Wrangel - Die Kunst im Equipagen Wesen - 1895


 

 

 

 

Graf Wrangel schreibt 1895 einen Artikel über die Fahrkunst
den wir Ihnen hier im Original Text weitergeben



 

Ein bejahrter Feinschmecker behauptete einst, dass gut Essen und gut Trinken als der einzige Genuss zu betrachten sei, der mit dem zunehmenden Alter  des Menschen keine Abschwächung, sondern eher eine Steigerung erfahre. Dieser Brave war bestimmt kein Anhänger des Fahrsports. Hätte er doch sonst hinzufügen müssen, dass Ähnliches von der Freude an einer in jeder Beziehung gelungenen Equipage gesagt werden könne. Mit dem Reiten ist es bekanntlich nach dem erreichten fünfzigsten Lebensjahr nichts Rechtes mehr. Reiten und auf dem Pferde hocken sind eben zwei grundverschiedene Dinge. Fahrsport dagegen kann selbst der Achtzigjährige noch mit Passion und Erfolg betreiben. Fehlt ihm auch die physische Kraft es einem jüngeren Herrn am Kutschbock gleich zu tun, in den vielen Einzelheiten, aus welchen das Gesamtbild einer Equipage zusammengesetzt ist, wird er noch immer seine Meisterschaft zur vollen Geltung bringen können.

 

England bildet auch hier eine Ausnahme. Will es für das Zügeln eines Voll- oder Halbblutes gar nicht mehr ganz reichen, so bleibt noch immer der Pony. Es mag für den alternden Sports man eine Art von Entsagung bedeuten, wenn er zum ersten Male in Hyde-Park bequem auf seinem Pferdchen einher-trottet, aber die Aussicht auf den Kutschbock bleibt, und die ist schließlich auch nicht zu verachten.Doch so wie es nicht Jedem, dem die Kostenfrage keine Schmerzen verursacht, gegeben ist, ein tadelloses Menu zu verfassen, braucht man auch für die Zusammenstellung einer korrekten Equipage mehr als eine Anweisung auf so und so viele Tausend Mark. Ja, für Geld ist sogar der Beifall der Gourmets leichter zu haben, wie die Anerkennung der zumeist sehr kritisch veranlagte Sportsmann. Hier in Berlin gibt es z. B. mehrere Geschäfte, die uns, wenn wir einmal etwas drauf gehen lassen wollen, ein Diner ins Haus stellen, an dem selbst der blasierteste Kommerzienrat nichts auszusetzen haben wird. Man versuche es aber nur von einem Pferdehändler, und sei er auch Primus inter pares, die Lieferung einer kompletten, mustergültigen Equipage, Kutscher und Diener mit einbegriffen, zu verlangen.


Ich fürchte, selbst der imposanteste Check würde da keine Garantie gegen unliebsame Enttäuschungen gewähren, denn die in allen Einzelheiten gelungene Equipage ist ein Kunstwerk,
und zum Künstler muss man geboren werden.


Mit der bloßen Pferde-, Wagen- und Geschirrkenntniss reicht man im vorliegenden Falle nicht aus. Fehlt es dem Betreibenden an Schönheitssinn und an Gefühl für Chic, kennt er nicht die ungeschriebenen Gesetze, welche die Mode und die Etiquette für das Equipagen Wesen erlassen haben, so bringt er auch beim besten Willen und mit unverhältnismäßig hohen Kosten nur das Zerrbild eines eleganten Turnouts heraus. Dies erklärt, weshalb man in Berlin, wo doch Gott sei Dank kein Mangel an Millionären herrscht, so überaus selten eine Equipage zu sehen bekommt, die den Fachmann vollkommen befriedigt. Ich denke hierbei nicht allein an das Fuhrwerk des reich gewordenen Käsehändlers oder Schlächter Meisters. Der „nouveau riche" pflegt ja selten Maßgebend in Sachen des Geschmacks und der feineren Lebenskunst zu sein. Leider fehlen die guten Vorbilder auch in solchen Kreisen, wo der Fahrsport seine besten Stützen haben sollte.

 

Die Ursache für diesen Umstand liegt übrigens nicht so fern. Berlin ist eine Stadt, in der man das Nützliche möglichst mit dem Angenehmen zu verbinden sucht. Das eigentliche Luxusfuhrwerk ist hier viel seltener, als es der Reichtum der Besitzer vermuten lassen sollte. Für den Fabrikherrn wie für den Banquier ist seine Equipage zunächst und vor Allem ein Geschäfts-Vehicle d. h. ein Mittel, möglichst schnell und bequem von einem Orte zum andern zu gelangen. Derselbe Wagen dient dann seiner Gattin für die Besorgung von Einkäufen und für die obligate Spazierfahrt im Tiergarten. Handelt es sich um eine glänzende Ausstattung, so führt die Idee der Geschäfts-Reklame leicht zu übertriebenem Luxus .Die Zusammenstellung einer ebenso korrekten wie eleganten Equipage scheint demnach wirklich eine überaus schwierige Aufgabe zu sein. Es ist dies ein Grund mehr für mich, der vom Herausgeber der ,,Modernen Kunst" an mich ergangenen Aufforderung etwas über die Kunst im Equipagen Wesen zu schreiben, mit besonderem Vergnügen nachzukommen. Wird mir doch hierdurch eine er wünschte Gelegenheit geboten, denjenigen, die kein Opfer scheuen würden, den Anforderungen jener Kunst gerecht zu werden, die Wege zu den Erfolgen zu ebnen.

 

Was mir in Deutschland besonders aufgefallen, ist die an den herrschaftlichen Equipagen zu Tage tretende Prunksucht der betreffenden Besitzer. Tressen und Litzen an der Livree, überreich beschlagenes Geschirr, leuchtende Farben in und am Wagen, kennzeichnen die elegant sein sollende deutsche Equipage. Vornehme Einfachheit gehört zu den seltensten Ausnahmen. Es erscheint mir daher nicht überflüssig hier an den Unterschied zwischen der Straßen- und der Soiree-Toilette zu erinnern. Die vornehme Dame kleidet sich für die Straße so einfach wie möglich, trotzdem sieht jeder auf den ersten Blick, dass sie ungezählte soziale Sprossen über der Theaterprinzessin steht, die in schimmernde Farbenpracht gehüllt, aufdringlich aus dem Gewühle hervorleuchtet. Gilt es aber gediegenen kunstgerechten Glanz zu entfalten,
dann ist es sicher die „Grande Dame" 
die sofort Aller Blicke auf sich lenkt. Ähnlich verhält es sich mit der Equipage. Für gewöhnlich lasse sie sich mit der Straßen Toilette einer eleganten Frau vergleichen, bei außerordentlichen Gelegenheiten dagegen glänze sie durch die solide Pracht ihrer Gala.

 

Man sollte meinen, dass es umso leichter sein müsse, diese Regel zu befolgen, als es eine sehr kürzliche Aufgabe ist, im Gepränge Kunstsinn mit den Anforderungen der Etiquette und des Faches in Einklang zu bringen. Es möge z. B. nur Einer unternehmen, eine stilgerechte Equipage a la Daumont oder ein für eine feierliche Auffahrt passendes Galafuhrwerk zusammenzustellen. Das bringen auch unter Fachmännern nicht gar viele fertig. Da muss eben alles klappen und kein noch so geringfügiges Detail darf die unerlässliche harmonische Wirkung des Gesamtbilds irgendwie beeinträchtigen. Wie schwer dies zu erreichen ist, lässt sich schon an den Equipagen wahrnehmen, die zu den neuerdings modern gewordenen Corso Fahrten herausgebracht werden. Special in Deutschland wird der Kritiker bei solchen Gelegenheiten seines Amtes mit großer Milde walten müssen. In der Regel vertragen nur die Equipagen des Hofes, einzelne Coaches und leicht gezählte Victorias eingehend gemustert zu werden. Alles was sich sonst noch an's Tageslicht gewagt, wirkt wie der in einem Drei Mark - Bazar gekaufte Talmischmuck neben dem aus der Werkstatt eines Künstlers stammenden Geschmeide.

 

Bei solchen Gelegenheiten wäre zunächst darauf zu achten, dass man dem Begriff' des Wagens nichts Ungehöriges anheftet und seinen Charakter durch heterogenen Schmuck aufhebt. Eine Equipage kann niemals ein Blumenkorb werden, und ein fahrendes Bouquet ist und bleibt ein Unding. Bei so außer-gewöhnlichem Schmuck handelt es sich wie bei jeder geschmackvollen Dekoration um eine ornamentale Hervorhebung der Linien, die das Gefüge des festen Körpers nicht unnötig unterbricht oder verwischt.

 

 

 

 

 

Aus allen diesen Gründen empfiehlt es sich, im Equipagen Wesen lieber geschmackvolle Einfachheit als geschmackvolle Pracht anzustreben. Nichts desto-weniger halte ich es für unbedingt geboten, mich hier, wenn auch nur flüchtig, auch mit der letzteren zu beschäftigen, denn erstens gibt es im modernen Leben Gelegenheiten, wo die Entfaltung von Pracht unvermeidlich ist, und zweitens kann es keinem Equipagen Besitzer lieb sein, wenn man beim Anblick seines Galafuhrwerkes daran gemahnt wird, wie unheimlich nahe das Erhabene beim Lächerlichen liegt.

 

Was zunächst den zu Gala-Zwecken geeigneten Wagen betrifft, ist es selbstverständlich, dass dieser sich durch eine gediegene Pracht auszeichnen muss. Coupes und Landauer, wie elegant dieselben auch sein mögen, gehören also absolut nicht in diese Abtheilung, sondern entsprechen nur den auf C-Federn ruhenden Glaswagen* sowie die ebenfalls mit C-Federn versehenen Chariots und Barouches den Ansprüchen der Gala. Die Pferde müssen mindestens das Maaß von 170 cm erreichen und sollen sowohl die imposanten Körperformen, wie auch die noble Haltung und den „steppenden", versammelten Gang des echten Karossiers besitzen. Zur höchsten Gala werden vorzugsweise Schimmel, Rappen oder Dunkelbraune benützt. Die Schwänze dieser Paradepferde dürfen nicht gestutzt werden. Die Galageschirre sind selbstverständlich reicher beschlagen und schwerer als solche zum gewöhnlichen Gebrauch. Englische Kummete, ziemlich kurzgeschnallte Aufsatzzügel, Kandaren mit gebogenen Unterbäumen, mit Metall eingefasste Scheuladen, Rosetten oder Quasten am Kopfgestell, kleine galonierte Decken unter den Kammdeckeln und Hinterzeug sind obligatorisch. Die Livree der Bedienung besteht in gepuderter Perücke, betresstem Hut, galoniertem Leib Rock mit rundgeschnittenen Schößen und Fangschnüren, langer galonierter Weste, Kniehosen aus Samt oder Peluche, seidenen Strümpfen und Schnall Schuhen aus Lackleder.

Zu kleinerer offener Gala ist die vierspännige Anspannung d la Daumont sehr beliebt. Man beachte jedoch, dass die „outriders“ kleine leichte Leute sein müssen, die das sogenannte Englisch-Traben gründlich erlernt haben. Bezüglich ihrer Kleidung wäre nur zu erwähnen, dass diese aus einer betressten samtenen Jockey Mütze, gepuderter Perücke, samtener reich galonierter Jacke, enganliegenden Weißen Lederhosen, Stulpenstiefeln und Aufschnallsporen besteht.

 

Die zweispännige a la demi Daumont-Equipage gehört wohl nicht mehr zu den Gala-fuhrwerken, eignet sich aber ebenso wie die solide Coach, die moderne Victoria, der Kutschier-Phaeton und der schneidige Siebener-oder Fünfer-Zug vortrefflich zu Corso Fahrten. Von dem Dog-cart kann dies nicht behauptet werden. Der einspännige Karren ist eben stets und unter allen Umständen »Negligé, und so wie das weibliche Negligé-Kleid nur zur rechten Stunde und am rechten Orte als elegant gelten wird, muss es als ein arger Verstoß gegen die Gesetze der Fahr-Etiquette bezeichnet werden, wenn eine Dame beim Corso in einem einspännigen Dog-cart erscheint. Bei solchen Gelegenheiten gewinnt das Dog-cart nur mit Tandem-Anspannung Anspruch auf die Bezeichnung »chic*. Man versuche also nicht dieser Wagenart einen Charakter zu verleihen, der in schroffem Widerspruch zu ihrer Bestimmung steht. Zum flotten Spazierenfahren auf wohlgepflegten Park- und Landwegen das mit Recht bevorzugte Fuhrwerk der eleganten Welt, erinnert das Dog-cart in den Straßen der Großstadt und bei Fahrten mit festlichem Gepräge an eine ländliche Schöne, die aus Versehen in den Kreis blaublütiger Vertreterinnen des Highlife geraten.

 

 

 

 

Die elegantesten wie auch die extravagantesten Equipagen sieht man gegenwärtig in New-York, Boston und Chicago. Das kommt daher, dass es dort zahlreiche Öl-, Schmalz- und sonstige „Könige" gibt, die, hauptsächlich ihren Frauen zu Liebe, sich ehrliche Mühe geben, Staunenswertes auf die Gebiete des Luxus zu leisten. „Vor Allem treuerer und schöner wie in London, Paris oder Wien!" heißt es in jenen Kreisen, sobald etwas Neues für die Damen des Hauses angeschafft werden soll. Selbstverständlich kommt dies auch dem Fahrsport zu Gute. Es würde mich daher auch gar nicht wundern, wenn wir demnächst unsere Equipagen-Moden aus New-York beziehen müssten, demselben New-York, das noch vor 10 Jahren kaum ein einziges, wirklich elegantes, nicht zur Kategorie der Buggies gehörendes Fuhrwerk aufzuweisen vermochte.

 

Charakteristisch für die neueste Equipagen-Mode ist ihre Tendenz, zum Empire-Stil zurückzukehren. Alle fashionablen Wagen, die im Jahre des Heils 1895 aus den vornehmeren Werkstätten hervorgegangen sind, erinnern in ihrer Bauart und Ausstattung an den Geschmack des ersten Kaiserreiches. Sehr beliebt ist zur Zeit. gegenwärtig die tiefe, lange und niedrige Victoria „Genre Josephine“ hohe Räder, bauchiger Kasten, übermäßig weite Eintritts-Öffnung und riesige Laternen verleihen dieser Schöpfung der modernen Wagenbaukunst ein höchst eigenartiges Gepräge.

 

 

Das genügt nicht nur im Lande des Dollars, sondern auch diesseits des großen Wassers. Denn Originalität gilt als ein Privilegium der oberen Zehntausend, wohingegen Schönheit unter Umständen eine sehr billige, d. h. ordinäre Sache sein kann. Der Brougham, auch Coupe genannt, ist natürlich ebenfalls von der neuen Mode beeinflusst worden. Er hat einen tiefhängenden Kasten und 5 kleine Fenster erhalten, dass den Passanten jeder Blick in das Innere des Wagens verwehrt ist. Trotzdem wird dieses stets mit kostbaren Stoffen bekleidet, wie denn überhaupt ein unerhörter Luxus in der Garnierung eleganter Wagen ein besonderes Merkmal der neuen Mode bildet.

 

 

 

 

 

 

So fährt die auch in Europa bekannt gewordene Miss Pullman in einer Victoria, deren Garnierung aus Silberbrokat besteht. Wer sich das nicht leisten kann oder will, nimmt schwarzen Atlas, falls ihm nicht purpurrot besser zu Gesicht steht. Immer aber muss die Toilette der Insassin bis auf die Handschuhe zur Garnierung des Wagens passen. Für die Lackierung des Kastens und der Räder werden mit Vorliebe dunkle Farben gewählt. Auch für die Pferde sind diese die beliebtesten. Möglichst viele, ebenfalls mit genauer Berücksichtigung der Farben gewählte Blumen im rückwärtigen Teil des Wagens vervollständigen das Bild einer allen Anforderungen der Fashion entsprechenden Equipage. Manche der über die Boulevards von Paris und New-York rollenden Victorias gleichen einem auf Rädern gestellten Blumenbeete. Wer dann noch ein Übriges tun will, versehe das Verdeck der Victoria mit seinem in Gold oder Silber ausgeführten Monogramm.

 

Die Franzosen sagen bekanntlich von sich selbst, dass sie von „la rage des galons" besessen sind und Niemand wird bestreiten, dass dieser Ausspruch auf Selbsterkenntnis beruht. Merkwürdigerweise sieht man jedoch in Paris weit weniger betresste Hüte und mit Litzen geschmückte Livrée Röcke wie bei uns in Deutschland. Diese befremdende Tatsache tritt uns sogar in der Literatur entgegen. Ein ehrlicher deutscher Romanschriftsteller wird bei der Schilderung einer eleganten Equipage nie unterlassen einige galonierte Diener" auf die Scene zu bringen. Diese gehören zum Inventarium derartiger Schilderungen wie der wehende Schleier und das wallende Reitkleid der meist auf einem Vollblut-hengste (!) einher galoppieren-den Amazone, die dem Helden des Romans so viel Herzeleid bereitet.

 

Nun, zum Glück sieht es auch bei uns in Deutschland in der wirklich vornehmen Welt nicht mehr gar so vorsintflutlich aus. Geschmackvolle Einfachheit ist hier mit Bezug auf die Bekleidung der Dienerschaft allmählig Regel geworden. Tressen am Hut, Fangschnüre und Litzen am bunten Livree rock, Kniehosen, Gamaschen oder seidene Strümpfe und mit Schnallen versehene Schuhe gehören, wie bereits erwähnt, nur zur Galalivree. In ländlichen und kleinbürgerlichen Kreisen aber scheint bei uns noch immer die Ansicht vorzuherrschen, dass Tressenhut und bunte Livree für den Kutscher ebenso unentbehrlich seien wie das traditionelle schneeweiß Gewand für den Koch. Eher spart daher der Landjunker am Wagen, an den Pferden und an den Geschirren, als dass er auf eine möglichst auffallende Livree für seinen Kutscher verzichten würde. Die breite Tresse am Hut, die blanken Wappenknöpfe und die Litzen an dem hellblauen, grünen oderbraunen Rock, die hochrote Weste, die Lederhose und die Kappenstiefel des Pferdelenkers klären doch Jeden darüber auf, dass da kein Pächterwagen, sondern eine herrschaftliche Equipage vorüberrollt! Außerdem gibt der martialische Schnauzbart des braven Johann zu erkennen, dass dieser bei der Kavallerie gedient und somit eine gründliche Ausbildung in allem, was zu den Obliegenheiten eines Kutschers gehört, genossen haben muss. Kein Wunder daher, dass unser Landjunker meint, berechtigte Ansprüche auf die Anerkennung jedes Fachmannes erheben zu dürfen.

Es hat mir oft herzlich leidgetan solche Illusionen durch kritische Betrachtungen in bange Zweifel verwandeln zu müssen! Ich dachte da immer an das Dichterwort:

 

„Ein Wahn, der mich beglückt, ist eine Wahrheit wert, die mich zu Boden drückt."

 

Andererseits aber heißt es auch:

 

„Es ist unmöglich die Fackel der Wahrheit
durch ein Gedränge zu tragen, ohne Jemand den Bart zu sengen."

 

Will ich bei meiner Schilderung des modernen Equipagen Wesens der Wahrheit die Ehre geben, werde ich somit kaum umhinkönnen, Manches vorzubringen, was dem Johann und seinem Brotherrn nicht in den Kram passt.
 

Das soll mich aber nicht sonderlich schmerzen, wenn es mir nur gelingt, dem Leser der „Modernen Kunst" einiges Interesse für die Hebung des arg darniederliegenden,
deutschen Fahrsports abzugewinnen.

 

Textbearbeitung: H.B.Paggen

Quelle: C.G.Wrangel in die Moderne Kunst Sammlung Verfasser