Benno von Achenbach - Englische - Anspannung 1911 Teil 3


 

 

 

 

 

 

 

A u f s a t z z ü g e l - S c h e u k l a p p e n und deren
  > Für und  Gegen <  
brachten mich darauf,
die Sache 
vom S t a n d p u n k t e d e s T i e r s c h u t z e s anzusehen. 
Wobei mir das englische V o r s p a n n p f e r d einfiel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Ich bringe  es im Bilde. Abb. I. weil ich es interessant finde, das die englische Pferdeschutz-Liga ihre Vorspannpferde in >Scheuklappen< aufstellt. — Das dies gerade vom Tierschutz in London gemacht wird, wo Hunderttausende an den Vorspannpferden vorbeigehen. Ohne dagegen zu  protestieren . ist die beste Antwort auf unsere ewigen abgedroschenen Artikel gegen die Scheuleder.

 

 

 

 

 

 

Wer ein Herz für Pferde hat. der sehe sich lieber die grausame Schinderei an. die täglich an den Spreebrücken verübt wird, anstatt vom grünen Tisch aus gegen die Scheuleder zu dozieren.

 

Die Marschallbrücke liegt mir besonders im Magen,da ich täglich mindestens viermal hinüber muss .Ist das Holzpflaster feucht und. wie immer, ungenügend gestreut, so bleiben auf halber Höhe die schwerbeladenen Karren stecken; die Pferde werden nach der ersten Tracht Prügel schräg her-übergestellt. um leichter anziehen zu können; dabei kommen sie auf die Schienen, worauf sie noch weniger Halt linden, als auf dem glatten Holzpflaster. Ein an der Brücke angebrachter Kasten mit Sand würde schon viel helfen. Kies ist da nicht am Platze, denn die wiederholt auf die Knie fallenden Pferde verletzen sich stark daran, und der Kies reißt tiefe Wunden, besonders da. wo die schützenden Haare schon weg sind. Um den Pferden das Ziehen möglichst zu erschweren, so scheint es wenigstens, werden die Brücken besonders t Sprengen bevorzugt: unerhörte Grausamkeit ist die Folge davon. Wie denkt die Pferdeschutz - Vereinigung darüber?

Einspänner-Selbstfahrer: Auf unsern Concours Hippiques unterscheidet man Material-Prüfungen. Qualitätsprüfungen und Fahrer-Prüfungen. Bei der MateriaI-Prüfung soll das Pferd beurteilt werden, bei der Qualitätsprüfung die des ganzen Gespannes. also das (Gesamtbild. bei der Fahrerprüfung die Fähigkeiten des Fahrers.

 

Materialprüfung:

Um das Pferd oder die Pferde möglichst vorteilhaft zu zeigen, muss man die Fahrbahn und deren Bodenbeschaffenheit sowie (Größe. Maße. Schnelligkeit. Aktion. Wendigkeit usw.der Pferde ins Auge fassen, um sie so vorteilhaft wie möglich vorzuführen. Man wird also auf Rasen oder Sandboden in Materialprüfungen niemals ein Coupe wählen, weil daran auf solchem Boden das Pferd immer länger und länger und. wenn die Richter nicht schnell zum Entschlüsse kommen, schweißtriefend und außer Atem dastehen wird und gegen ein weniger gutes Pferd, das an einem für diesen Boden passenden Wagen gezeigt wurde, unterliegen muss.

 

Ob das Pferd in Kummet oder Siele, auf Trense oder Kandare, zweirädrig oder vierrädrig gezeigt wird, ob kupiert oder unkupiert, mit oder ohne Mähne oder mit eingeflochtener, hängt davon ab, was der Aussteller für sein Pferd als vorteilhafteste Aufmachung ansieht. Ob der Wagen die Geschirre und der Kutscher »schön« sind, soll in der Materialprüfung gleich sein; hier kommt nur das Pferd in Frage.

 

Der praktische Engländer zeigt deshalb auf der horse show seinen Hacknev, damit der Hals recht lang erscheint, gern im Brustblatt und amerikanisch-englischen »Show«-Wagen. Spezialist dafür ist:

 

Mills & Sons, Ltd., Cambridge Place Paddington, London W. Abb. 2.

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Qualitätsprüfung wird das Gesamtbild beurteilt, da müssen also Coupe-Pferde im Coupe, Karossiers in dazu passenden Wagen gehen, aktionsloser Pony oder Hunter nicht in einem so anspruchsvollen Wagen wie Tilbury oder Cabriolet. Ein Coupepferd oder Karossier passt nicht zum Tandem-Vorderpferd, ein Jucker nicht ins Cabriolet oder Coupe. In Qualitätsprüfungen keine eingeflochtenen Mähnen.

Vom Einspänner-Geschirr ist noch zu sagen, daß für Dogcart, engl. Buggy (das amerikanische hat vier Räder), Tandem (auch beim Runabout) die Ledertrageösen richtig sind. Abb.3

 

 

 

 

 

 

Für engl. Buggy, Tilbury und Cabriolet mit stark geschweiften Scherbäumen die Tilbury oder Coupe-Öse, Abb. 4.

 

 

 

 

 

 

 

Die Richter können bei den Einspänner-Selbst-fahrern keinen Schlagriemen verlangen, er ist aber unbedingt zu empfehlen, wo kein Hintergeschirr benutzt wird. Einmal gehört er aus Gründen der Sicherheit zum kompletten Anspann, denn in einem richtigen Geschirr muss man auch ein

schwieriges Pferd ohne Lebensgefahr' fahren können. Die Schnallen der Stößel, (durch letztere werden die Stränge gezogen ). müssen, wie schon erwähnt, geschmiedet und nicht aus Messing oder Neusilber sein. (Abb. 5.)

 

 

 

 

 

 

 

Die Stößel halten den Strang nahe am Scherbaume fest und verhindern das Schlagen und Klappern eines an Ketten von der Achse befestigten Ortscheits (wie es zum Tandem gehört).

 Burdett-Coutts, der Besitzer der Bookfiehl Stud im Norden Londons (.Abb. 6). von dessen jährlichen Auktionen mancher gute Hackney nach Deutschland gekommen ist. fährt wohlweislich mit dem Schlagriemen.

 

 

 

 

 

 

Wer seine Erfahrungen gemacht hat, benutzt ihn, das ist sicher. Wer allerdings wie die Amerikaner auf der Show, seine Pferde zum Zerbrechen aufsetzt, der braucht ihn wenigstens im Ring nicht.

 

 

 

 

 

 

 

Bezüglich der Scherbäume ist zu erwähnen, daß sie häufig zu eng gestellt sind, so daß sie einen breiten Cob an den Rippen schwellen (auch das kann zum Schlagen Veranlassung sein ). Die Bäume seien lieber zu weit als zu eng. Die aussterbenden Londoner Hansoms legen sie so hoch, das das fallende Pferd unter sie zu liegen kommt. Ich empfehle sie. für die hohe Tandemcart besonders, so weit und so lose eingeschnallt , das das Pferd dazwischen fällt. Von der Sellette aus nach vorwärts sollen die Bäume kurz und wenig geschweift sein sonst brechen sie stets, wenn das Pferd ausgleitet Die Scherbaumspitzen sind aus poliertem Stahl herzustellen. damit man sie nötigenfalls auf den Boden herablassen kann, ohne das die Plattierung sich abstößt; nach hinten läßt man eine Cart nie herunter, hintere Tritte sollen deshalb nie einen Wurmfortsatz haben. (Abb. 7.)

 

 

 

 

 

 

Der Beschlag für die Trageöse muss sicher sein, das heißt: die Stifte dürfen sich nicht von selbst lösen können. Hat man keine Bremse und kein Hintergeschirr. so kann das größte Unglück entstehen.wenn die Trageösen zurückgleitet ,weil dann der Wagen dem Pferde auf den Leih rückt. Abb.8

 

 

 

 

 

 

 

Die Zapfen seien daher nicht eingeschraubt, sondern eingeschweißt und vernieteten eine Schiene

unter der Scheere. (Abb.9

 

 

 Auch wenn ein Strang reißen sollte, so hängt die Karre immer noch am Tragriemen fest.

An den Scherbäumen seien stets schwarze oder plattierte Krampen für Hintergeschirr

Umgang und Schlagriemen damit man jederzeit anspannen kann .wie man will.

An den Bäumen, nahe dem Travers angebrachte feste Haken für die Zugstränge sind unpraktisch, weil ein Pferd mit langen Tritten im Schritt wie im Trabe den Wagen in eine unangenehme seitlich schwankende Bewegung bringt. Haken, die aus einer eisernen Feder kommen und durch das Travers durchgehen, sind auch nicht zu empfehlen; meistens findet man die durch Travers gebohrten Löcher so eng. das die Stiele der Haken sich festsetzen (klemmen), wenn das Pferd einmal ins Geschirr springt, bergauf oder im Sandwege schwer ziehen muss. (Abb. 10 oben).

 

 

 

 

 

 

Am besten ist ein starkes Ortscheit aus Holz, das mit einem breiten Riemen mitten am Travers

 befestigt ist. (Abb. 10 unten).

 

Zweirädrige Wagen fahren sich gut. wenn sie hohe Räder haben. Der Wagenkasten muß nahe der Achse stehen, le höher der Kasten ist und somit die Sitze über der Achse liegen, desto schlechter erzielt man das Gleichgewicht. Ich kannte eine Tandem-Cart, die nie schwebte, die vielmehr auf dem Pferderücken auf lag, oder unterm Bauche nach oben zog. (Abb. 11.)

 

 

 

 

 

 

 

Steht eine gute Cart horizontal und im Gleichgewicht, so fühlt man überhaupt nicht, das man nur auf 2 Rädern fährt; hat man schlecht eingestellt, so stößt sie allerdings. Der Gurt der Sellette muss festliegen, der Trageriemen dagegen lose, so daß die Bäume in den Trageösen vollkommen spielen, eigentlich freiliegen. Man sieht das genau, wenn die Schnalldorne sich beim Fahren dauernd etwas von der Schnalle heben.

 

Vergl. Mr. Burdett Coutts Tilbury mit der Sitzwanne französischen' Stils. (Abb. 6 und 6a.)

 

Ein Tilbury oder Buggy balanciert nur gut mit zwei Personen darin, oder, wenn man es bei einer Person höher legt als eigentlich richtig; es kommt durch das* Höherlegen etwas mehr Gewicht hinter die Achse:* Ist der Fahrer eines normalen Buggys oder Tilburys klein oder Sitzriese, so tut er gut, sich eine Fußbank bauen zu lassen, so das er auf dem Fahrkissen weit hinten sitzt; nur dann ist das Gleichgewicht zu erreichen.

Die gefälligen schrägen Linien sind bei allen zweirädrigen Wagen zu bevorzugen, die Wagen sollen leicht sein und auch so aussehen.

Bei einer Galakutsche ist das eine ganz andere Sache. Die hässlichste Abart eines Wagens ist für Erwachsene , die Governesscart, die Englandschwärmer nennen sie lieber Tonneau; auf den Namen Gouvernanten-Karre verzichten sie, während sie keinen anderen Wagen, als allenfalls das Coupe, mit dem nicht englischen Namen belegen.

Viele Leute glauben, zu einem richtigen Tilbury gehörten Stummelachsen und das Ortscheit mit Ketten von der Achse. Das ist keineswegs der Fall. Man hat es bei der Tandem-Cart gesehen und missverstanden nachgemacht. Fehlerhaft kann man es nicht unbedingt nennen; ganz falsch aber wären nachgemachte Mailachsen, d. h. Patentachsen. mit falscher Fassade. Diese Vorspiegelung sehr leicht zu erkennen: die Nabenbänder der Mailachsen d. i. Stummelachsen, sind schmale weite Ringe, die der Patentachsen breite enge Ringe. Bei der Stummelachse sind 3 Bolzen durch die Nabe durchgeschoben, die vorne und hinten kräftige Mutterschrauben haben. Bei der Imitation 3 kleine Schraubenköpfe nur vorne.

 

Bei allen zweirädrigen Wagen ist womöglich der Peitschenschuh nicht vorne am Spritzleder anzubringen; ist man bergab gezwungen, die Peitsche wegzustecken, so bringt man durch das notwendige Vorlegen des Körpers dem Pferde ganz unerwartet viel Gewicht auf die Vorhand.

 

Am Tilbury oder Cabriolet sind doppelte geschweifte Sturmstangen zu empfehlen, damit man das Verdeck auch halb aufschlagen kann.

 

Herstellung des Gleichgewichts:

Fest in den Trageösen eingespannte zweirädrige Wagen übertragen die Trabbewegung auf die Sitze und diese stoßen und schaukeln höchst unangenehm; dieses für Pferd und Fahrer gleich peinliche Gefühl wird zur Qual gesteigert, wenn die Karre Vorder oder Hintergewicht hat. Ist der Tragriemen lose geschnallt, so ist es auf jedem zweirädrigen Wagen möglich, angenehm zu fahren,
es sei denn, dass der Kasten und die Sitze zu hoch über der Achse ständen. (Abb. 11)

 

Die Achse selbst soll hochstehen, also: hohe Räder, die leicht laufen wenig Boden- und Achsenreibung haben und durch ihre geringe Umdrehungen-Zahl, sich langsam den Straßenschmutz nach oben werfen. Bei einer Tandem-Cart ist deshalb ein Kotflügel vollkommen überflüssig.

Was die Schweifung der Scherbäume betrifft, so hängt diese nur von der Höhe der Räder ab. Von den am Kasten abgehackten Bäumen ist zu sagen, das sie Wagenbauer und Besitzer ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Sie sind entsetzlich hässlich und haben keine Vorteile. Bei richtigem Bau des Wagens kann man ebenso tief einsteigen: d. h. bei stark geschweiften Scherbäumen, und jeder richtig gebaute, angespannte und aus-balancierte Wagen läuft ebenso bequem. Wer übrigens so schlechte Nerven hat, das er zweirädrig ganz tief sitzen will, der setze sich in eine Gouvernantenkarre oder fahre vierrädrig.

Abb. 12 zeigt die Governesscart an ihrem Platz.

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt verschiedene Arten der Gewichtsverschiebung. Nach meinen Erfahrungen ist die beste, das an den Scherbäumen vier runde Schienen angebracht sind, auf denen der ganze Wagenkasten vor oder zurückgeschoben wird, weil dabei die Sitze stets gleich bequem bleiben. Dogcarts, in denen sich die Sitze vor- und zurückschieben, sollten eine Kurbel zum Drehen für den Fahrer haben, dgl. sollte jede Bremse -an jedem Wagen für den Fahrer gebaut sein, denn hinten befindliche Kurbeln und Bremsen kann man nicht andrehen oder abdrehen. wenn der Herr oder der Kutscher allein auf dem Wagen sitzt, oder man den Groom neben sich haben will.

 

Dogcarts. die für die Füße eine verstellbare Eisenstange haben, sind für einen großen Menschen immer sehr unbequem, wenn man zu viert die Sitze sind selten so weit nach vorne zu schieben, das zwei Personen hinten mit Anstand darauf sitzen können, sie sehen stets wie die Klammeraffen aus. Und vorne? da sitzt man dann so zusammengeschoben. das man bei längerer Fahrt, womöglich noch bergab, wirkliche Qualen aussteht.

 

Bei den auf Schienen verschiebbaren Wagen achte man darauf, die Zapfen für die Trageösen weit genug vorne an den Scherbäumen anzubringen. also verhältnismäßig lang anzuspannen, damit man den Wagenkasten ganz vorschieben kann, ohne das er bergab das Pferd stößt. Nimmt man unterwegs eine vierte Person auf. so lege man die Trageöse vor den zweiten Zapfen und schnalle die Stränge iiVs erste Loch. Jeder unnütze Zwischenraum zwischen Pferd und Wagen ist zu vermeiden, aber auch nur der unnütze. Galoppiert, vielleicht aus Stallmut oder durch Erschrecken, das Dogcartpferd an. und pariert der Fahrer scharf ohne Bremse (  scharf weil er notgedrungen muss. ohne Bremse, weil er keine hat oder zu ungeschickt ist sie anzuwenden), so kommt das Fußbrett dem Pferde bedenklich nahe. Sind dann noch Laternen daran, so bekommt das Pferd Stöße gegen die Schweifrübe und kratzt vielleicht ab. Das wäre bei längerer Anspannung nicht passiert.

 

Bei zweispännigen Wagen kommen die Pferde leicht mit den Hinterfüßen gegen die Radreifen und erschrecken dadurch gewaltig. — Ich bin ein Feind von jeder Lehne auf hohen zweirädrigen Wagen: fällt das Pferd, so stößt die Lehne einen in den Rücken und wirft einen hinunter, wenn man, noch oben, sich nach Kräften zurücklegen will. Für den Fahrer ist eine Lehne auch deshalb immer zu vermeiden, weil sie die freie Bewegung der Arme nach rückwärts hindert.

 

Karierte Winterhosenstoffe jeglicher Art. ebenso Schweinsleder sind nicht zu empfehlen und schlechter Stil ; erstere saugen das Wasser auf wie ein Schwamm und sind für Hosen da letzteres ist unnütz teuer unbequem glatt und äußerst empfindlich, was Flecken angeht. Einfarbiges ganz dunkles Tuch der gewollten Farbe, ausgenommen schwarz und rot. ist ebenso geeignet wie drap-farbener Stoff für zweirädrige Selbstfahrer. Cord ist nur in Drap-Farbe möglich. Zu Naturholz-Landwagen passt besonders gut ein gesprenkelter nicht aufgeschnittener Stoff im gelben Grundton. »Moquette« genannt. Zügelhalter soll man an keinem Wagen verwenden, weil die Leine durch Schweifschlagen heruntergerissen werden kann, oder, wenn sie sich unterm Schweife festklemmt, zum Schlagen Veranlassung gibt. Der Groom steht dann ratlos am Kopf des Pferdes und kann die Leine nicht unter dem Schweife wegnehmen. Die Leine ist an der rechten Seite der Sellette zu befestigen, indem man sie doppelt gelegt von vorne nach hinten über dem Scherbaum um oder durch die Trageöse befestigt. (Abb.13)

 

 

 

 

 

 

 

Jeder, der das Pferd hält, kann dann, ohne es einen Augenblick auf gut Glück stehen zu lassen, mit den Leinen in der rechten Hand, von rechts aufsteigen. Steckt die Peitsche, wie empfohlen, am Sitzkissen, so nimmt man sie erst auf. wenn man sich gesetzt und die Decke oder Schürze zurechtgelegt hat. Steckt die Peitsche vorne, also am Spritzbrett, so muss man sie erst herausnehmen. dann das Spritzleder zum Aufsteigen anfassen.

 

Gummi-Räder mit Eisenfelgen und Tüllen, in denen die zugespitzten und dadurch geschwächten Speichen stecken, passen zum Kutscher mit Schnurrbart.

 

Abb. 14 zeigt Herrn H. L. Kappels Walkover im tadellosen Buggy. Stränge, die in einer Kette endigen, sind letzthin erwähnt worden. Durch Höherschnallen der Scherbäume um ein Loch würde das Gesamtbild ganz perfekt.

 

 

 

 

 

 

Zum Vergleiche hat Abb. 15. »LadyStrathern«im Tilbury des Herrn Geheimrat Jul. Vorster, einen Schlagriemen; dieser ist. wie gesagt, nicht nur praktisch, sondern gibt für mein Auge eine schönere Verteilung des Geschirrs. Ohne Schlagriemen liegt eine Ladung Leder vor der Selette auf der kürzeren ohnehin mehr belasteten Vorhand. Der von der Selette umrechnete hintere und längere Teil des Pferdes wird durch einen Schlagriemen unterbrochen und erscheint dadurch weniger lang und kahl.

 

 

 

Bild,gemalt von Benno Achenbach

 

 

 

 

 

Abb. 6a h at die Wurmfortsätze vorne. Abb. 16, ein Pariser Gespann, hat sie hinten. So kann sie einer hinten, der andere vorne entbehren. Hier ist der Klubsesselsitz angebracht, auf einem solchen Bock kann man nicht längere ohne Kissen weil die Lehne, die den Klub-sessel bequem macht, fehlt. Der Peitschenschuh sollte sein, wo der Griff zum Aufsteigen (über dem Rade) ist. Unter dem Scharnier der Spriegel sollte die Laterne sitzen. Die Sellette ist eine Kreuzung von Coupe und Dogcart. Bei einer Ledertrageöse wie hier (vergl. Abb. 3) sollte der Tragriemen aus einem Stücke durchgehen und auf der linken Seite geschnallt sein. Hier sind zwei Schnallen zu viel angebracht, ebenso die Metallöse am untern Hude der Sellette, die zur Coupe-Sellette gehört. Bei der Ledertrageöse führt man 'den Strang, wie es hier richtig ist. innerhall) des Tragriemens, bei der Coupe-Sellette außerhalb vorbei. Die Verzierung auf der Strangstutze sollte hier wie auf dem Nasenriemen fehlen. Dieser ist echt französisch mit Ringen. Strangstutzen zum Aushaken, wie hier, haben keinen Sinn, ebenso wenig das Kettchen zwischen den Scherenspitzen, wenn diese richtig (kürzer) wären. Der Sprungriemen teilt sich, um rechts und links in's Gebiß (Aufsatztrense) geschnallt zu werden, Schnallt man ihn in den Nasenriemen, was viel besser, wenn er überhaupt nötig ist, so genügt ein Riemen mit einer einfachen Schlaufe, durch die man den Nasenriemen zieht.

Das Schlechteste an diesem Gespann sind aber die unglaublich engen Scherbäume, die das Pferd nicht nur an den Rippen, sondern sogar an der Schulter klemmen. Lägen die Spitzen nicht am Pferde fest angedrückt, so schiene die Sonne dazwischen hindurch wie gleich oberhalb an der Strangstutze.

 

Die Livree des Kutschers ist schlimm. Die Breeches sollten aus weißem Leder sein, die vier sichtbaren Knöpfe ganz vorne sitzen und wirklich zum Knöpfen sein, die Harmonika-Stiefel steifschäftig, die Stulpen endlich halb so hoch sein.

 

 

 

 

 

 

 

Nr. 17 ist ein von G. Benedict Berlin, in jeder Beziehung tadellos angezogener Kutscher zum Vergleich.

 

 

 

 

 

 

 

Tonstulpen sind gelbgrau oder rosa, um das Weiß der Breeches zu heben. Man kann auch glattlederne Stulpen nehmen, die gelbe Stiefel mit Creme behandelt werden, das Leder London-Farbe; bei richtiger Behandlung werden diese Stulpen mit der Zeit immer dunkler und damit immer schöner.

Weiße Stulpen sind unter allen Umständen falsch, da sie in der Nähe gesehen die Breeches gelblich schmutzig erscheinen lassen. Auf die Entfernung wirken sie, als hätte der Kutscher gar keine Stulpen und als ob seine Stiefel um die Hälfte zu kurz wären.

 

 

 

 

 

 

Nr. 18. Ein gut adjustierter Groom. der Rock ist kürzer, hat keine Patten, hinten sechs wo der Kutscher vier hat.

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung: der Text ist im Original weitergegeben; Rechtschreibung oder Grammatik Fehler und andere Ausdrucksweise nach heutigen Gesichtspunkten sind deswegen möglich.

Textbearbeitung : H.B.Paggen

Quelle : Sankt Georg 1911 Sammlung Verfasser