegeben hat, wie auch hübschere Köpfe und klarere Beine, als die Stammrasse. Vor einigen Jahren, als ich Mr Smith von Emmett’s Grange, dem begabten und unternehmenden Vertreter dieser Besitzung, einen Besuch abstattete, ritt ich eines dieser Ponys über das unwegsame Moor, auf und ab über steile Hügel und Pfade mit losem Geröll, die einen älteren Herrn von annähernd 90 kg, der sehr zum embonpoint neigt, äußerst nervös machten, der auf einem kleinen Tier balancierte, das kaum 1,30 m hoch war. Es war ja nicht weit bis zum Boden, doch die Vorstellung, mich mit ihm wieder und wieder zu überschlagen, wie ich es immer wieder bei Steinen beobachten konnte, die von den Hufen des Ponys losgetreten wurden, löste nicht sehr angenehme Überlegungen aus. Ich schlug schließlich vor, abzusteigen und das Pony zu führen, anstatt solche Abstürze hinab zu reiten. „Sie brauchen sich nicht zu fürchten“, antwortete Mr Smith, „lassen sie seine Zügel lang.“ (Ich hielt sie sehr kurz.) „Wenn es wirklich stolpert oder strauchelt, schenke ich es Ihnen.“ Nun, jetzt konnte ich auf seine Fortbewegungsweise mit diesen leichten, vorsichtigen Schritten vertrauen, da ich ja sicher sein konnte, dass das Pony wenigstens mir gehörte, bevor ich am Boden ankam. Dieses Glück hatte ich allerdings nicht und da ich diese Ponys zu anderen Zeiten auch reiten konnte, muss ich sie sehr als sicher und schnell loben, obwohl sie alles andere als hohe Gänge haben. Nur die härtesten der Pferderassen konnten das Klima des Exmoor Forest im Herbst und Winter aushalten, mit nur einem Dach, um sich unterzustellen. Im Frühjahr und Sommer gibt es nichts Angenehmeres, als die belebende und aufheiternde Brise in diesen Höhen. Sogar am heißesten Tag fühlt man den fehlenden Schatten nicht, so geschmeidig und erfrischend ist die Luft, aber wenn die westlichen Stürme darüber fegen,


 

 

 

„Wir müssen schnell adieu sagen,
Den märchenhaften Landschaften und euch, ihr hübschen Mädels, oh!“

Nymphen der Berge und Bäche.
Vom höchsten Punkt des Exmoors wird dem Auge in jeder Richtung ein wunderschönes Panorama geboten. In der einen Richtung ist es begrenzt von den grauen Hügeln des Dartmoors, dessen zerklüftete felsengekrönte Hügel bei klarer Luft mit einem Fernrohr deutlich zu erkennen sind. Aber der Blick über die nahen Wälder ist ganz besonders schön. Der schmale, sich von den Höhen des Moors zu den Dörfern Lymouth und Linton hinunter windende Pfad, prägte sich mir besonders ein, da er vor mir die romantischste und malerischste Szenerie ausbreitete, die ich je durchquert hatte.
Da ich jetzt am Ende meiner Kraft bin, muss ich mir die Beiträge „Sport im fernen Westen“, „Hirschjagd“, Fuchsjagd“ etc. für spätere Gelegenheiten aufsparen, ebenso einige Denkwürdigkeiten aus meinem Aufenthalt im Exmoor und Dartmoor, die bis jetzt von den Touristen in dieser Region noch nicht entdeckt wurden.


Textbearbeitung : H.B.Paggen

Fachliche Übersetzung:Hartmuth Huber

Quelle:Bailys Sporting Magazin 1865  Fotos: Verfasser


 



..

 

 

Der Leser von heute, speziell die Leserin, sollte bedenken, dass der folgende Beitrag in der viktorianischen Zeit verfasst wurde, einer Zeit, die ebenso bibelfest war, wie sie unbedenklich vermeintlich ewige Wahrheiten über Frauen zu Papier brachte. Da am Ende dieser für den Pferdesport so vorbildlichen Epoche die Suffragetten mit diesen ohne Zweifel grundfalschen Ansichten gründlich aufräumten, sind die heutigen Leserinnen und Leser so aufgeklärt, sofort zu erkennen, wie falsch diese Ansichten waren und wie weit wir inzwischen darüber erhaben sind. Besonders die weiblichen Leser des folgenden Textes werden, angesichts des inzwischen errungenen Fortschrittes, gewiss mit Nachsicht behandeln, was ansonsten für gerechte Empörung sorgen würde.

 

 

„Hohe Aktion – prächtige Aktion!“ sind solch anpreisende Formulierungen, die Londoner Pferdehändler stets im Munde tragen und die sie vermutlich als ausreichende Empfehlung ansehen, um den Preis des damit begabten Tieres aufs Doppelte zu steigern, ohne auf andere, weit gediegenere Qualitäten weiter zu achten. Jedoch, ohne alles andere den äußeren Qualitäten zu opfern, muss man zugeben, dass sich ein Fahrpferd im Park und auf den Straßen Londons weit vorteilhafter darstellt, wenn es seine Beine deutlich höher hebt, als es uns auf dem Lande wichtig wäre. Einem Cockney ist die hohe Aktion alles – dem, der passioniert Fuchsjagden reitet, bedeutet sie gar nichts; angenehme Gänge sind uns wichtiger als eine hohe Aktion. Das Pferd, das sich unangestrengt bewegt, ist auch nicht anstrengend für seinen Reiter und erspart uns die Mühen, ein Pferd mit hoher Aktion reiten - oder fahren - zu müssen, das Gummizüge in den Vorderbeinen zu haben scheint. Wir wissen natürlich, dass sich alle Pferde entsprechend ihren natürlichen Anlagen bewegen: einige heben ihre Beine sehr hoch, andere eher weniger deutlich und die dritte Klasse nennt man allgemein daisy-cutters. In medio tutissimus ibis, heißt es bei den sich locker bewegenden Pferden, die zwischen den Extremen liegen, obwohl das letztere Tier mit seinen Schwächen und Mängeln noch klare Sehnen und feste Hufe haben wird, nachdem das erstere längst an den Gemüsegärtner oder den Fiaker weitergegeben wurde.
Der Preis, den man, wie es heißt, problemlos für ein Paar schöner, gut passender Ponys mit hoher Aktion in der letzten Saison erzielen konnte, ist ziemlich phantastisch – dreihundert Guineen! Und doch, wenn man erfährt, für wen so kostbare Tiere gekauft wurden, wundert man sich kaum noch. Es war total schick, wenn Damen der höheren Gesellschaft sich mit diesen Pony-Gespannen sehen ließen und dabei deren weiche weißen Leinen höchstselbst mit ihren zarten Händen führten. Ich habe gehört, dass ein Fahrclub für Damen gegründet worden sei, ähnlich dem Four-in-hand-Club, die es gewöhnt sind, mit ihren ätherischen Götterpferden zum „Star and Garter“ hinunterzuschweben, um dort zu diskutieren, wie toll sie neulich gewisse Brautjungfern gefunden haben. Nun, ich kenne keinen vernünftigen Grund, weshalb das schöne Geschlecht die Peitsche nicht ebenso führen sollte, wie die Feder – und der Stern der Autorinnen ist in der heutigen Generation gewiss im Steigen begriffen. Sie sind schon zahlreicher als ihre männlichen Rivalen und übertreffen sie an literarischem Ruhm. Es gibt gewisse Themen, mit denen Damen besser und sicherer umgehen können, als Männer – geheimnisvolle Dinge, die nur Damen zugänglich sind und über die nur Damen Bescheid wissen. Die Herren der Schöpfung geben vor, das geheime Wirken und Fühlen der weiblichen Herzen zu ergründen und zu enträtseln, doch die Motive, durch die diese bei gewissen Anlässen erregt werden, sind oft das Gegenteil dessen, was sich Romanautoren oft so vorstellen, die behaupten weibliche Charaktere zu porträtieren. Man sollte das Orakel befragen, doch man könnte den Erfolg der Auskunft Erbittenden so ausdrücken: Uns fehlen dazu manche Seiten der Sybillinischen Verse. Frauen haben bittere Dinge geschrieben – bitter für ihr eigenes Geschlecht – von Neid oder Eifersucht auf die brillanteren Talente ihrer schönen Schwestern oder ihre höhere Stellung in der gesellschaftlichen Rangfolge, aber solche Beispiele sind selten und obwohl ich gezwungen bin, dem Dichter Recht zu geben –

„Einige wenige sind nicht moralisch,
Die Jugendblüte gegen Gold tauschen,
Unbesorgt womit und wem sie sich verbinden,
Ihre vorherrschende Leidenschaft gilt – dem großen Auftritt“doch

  "Es ist wichtig zu wissen,dass auf dieser Welt niemand perfekt ist“.
 

Wir lesen von scheußlichen Verbrechen, die manchmal von Frauen verübt werden, die unter Raserei leiden oder von grausamen Leiden und Unrecht dazu verleitet werden und unsere Nachsicht eher verdienen, als dass wir sie verdammen, wenn mens sana in corpore sano nicht vorliegt. Die Nerven des weiblichen Geschlechts sind wesentlich empfindlicher und anfälliger für heftigere Erregungszustände und daher auch für die Verwirrung des Geistes. Ehrverlust – Furcht davor, der Schande ausgesetzt zu werden – ruft oft den Geisteszustand hervor, der vorübergehender Wahnsinn genannt wird. Wie der Zweig gebogen wird, so wächst er. Wir müssen daher höheren Töchtern einfach alles zugestehen, was allgemein auch getan wird, zu dem beinahe alleinigen Zweck, ihre Stellung durch Heirat zu verbessern. Wir sind durch höhere Autoritäten, als es bloße Menschen sind, überzeugt, dass „die Phantasien in den Herzen von Männern immer Lasterhaft sind“; durch dieselben Autoritäten aber von „der beständigen Liebe und Hingabe der Frauen“.

Ich erbitte Nachsicht von den Baily-Lesern für dieses Abschweifen zum Lobe derjenigen, von denen ich denke, dass jeder wahre Mann sie nur ehren und, so weit er nur irgendwie dazu in der Lage ist, zu ihrem Glück und ihrer Freude beitragen will. Wir ziehen es natürlich entschieden vor, ein hübsches Gesichtchen oder eine graziöse Figur im Reit- oder Fahrkostüm zu sehen, als im Ball- oder Abendkleid mit all seinen aufwendigen Begleiterscheinungen. Da ihre Herren und Meister ihre Clubs haben, mögen die Damen etwas Ähnlichem frönen, ohne das Risiko, dass sie noch mehr Skandalgeschichten erregen, als oben bereits dargelegt. Außerdem ist eine Fahrt hinauf nach Richmond oder anderswo hin aufs Land, wobei sie die Leinen ihrer Schmuse-Ponys selbst führen, eine weit angenehmere und den Teint renovierendere Beschäftigung, als im Park in einer Kutsche im Schritt herumzulungern oder im scharfen Trab durch die staubigen Straßen der Metropole zu sausen.

Es ist jedoch kein ganz neuer Anblick, wenn man Damen ihre eigenen Pony-Gespanne fahren sieht – es ist ja schon seit Jahren die Mode auf dem Lande. Ich könnte einige Nennen, die ihre Ponys vierspännig mit artistischem Geschick vom Bock fahren. Vor einigen Jahren habe ich auch von einem Beefsteak Club gehört, den einige gewichtige ältere Damen in einem sehr eleganten Badeort gegründet hatten, der allerdings nur sehr kurzlebig war, ich glaube ein Jahr oder so – wobei der Trab, den deren Tiere an sich hatten, als zu schnell kritisiert wurde. Damen eines gewissen Alters haben das Privileg, alles tun zu dürfen, wonach ihnen der Sinn steht, aber stellen Sie sich ein hübsches Mädchen vor, oder eine junge verheiratete Frau, die mit Appetit rohes Beefsteak und Austernsauce verschlingt! Nein, nein, diese Vorstellung könnten wir nicht reizvoll finden. Champagner-Luncheons und Brautjungfern, so lange sie wollen – à bas Beefsteak!
Und nach dieser kleinen Erfrischung, wie bezaubernd das Zusammenspiel der Farben von Lilie und Rose in den Gesichtern unserer schönen Phaetontae, deren goldenes Haar jedem Lüftchen nachgibt, wenn sie in Windeseile mit ihren aktiv trabenden Ponys nach Hause dahinfahren! Ich frage mich, ob unsere schönen Gefährtinnen je vergnüglichere Sensationen hatten, nicht einmal auf ihrem ersten Ball, als auf solch kleinen aufregenden Ausflügen.
 

 

Als ich noch ziemlich grün war – lange, lange bevor ich unter den Schutz der grünen Fahne von „Baily“ eilte, - kam ich auf die Idee, vier Jerusalem Ponys als Viererzug zusammenzuspannen – die man damals im modischen Slang so nannte, nicht weil sie asiatischen oder syrischen Ursprungs gewesen wären – kurzum, vier veritable englische Esel, wenn auch mit der Spur von Balaams Stock quer über der Schulter, als Abzeichen ihrer wahren Abstammung. Nun, da unser Experiment eminent erfolgreich verlief, könnten einige unerfahrene Leser von „Baily“ vielleicht wissen wollen, wie wir diese schwierige Sache vollbrachten und was sie in Pfund, Shilling und Pence kostete. Auch mag der Bericht von unserem Abenteuer mit diesen Söhnen Beors sowohl belehrend wie auch amüsant sein für andere junge Esel wie ich es damals war in diesem sehr interessanten Lebensabschnitt, als wir tatsächlich glauben wollten, wenn es uns jemand weis machte, dass der Mond aus grünem Käse besteht. Der Einstandspreis für unser erstes Paar nicht sehr aktiv trabender Jerusalem Ponys belief sich auf drei – nicht dreihundert – Guineen. Sie wurden Farmern abgekauft, so bald sie drei Jahre alt waren und noch bevor sie erstmals verprügelt wurden. Das waren unsere Stangen-Esel und sie waren Passer in Bezug auf Größe und Körperbau. Als Vorder-Esel suchten wir uns ein leichteres und gängigeres Paar aus, für eine Guinee das Stück, so dass uns der Viererzug auf bescheidene fünf Guineen kam. Das Geschirr für jeden kostete, so weit mich meine Erinnerung nicht trügt, so etwa drei Pfund. Ein kleiner viersitziger Wagen kostete zwölf Pfund: Die ganze Anspannung kostete also weniger als dreißig Guineen. Das Erste, das wir erledigen mussten, war, sie ganz kurz zu scheren und abzusengen, die Schwänze zu kürzen, den Mähnen einen Bürstenschnitt zu verpassen, sie zu striegeln und überhaupt das Beste aus ihnen zu machen. Dann legten wir ihnen die Geschirre auf und spannten sie ein, einen Freund schickten wir voraus und einen Groom ließen wir hinterher laufen für den Fall des Falles. Und sie gingen, ganz gewiss, nichts passierte. Das Gelände für unseren ersten Versuch war ein freier Platz mit Rasen zwischen zwei Alleen mit doppelten Baumreihen, auf dem sie mit derbyreifem Trab dahin rannten, viel zu schnell, als dass sie hätten ausschlagen können. Die Aufsatzzügel waren recht kurz geschnallt und von den Rädern stoben Funken, so schnell waren sie. Mein Gefährte, Ned Fowler, und ich versuchten mit aller Kraft sie in der Mitte der Allee zu halten, die sich ungefähr eine Meile lang erstreckte. Als wir uns unserem Quartier näherten, rief Ned aus:
„Ich kann die Biester nicht mehr halten. Springen wir ab, sonst werden unsere Schädel an den Torpfosten in tausend Stücke zerschellen.“ – und in der nächsten Sekunde hatte er seinen Platz gegen einen auf dem grünen Rasen getauscht, nachdem er sich überschlagen hatte wie ein ins Netz gegangenes Kaninchen. Es blieb wenig Zeit zu überlegen, was ich tun konnte. Da zog ich mit aller Kraft an den rechten Leinen, wodurch die beiden Vorder-Esel einen Baum in die Mitte nahmen, ihre Köpfe durch den Zug der Kreuzleinen zusammenschlugen und sie sich auf die Vorwaage setzten, ganz benommen von der Gehirnerschütterung. Ihr getreuer Diener entkam mit ein paar Überschlägen, wie bei Ned Fowler. Jack, der Groom, war Neds Beispiel gefolgt und stiften gegangen. Er rannte jetzt herbei um Hilfe zu leisten und wir klaubten unseren Vierspänner schnell wieder zusammen – der nach dieser kleinen émeute gestimmt war, die Dinge etwas ruhiger zu nehmen. Wir hielten sie weiter zur Arbeit an, bis sie ihr Geschäft begriffen hatten. Nach ein paar Tagen Training auf der großen Rasenfläche, wobei wir sie zwischen Pfosten, die wir in bestimmten Abständen und Winkeln in den Boden gesteckt hatten, hindurchlenkten, um ihnen beizubringen schnell abzuwenden, fuhren wir mit unseren Jerusalem Ponys auf die Mautstraße. Wir trabten mit ihnen mitten in die Nachbarstadt, wo, als wir am Grand Hotel vorfuhren, unser neues Gespann die größte Sensation war, da man dort so etwas noch nie gesehen hatte.
„Schau’ Bill,“ rief der Stallbursche seinem Helfer zu, „hier is’ `was los! Ich will tot sein, wenn das nicht deine vier Brüder sind, die da g’rade vorgefahren sind.“ Und wir mussten selbst lachen bei dem Spaß, den unser Vierspänner den Obern, Stallburschen und Hausknechten allen machte, die herbeirannten, um uns nur zu gerne zu helfen. Doch das war nicht alles – alle Männer, Frauen und Kinder, die daherkamen, blieben stehen, um sich die Neuigkeit zu begucken. Da wir befürchteten, ganz eingesperrt zu werden, stürzten wir schnell ein Glas Sherry hinunter, wendeten und fuhren heimwärts davon, begleitet von den Beifallrufen eines großen Publikumsauflaufs. Von da an war unsere private Coach oft auf der Landstraße und wir gaben den Tag-Postkutschen oft das Lasst-uns-überholen-Signal, wenn wir an ihnen im vollen Galopp vorüberfuhren, zum größten Erstaunen der Coachmen und der Fahrgäste.
„Und wie viele Peitschen haben Sie auf dem dicken Fell dieser Biester im Monat zerschlagen?“ wird sich ein zynischer Skeptiker fragen. Keine einzige. Wir folgten nicht dem Rat dieser Knittelverse:

„Wenn ich einen Esel hätte, der nicht laufen will,
Wie würde ich ihn dreschen – und wie!“

 

 

Unsere Jerusalem Ponys brauchten überhaupt keine Dresche. Sie waren daran gewöhnt, auf die bloße Stimme hin zu laufen und stehen zu bleiben. Das große Geheimnis, wie wir sie so leicht lenken konnten und warum sie unseren Zuruf so prompt quittierten war – wir ersparten ihnen von vorne herein die Erfahrung von Prügeln und Strafen, indem wir beim ersten Anzeichen von Nachlassen oder Erschöpfung anhielten. Auf die Worte „Lauft los!“ mit einem aufmunternden Zuruf und einem Klatschen mit den Leinen auf die Kruppen liefen sie mit vollem Tempo los, eine oder zwei Meilen, wenn nötig, und dann, wenn man sie aufnahm, beruhigten sie sich wieder zu einem gleichmäßigen Trab. Das Resultat unseres Experiments erwies sich, wie oben festgestellt, als außerordentlich erfolgreich. Mit unseren Jerusalem Ponys, die wir gut pflegten und behandelten, konnten wir alles genauso tun, als ob wir in den Kauf von echten Ponys dreihundert Guineen gesteckt hätten.
Jedermann, der sich mit dem Wert von Pferden auskennt, weiß natürlich, dass so ein Preis völlig absurd ist. Aber wenn ein total vernarrter älterer Ehemann oder ein butterweicher Vater beschließt, dass Frau oder Tochter ein Gespann perfekter Schönheiten braucht, zögert der Pferdehändler natürlich nicht, seinen Vorteil aus so einer günstigen Gelegenheit zu ziehen und dem weichen alten Herrn die beiden zu einem horrenden Preis anzudrehen.

Die Mode ist die große Richterin der Welt – „Groß ist die Diana der Epheser.“ Mit den Schimmel-Ponys im königlichen Gestüt hat wahrscheinlich der Pony-Wahnsinn begonnen und es steht die Nützlichkeit von Pony-Kutschen kaum in Frage, in denen Damen die Leinen halten können ohne die Unterstützung von James Jehu auf dem Bock. Wirklich, wenn ich eine Frau wäre – was ich Gotte sei Dank nicht bin! – wäre Unabhängigkeit, so weit irgend möglich, mein Ziel.

Ich würde eine gemütliche Fahrt mit einer oder zwei Freundinnen vorziehen, ohne Diener – außer vielleicht einem Tiger oder Groom auf einem Begleitpony, in einigem Abstand, um Hilfe zu leisten, wenn nötig. Ich spreche von Freundinnen, weil Frauen, obwohl sie im Allgemeinen die Aufmerksamkeiten von Männern schätzen, sie nicht immer gerne am Schürzen – nein, Schürzen sind außer Mode – am Krinolinen-Band haben. Sie haben nämlich kleine Themen zu besprechen, die sie ganz für sich haben, mit denen sich der so fremde Mann nicht befassen sollte. Ich weiß, meine schönen Freundinnen werden bei dieser Bemerkung feststellen, dass ich von Frauen keinerlei Ahnung habe. Sie haben ihre Stunden des Triumphes und herrschen fast souverän wenn „Prinzen, Gouverneure, Hauptleute, Richter, Ratsherren etc. aufs Knie fallen, um sie anzubeten, wie damals vor dem Goldenen Kalb, das Nebukadnezar auf der Ebene von Dura errichten ließ. Doch diesen kurzen Stunden des Schmeichelns und der Anbetung, folgen nur zu oft Tage, Monate und Jahre der Vernachlässigung und des Unglücks im Lauf des Lebens. Das unschuldige aber sehr zutreffende Plappern eines sechsjährigen Mädchens angesichts seiner Mutter, die wegen der Lieblosigkeit ihres eigenen Vaters weinen muss, ist mir oft wieder eingefallen: „Oh, Mama! Es muss doch eine bessere Welt geben für Frauen und Esel!“
Oh weh, der Menschennatur! Wie schnell verblassen die Assoziationen der früheren und glücklicheren Tage im Gedächtnis der Menschen - oder nehmen dort nur einen wackeligen und flackernden Platz ein. Wie bald ist der Eindruck jenes jungen, liebevollen, lieblichen Mädchens, für das er einmal die tiefste Verehrung und Anbetung fühlte, das er einmal für ein unübertreffliches, übermenschliches Wesen hielt, das er vielleicht einmal, voll Verzweiflung, einen so kostbaren Preis zu erringen, im Hochgefühl so angehimmelt haben mag, wie die Worte des alten Liedes lauten:

Ein Platz in deiner Erinnerung, Liebste, ist alles was ich mir erhoffe;“

Wenn die Blüte welkt, der rosenfarb’ne Ton der Jugend schwindet, wenn Falten dreist den Platz der Grübchen einnehmen – wo ist dann die Hingabe des Mannes? Wo der Schwur, den er so begierig am Altar leistete, sie zu lieben, zu ehren und umsorgen „bis dass der Tod uns scheidet?“ – Oh weh! Wenn es denn wirklich so sein sollte – dass ein so grundsätzlicher Wandel über diesen Traum kommen kann. Ein Gegengift allerdings bleibt, wenn alle anderen versagen, um eines Mannes schwindende Liebe wieder zu beleben – die Erinnerung an die bezaubernde Braut, die sie in all ihrer Lieblichkeit festhält und nächst unseren Herzen bewahrt wird. Ist Schönheit denn, der äußere Zauber der Person, das einzige Band durch das wir an die Frau gebunden sind? Gibt es nicht jenen höheren, erhabenen Zauber des Geistes, der nie schwindet oder versagt, der in der Jugend wie im Alter wirkt, unverblasst und unberührt vom Zahn der Zeit? Doch, es ist der Lebensgeist, der göttliche Funke, der eingepflanzt ist in die menschliche Natur und immer noch Freudestrahlen um uns verbreitet.

 

 

Ich schweife ab, wie so oft. Die Leser von „Baily“ mögen das Moralisieren vielleicht nicht. Zur Abwechslung mögen meine Weisheiten belehrend, wenn nicht amüsant sein. Nur selten sind in diesen Seiten Moralpredigten zu finden. Alles sollte heiter und unterhaltend sein. Sechs Tage in der Woche die Jagd – jeden lieben Wochentag – jede Stunde des Tages, gewidmet diesem fesselnden Zeitvertreib! Habe ich, seit meine Autorschaft in der Welt des Sports bekannt geworden ist, je gutgeheißen oder auch nur hingenommen, dass ein vernünftiger Mann so handelt? Im Gegenteil, vor etwa zwölf Jahren, als mein erstes Buch „Über die Haltung von Jagdhunden und Pferden“ herauskam, habe ich klar meinen Eindruck formuliert, dass „es nicht notwendig ist, dass ein Mann sechs Tage die Woche auf die Jagd geht, sondern dass es ganz wichtig ist, dass er es nicht tut.“ Nun, selbst wenn ich Jonas wäre, die Niniviten unserer Generation würden nicht auf mich hören. Sie werden Wind säen und Sturm ernten. Sie beten Götzen an. Lasst sie in Ruhe. Ich kann nicht sagen, was aus den Eseln wird – niemand konnte das je. Aber – Gott sei Dank – gibt es eine bessere Welt für Frauen. Es ist unwahrscheinlich, dass es keine bessere Welt für Tiere gibt – die vielfach missbrauchten, treuen Tiere des Diesseits. Der Hund, der Freund und Gefährte des Menschen – das Pferd, sein ehrlicher und so nützlicher Diener. Wir glauben, dass es mehrere Welten gibt. Einige Astronomen lehren, dass viele Planeten nur von Tieren belebt sind, nicht von der menschlichen Rasse. Kann es nicht sein, dass die Theorie der Indianer der Wahrheit näher kommt, als wir mit unserem beschränkten Wissen glauben mögen?:

„Siehe da! Der arme Indianer, dessen ungebildeter Verstand
Gott sieht in Wolken, oder ihn im Winde hört,
Und glaubt, dass Zutritt zum gemeinsamen Himmel,
Sein treuer Hund hat und ihm dort Gesellschaft leisten wird.“

Wenn wir an ein Weiterleben dieser Tiere glauben würden, würden sie eine bessere Behandlung durch unsere Hände erfahren.
 

 

 

Ponys mit hoher Aktion und ruhige, gemächliche Cobs werden immer in Mode sein und hohe Preise erfordern, so lange es junge Damen gibt, deren Ehrgeiz es ist, ihr Geschick im Fahren der ersteren vorzuführen und ältere Herren, die zu zaghaft sind, ein großes Pferd zu besteigen. Der Preis von 50 Guineen, der dafür gefordert wird, ist jedoch ein Fantasiepreis. Ich habe
wirklich schöne Ponys, mit einem Stockmaß von gut 1,50 m für zwischen 20 und 25 Guineen gekauft, was der Durchschnittspreis auf dem Lande ist. Es ist natürlich immer wünschenswert, dass ein Pferd das Knie so hoch hebt, dass es den Huf gut über Steine und Maulwurfshaufen bringt, was so ungezwungen und elegant aussehen soll, wie der Gang einer jungen Dame. Ich habe aber ganz entschieden etwas gegen übertriebenes Heben der Beine, was etwas mit einem kleine Unfall zu tun hat, den ich im ersten Semester an der Universität hatte. Ich suchte etwas zum Reiten für die langen Sommerabende und ich wurde von einem Pferdehändler beschwatzt, etwas zu kaufen, das er als den Gaul mit den höchsten Gängen in ganz Oxford bezeichnete. Nun, ich war ein ganz junges, grünes Anfangssemester und wahrscheinlich inspiriert durch den Ehrgeiz, es meinen Mitstudenten in puncto hoher Gänge zu zeigen, wurde der Handel abgeschlossen und ich wurde Eigentümer dieses Tieres mit den unwahrscheinlich hohen Gängen. Es hatte etwa 1,75 m Stockmaß – war also das ziemliche Gegenteil von dem, was man hätte wählen sollen, um damit über Landstraßen und Wiesenwege zu reiten oder vielleicht für einen leichten Galopp durch Bagley Wood. Dann aber dachte ich an die Wintermonate, in denen ich ein wenig jagen wollte. Die ersten paar Tage trabten wir recht gut und gemächlich miteinander, obwohl er mich weit mehr durchschüttelte, als nötig war, das Latein und Griechisch zu verdauen, mit dem ich täglich vollgestopft wurde. Eines schönen Abends wollte ich auf der Landstraße nach Bagley andere Reiter mit seinen hohen Gängen beeindrucken. Ich ließ ihn etwas schärfer traben als gewöhnlich, als sein Huf zufällig sehr heftig auf einen scharfen Feuerstein schlug, der in seinen Strahl schnitt, so dass der in stolzer Haltung gehende Gaul ohne stolpern oder Anzeichen davon plötzlich stürzte und Ihren getreuen Diener wie einen geprellten Frosch in die fernere Nachbarschaft beförderte – der schlimmste Sturz aus dem Sattel, den ich je erlebte. Kurzum, meine Titelseite war so zerschnitten und verknittert, dass ich eine Woche lang mein Bett hütete, d.h. (da ich ja nicht zu Hause war), dass ich mich krank meldete und die für solche Fälle vorgesehene Krankenkost, nämlich Brühe vom Schaffleisch, erhielt, einerseits um die unangenehmen Befragungen durch die Tutoren und die Professoren zu vermeiden, andererseits die blöden Bemerkungen von Seiten meiner Gefährten im Lernen aus Büchern, wie der alte Don Sallers, der Coachman, das Studium der Altphilologie nannte. Da es zwei schlimm angebrochene Knie hatte, war ich froh, noch einen Zehnpfundschein für dieses Tier mit seinen super Gängen zu bekommen und habe von da an eine gesundes Misstrauen vor Pferden mit hoher Aktion gehabt.


 

 

 

Früher schon haben Exmoor Ponys einige Jahre lang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen und sind nun ziemlich in Mode und das nicht ohne Grund. Sie sind nicht nur besser gezüchtet, als diese Tiere es im Allgemeinen sind, sondern sind robust, sehen gut aus, sind eher bekannt für ihren sicheren Tritt als für hohe Aktion und besonders angepasst an das hügelige Land und die holperigen Wege in Devonshire, wo Pferde mit hohen Gängen schnell auf die Nase fallen. Tatsächlich ist „Das Wappen von Devonshire“ für die zerschundenen Knie von Pferden sprichwörtlich geworden. Die Zucht von Exmoor Ponys ist durch den verstorbenen Mr Knight aus Simonsbath beträchtlich verbessert worden, der sie mit Arabern gekreuzt hat, wodurch er ihnen eine bessere Figur und schönere Formen mitgegeben hat, wie auch hübschere Köpfe und klarere Beine, als die Stammrasse. Vor einigen Jahren, als ich Mr Smith von Emmett’s Grange, dem begabten und unternehmenden Vertreter dieser Besitzung, einen Besuch abstattete, ritt ich eines dieser Ponys über das unwegsame Moor, auf und ab über steile Hügel und Pfade mit losem Geröll, die einen älteren Herrn von annähernd 90 kg, der sehr zum embonpoint neigt, äußerst nervös machten, der auf einem kleinen Tier balancierte, das kaum 1,30 m hoch war. Es war ja nicht weit bis zum Boden, doch die Vorstellung, mich mit ihm wieder und wieder zu überschlagen, wie ich es immer wieder bei Steinen beobachten konnte, die von den Hufen des Ponys losgetreten wurden, löste nicht sehr angenehme Überlegungen aus. Ich schlug schließlich vor, abzusteigen und das Pony zu führen, anstatt solche Abstürze hinab zu reiten. „Sie brauchen sich nicht zu fürchten“, antwortete Mr Smith, „lassen sie seine Zügel lang.“ (Ich hielt sie sehr kurz.) „Wenn es wirklich stolpert oder strauchelt, schenke ich es Ihnen.“ Nun, jetzt konnte ich auf seine Fortbewegungsweise mit diesen leichten, vorsichtigen Schritten vertrauen, da ich ja sicher sein konnte, dass das Pony wenigstens mir gehörte, bevor ich am Boden ankam. Dieses Glück hatte ich allerdings nicht und da ich diese Ponys zu anderen Zeiten auch reiten konnte, muss ich sie sehr als sicher und schnell loben, obwohl sie alles andere als hohe Gänge haben. Nur die härtesten der Pferderassen konnten das Klima des Exmoor Forest im Herbst und Winter aushalten, mit nur einem Dach, um sich unterzustellen. Im Frühjahr und Sommer gibt es nichts Angenehmeres, als die belebende und aufheiternde Brise in diesen Höhen. Sogar am heißesten Tag fühlt man den fehlenden Schatten nicht, so geschmeidig und erfrischend ist die Luft, aber wenn die westlichen Stürme darüber fegen,


 

 

 

„Wir müssen schnell adieu sagen,
Den märchenhaften Landschaften und euch, ihr hübschen Mädels, oh!“

Nymphen der Berge und Bäche.
Vom höchsten Punkt des Exmoors wird dem Auge in jeder Richtung ein wunderschönes Panorama geboten. In der einen Richtung ist es begrenzt von den grauen Hügeln des Dartmoors, dessen zerklüftete felsengekrönte Hügel bei klarer Luft mit einem Fernrohr deutlich zu erkennen sind. Aber der Blick über die nahen Wälder ist ganz besonders schön. Der schmale, sich von den Höhen des Moors zu den Dörfern Lymouth und Linton hinunter windende Pfad, prägte sich mir besonders ein, da er vor mir die romantischste und malerischste Szenerie ausbreitete, die ich je durchquert hatte.
Da ich jetzt am Ende meiner Kraft bin, muss ich mir die Beiträge „Sport im fernen Westen“, „Hirschjagd“, Fuchsjagd“ etc. für spätere Gelegenheiten aufsparen, ebenso einige Denkwürdigkeiten aus meinem Aufenthalt im Exmoor und Dartmoor, die bis jetzt von den Touristen in dieser Region noch nicht entdeckt wurden.


Textbearbeitung : H.B.Paggen

Fachliche Übersetzung:Hartmuth Huber

Quelle:Bailys Sporting Magazin 1865  Fotos: Verfasser