Whisky , Whiskey, Whisket oder Wiski eine ziemlich vergessene Wagenbezeichnung


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Sucht man in der Literatur der  letzten 50 Jahre, finden man unter Whiskey nur zweirädrige Wagen und wenig beschrieben. Dabei muss der Wagen zum Ende des 18.Jahrhunderts in der höheren Gesellschaft sehr modern und begehrt gewesen sein.

 

Robert Sallman beschreibt es in seinem Kutschen Lexikon
noch am ausführlichsten

 

 

 

 

 

 

 

In der Literatur des 18. Jahrhunderts finden sich Beschreibungen und dazu gehörende Abbildungen von vierrädrigen Whiskeys, danach beschränken sich die Aussagen auf zweirädrige Wagen.

Wenn man die gefundenen französischen und deutschen Beschreibungen interpretiert ,wurden zu dieser Zeit die in England als Crane-neck Phaetons oder Perch Phaetons als Whiskey bezeichnet.Es wurde keine Begründung gefunden.

William Felton beschreibt 1796  im Theatise of Carriages die verschiedenen Typen und dort sind es eindeutig  zweirädrige  Wagen und als die leichtesten und günstigsten bezeichnet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Frankreich finden wir etwas früher in Tableau de Paris Mercier. 1782-1788 die Aussage ein von den Engländern imitiertes Fahrzeug , unbequem, tödlich und gefährlich für den Fahrer ,
aufgrund der Form und der Höhe.

 

 

 

 

 

 

 

Dazu  finden wir z.B. 1785  in Paris eine Reihe von Verkaufsanzeigen von  Wiskis : hier 4 Beispiele

WISKI arrivant de Londres, avec harnois & coffres

DILIGENCES à l’Anglaise & à la Française. CAVRIOLETS neufs, à 1 & à 4 places. WISKI à ressorts & PANIERS de diligence & de cabriolet. Chez le sieur LIENARD, Sellier, rue des Cordeliers.

WISKI, avec harnois & collier  Rue Montmartre n° 164

2 jolis WISKI Anglais. chez le sieur LE JEUNE Sellier, rue neuve du Luxembourg.

Aus anderen Dokumenten dieser Zeit geht hervor das die Wiskis den reichen Leuten vorbehalten sind und diese damit sich und den anderen Menschen Schaden zuführen können.Eine Eingabe eines Fußgängers an das Parlament vom Juli 1789

 

 

 

 

 

 

In den Aussgaben der Zeitschrift Cabinet des Modes werden 1787,1788 und 1789 verschiedene Wisket abgebildet.( da wird der Name wieder anders geschrieben)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In einer späteren französischen Abhandlung wird 1903 dieser Wisky aus der Schweiz abgebildet

 

 

 

 

 

 

In Deutschland finden wir im Journal der Moden 1786
den ersten Bericht mit Zeichnung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Krünitz finden wir 1796 folgende Beschreibung und drei Zeichnungen die aus der gleichen Quelle wie die französischen stammen müssen.

 

Eine neue Art Mode=Fuhrwerk, worin Herren und Damen sich selbst kutschieren, ist der so genannte Whisky oder Whisket. Es sind vierräderige, überaus leicht gebaute, und daher sehr schnell gehende Chaisen oder Berutschen. Alles, was sie von Ansehen und Gewicht schwer machen könnte, ist daran vermieden. Sie sind meistens nur einsitzig, höchstens zweisitzig, und es ist vielleicht nicht ein Loth mehr Holz, Eisen und Leder daran, als zu ihrem Gebrauche wesentlich nötig ist. Die Zeichnung 3594 a), ist zwar nicht nach Maßstabe gemacht, indessen wird ein Kenner sie doch instruktiv und brauchbar finden. Die Whisky' s hangen, wie diese Zeichnung zeigt, vor allen außerordentlich hoch, so, dass der Sitz immer beinahe 6 Z. höher ist, als die Hinter=Räder. An den eisernen Schwanen=Hälsen ist ein schmaler Fuß=Tritt, oder vielmehr Steigbügel, zum Einsteigen, der aber für Damen insonderheit sehr beschwerlich sein muss. Bock, Pack=Bret, Magazin, und was sonst dieses Fuhrwerk belästigen könnte, alles ist weggelassen, und die Person, die darin fährt, kann auch weiter nichts darin transportieren, als sich selbst, und was sie auf dem Leibe hat. Höchstens ist auf der Hinter=Achse ein schmales gepolstertes Bret zwischen den Federn, zum Not=Sitz für einen Bedienten, den man mitnehmen will. Um diesem modischen Götter=Wagen noch mehr Ansehen von Leicht= und Lustigkeit zu geben, ist der ganze untere Teil des Sitzes à jour durchbrochen, und sowohl hinten als an beiden Seiten offen, so, dass man gerade unter dem Sitze weg, durch den Kasten durchsehen kann; die oberen Felder hingegen, welche die Rücken= und Seiten=Wände des Sitzes machen, sind geschlossen, gelb lackiert, und inwendig, so wie der Sitz, mit grünem Plüsch gepolstert. Damit die Füße der darin sitzenden Person nicht von unten hinauf mit Kote bespritzt werden, ist der Kasten innerhalb vom Sitze an, bis zu den Vordere=Säulchen, die hier mit der Mittel=Säule in einem Schwunge fortgehen, schräg liegen, und den schmalen Fußboden halten, mit Leder ausgeschlagen. Die Rück=Säulen laufen in einem leichten gefälligen Schwunge herunter auf die Schwellen, die auch etwas geschwungen weit hinter die Rück=Säulen hinausgehen, und sich in die hintern Trage=Riemen hängen. Die Vordern Trage=Riemen sind ganz kurz, und unten an die Schwellen festgeschraubt. Der Kasten hängt in 4 Stahl=Federn, deren Streben sich auf die Schwanen=Hälse stützen. Die Räder sind mit ganzen Reifen beschlagen, und an den Achsen mit Scheiben verschraubet. Die Spring=Wage hat keine bewegliche Ortscheite, sondern 4 stehende Strang=Knöpfe, an welche die Pferde gespannt werden. Von der Spring=Wage laufen an die Vorder Achse die gewöhnlichen Streich=Stangen, um die Spring=Wage zu sichern.

 

Ich muss hierbei noch dreierlei bemerken. 1. Dieser Whisky muss nur einsitzig, und der Kasten nicht breiter, als der Raum zwischen beiden Schwanen=Hälsen, sein, denn sonst wäre der an den Schwanen=Hälsen angebrachte Fußtritt unmöglich. 2. An dieser Zeichnung sind die Stoß=Riemen vergessen, welche von den Schwellen an die Bäume kreuzweise laufen, und wegen des Schwankens des Kastens unentbehrlich sind. 3. Es ist für die Pferde höchst nachtheilig, dass keine bewegliche Ortscheite, sondern feststehende Strang=Knöpfe an der Spring=Wage sind, weil auf diese Art die Selle oder das Kummet bei keiner Bewegung nachgibt und ihnen also die Brust verdirbt.

 

 

 

 

 

 

Eine andere Zeichnung eines Whisky, stellt 3594 b) dar. Diese Gattung Wagen gleicht beinahe einem Cabriolet, nur dass er etwas höher als dieses ist. Der Kasten ist sehr hoch über die Räder, und unten viereckig geschlossen. Er ist ganz gedeckt, und die Decke kann nach Belieben 4 Mahl zurückgelegt werden, so wie auch der vordere Teil, der die Füße deckt, geöffnet werden und wegbleiben kann. Er hat keinen so genannten Schlag und Fuß=Tritt zum Einsteigen, sondern dieses geschieht vermittelst der zwei eisernen Stangen, welche von einem Rade zum andern gehen, und den Wagen zusammen halten. Es werden 2 Pferde daran gespannt. Räder und Stangen sind grün angestrichen. Der Kasten wird nach Belieben mit Streifen gemalt, die Decke aber ist von schwarzem Glanz - Leder.

 

 

 

 

 

 

Ein Pariser Elegant fährt in der Stadt in seinem hohen Whisky allein zweispännig, seinen Jockey hinter sich, in voller Carriere, und rädert jeden, der ihm nicht schnell genug entfliehen kann; außer der Stadt aber vierspännig in seinem Whisket de chasse, (Jagdwhisket,)  3595, auf dem Hirsche reitend, und hinter sich ein Paar Damen kutschierend; alles äußerst schnell, denn im Reiten und Fahren muss er ganz Engländer sein. Diese Whiskets de chasse, sind eine Art modischer Jagd=Wägen, die sehr lang gebaut sind, und sehr niedrige Räder haben. Der offene Kasten, der in Riemen und Federn hängt, und gleichfalls sehr lang ist, hat hinten einen gewöhnlichen Sitz zu 2 Personen, die vordere Hälfte aber stellt einen ordentlichen Hirsch in Lebens=Größe, der entweder geschnitzt, und dessen Rücken alsdann mit Maroquin gepolstert ist, oder, der nach leichterer Art einen ausgestopften Hirsch=Leib hat, ohne Läufe, vor. Auf diesem liegt eine rote tuchene, auch wohl mit Golde gestickte, Decke, worauf dann der Elegant, und manchmal noch einer oder zwei hinter ihm, (wie die 4 Aymons=Kinder auf ihrem Rosse) reitet, und selbst kutschiert, indem er postilionisch mit 4 Schimmeln fährt, und sein Jockey auf den beiden Vorderpferden sitzt.

 

 

 

 

 

 

Bei Lemme Theoretisch-praktisches Handbuch für Stellmacher und Wagenbauer 1856 finden wir

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 1900 findet sich in einem Firmenkatalog der Firma Breitbarths Söhne Gera ein Modells eines  Spiders der dort als
Whisky bezeichnet wird

 

 

 

 

 

 

Ansonsten finden wir im 20 Jahrhundert  den Whisky nur noch in England als einfachen zweirädrigen Wagen
z.B. bei Sally Walrond beschrieben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Whisky by Pack & Sons of Brighton

 

 

Text : H.B.Paggen

Quellen: BAUDRY de SAUNIER, DOLLFUS, Charles, GEOFFROY, Edgard de : Histoire de la locomotion terrestre, Journal des Meubles et Objets de goût, Krünitz 1792 , Journal der Moden Dresden 1793, Stratton 1878, Hub 1882, WILLIAM BRIDGES ADAMS. 1837,Uzanne 1900,Berkebile 1978, Robert Sallmann Kutschen Lexikon, Tableau de Paris Mercier, Felton Treatise on varriages,Le Driving on France,Le Figaro Paris , Bazar parisien, La Suisse des Dilligence,Le Nouveau Paris,Sallie Walrond Looking at Carriages , Sammlung M.Hädrich ,J.L.Libourel,D.Gaiser,Sammlung Verfasser