Der Zar von Russland in den Wagen der französischen Republik


Le Tsar de Russie dans les voitures de la République Française

Jean-Louis Libourel

Im Mai 1896 gekrönt, unternimmt Nicolas II, der der letzte Zar von Russland sein wird,
im Herbst des gleichen Jahres eine Reise, die das Ziel hat,
die größten Mächte von Europa zu besuchen
.

Er möchte die Verbindung zwischen ihnen und Russland festigen.
Das  französisch-russische Freundschafts-Bündnis, geht auf Anfang
der achtzehnhundertsibziger Jahre zurück. Der junge dreißig Jährige Zar
und Zarin Alexandra Feodorovna, besuchen Frankreich für fünf Tage,
um an zahlreichen Empfängen und Festen teilzunehmen.




Darauf bedacht, ihre Stellung hervorzuheben,macht die Französische Republik
alles, um dem Ganzen einen prunkvollen Rahmen zu geben. Dem kaiserlichen Paar
werden neue Wagen und die dazu gehörige Equipage zur Verfügung gestellt

Ein eindrucksvolles Dokument über die Staats-Anspannungen und Equipagen dieses Besuches
 ist die Veröffentlichung im Le Panorama mit dem Titel - 5-9 octobre 1896.
 Les cinq journées russes
- Hier finden wir wunderbare Detail-Aufnahmen von Wagen,
 Pferden und Gala-Monturen die zum Wohle des Zaren und seiner Entourage
 zu Verfügung gestellt wurden. Die Abbildungen und die Zitate
von diesem Artikel werden im folgenden Artikel benutzt.

An Bord des Dampfers  Polarstern, von einem Geschwader der französischen Marine eskortiert,
erreichen der Zar und die Zarin am 5. Oktober Cherbourg.
Der Staatspräsident Felix Faure empfängt sie auf dem Kai des Arsenals.
Nach Abnahme einer Flotten-Parade der Schiffe „ l’aviso , l’Elan,Charles-Martel,
Valmy, Bouvines , Dupuy-de-Lôme, Jean-Bart und dem Kreutzer Hoche, begeben sich
der Staatspräsident und seine Gäste,in einem zweihundert Meter langen,
aus elf Luxus-Wagons bestehenden Sonderzug nach Paris.

Der Bahnhof Ranelagh wird zur Ankunft mit Girlanden, Blumen und Seidenstoff
wie ein prachtvolles Luxus Schloss geschmückt. Der Erzbischof von Paris,
seine Exzellenz Monseigneur Richard, ist einer von den ersten,
um das kaiserliche Paar  zu begrüßen.
Er kam  in einem kleinen Coupé, bescheiden mit Pferd bespannt.


Die russischen Herrscher und der Präsident Faure verlassen den Bahnhof
in einer achtfach gefederten Kalesche mit Daumont-Anspannung.
Ein Vorreiter der Gardes Républicains eröffnet den Festzug
gefolgt von einer Schwadron der afrikanischen Kavallerie und
Sphahi Jägern auf weiße Pferden. Der Piqueur Montjarret in blauer
Gala-Montur auf einem Rot-Fuchs,reitet vor dem Gala-Wagen,
es folgen vor den anderen Wagen eine Schadron von Dragonern und Kürrasieren.

Der bekannte Zeremonien-Meister Montjarret war der Verantwortliche
für alle Abläufe der Ausfahrten an den 5 Besuchstagen.
Mit seinem unersetzlichen Wissen über alle Details der höfischen Anspannung
sorgte er für einen großen Erfolg dieses Staatsbesuches

Der Festzug nahm die Avenue du Bois de Boulogne umrundete den Arc de triomphe
fuhr den Champs-Elysées hinunter, über den Platz de la Concorde
zur russischen Botschaft am Quai d’Orsay.
Eine Riesen Menge von Zuschauern von Zuschauern bewunderte das Ereignis.

Der Aufenthalt der russischen Monarchen ist eine ununterbrochene Folge
von Festlichkeiten und Besuchen  wie Notre-Dame, la Sainte-Chapelle,
le Palais de Justice, le Panthéon, l’Hôtel des Invalides, la Monnaie,
l’Académie des Sciences, la manufacture de Sèvres, le Musée du Louvre
und großen Essen in Elyseé Palast und im Rathaus,
Eine alte Speisekarte zeigt das Menü des Abends.


Der Fall des Kaiserreichs bewirkte das Verschwinden der renommierten
Ställe von Napoleon III. Schon seit August 1871 waren etwa sechzig Wagen
versteigert worden. Obgleich die junge Republik einige dieser Wagen erworben hatte,
um den Protokollbedürfnissen der Präsidenten, Mac Mahon, Jules Grévy und Sadi Carnot,
zu genügen, besaß der Elysee in den folgenden Jahren keinen Wagenpark,
der ausreichte um zu so einem Anlass, wie den Zarenbesuch zu präsentieren.

Neue Wagen werden bei drei renommierten Wagenbauer in Paris bestellt.
Eine Gala-Berline bei Mühlbacher. Eine Gala Kalesche à la d’Aumont
und fünf weitere Wagen bei Rothschild et Fils. Verschiedene Wagen
bei Jeantaud  Nachfolger von Ehrler, dort wurden auch zwei ältere Wagen,
eine Berline gebaut von Hooper & Co London und ein achtfach gefedertes
Gala-Coupé von Ehrler beide Wagen werden heute im Musée des Carrosses de Versailles aufbewahrt.
Des Weiteren wurden auch noch benutzt ,eine Glas-Gala-Berline und eine Halb-Gala Berline,
beide gebaut für die Krönung von Nicolas II von Jeantaud.

Eine republikanische Einfachheit
Die Beschreibung im > Le Panorama<  der Gala-Berline von Mühlbacher Paris
liest sich folgendermaßen .Man fühlt sich einige Jahrzehnte zurück versetzt
bei der Ansicht dieser großen Berline. Sieht man das viele Gold,
würde man sagen sie stammt noch aus der Zeit der Könige,
Mit dem blauen Wagenkasten, den vergoldeten Bronzen-Beschlägen an den vier Ecken
die ziselierten Laternen, der Blau Rot  Gold abgesetzten Gala-Bockdecke
mit goldener Posamenterie, Das Innere mit weißer Seide ausgeschlagen.

Die Kutscher waren angezogen ,, à la française,,mit gepuderten Perücken,
blauen Monturen ,roten Hosen und weißen Seidenstrümpfen.

In der Zeit nach dem Kaiserreich sorgte dies alles, für eine gewisse Aufregung
und die Journalisten stellten sich die Frage, ob dieser ganze Prunk
zu einer Republikanischen Staatsführung passte.
Der Journalist im le Panorama bedauerte,dass die schwarz weiß Aufnahmen
nicht die Variationen, nicht die Wirkung des Goldes und nicht die Abstimmungen
der Farben vermitteln würde. Diese Anspannungen würden in der Qualität
weit über denen einer Bürgerlichen liegen

Lange Zeit im Museum von Versailles ausgestellt, befindet sich die Berline
von Mühlbacher jetzt im Museum von Compiègne .Die Berlinen hatten als Anspannung
wei Pferde mit vergoldeten Bronze- Gala-Geschirren.
Die Kaleschen und Landauer achtfach gefedert entweder à la d’Aumont
mit Gala-Geschirren für die offiziellen Ausfahrten in der Stadt, oder als Postanspannung
mit breitem Brustblatt und Schellengeläut für die Ausfahrten außerhalb der Stadt.

Text:  Jean-Louis Libourel  conservateur en chef honoraire du patrimoine

Übersetzung: H.B.Paggen

Ouellen und Fotos:Le Panorama, Le Petit Journal, Kollektion Jean-Louis Libourel , H.B.Paggen