Achenbach die englische Anspannung 4




 

 

 

 

 

 

 

 

Auf Grund verschiedener Anfragen ist bezüglich der Viererpeitsche nachzutragen ,dass man sie  bei starker, links wehender Winde  mehrere mal rechtsherum wickelt, nachdem sie nachdem sie richtig gefangen ist. Sie hängt dann nicht schön und nicht vorteilhaft für die bei Regen leicht knickende Schnur, aber sie bleibt liegen ( Abb. 1)

 

 

 

 

 

 

Zum Antreiben eines Vorderpferdes ist sie, auf diese Art gewickelt, nicht schnell losgenommen. Braucht man die lange Schnur bei einem Vorderpferde oft, so erhalte man sie nach dem Auffangen durch weiche, stillstehende Peitschenhand auf dem Stock, ohne die zwei verschiedenen Gewinde in eins zu verwandeln, sie ist dann im Nu zum Gebrauch herunter. (Abb. 2.)

 

 

 

 

 

 

Die Peitschenschnur sollte möglichst vier Meter lang sein: vom Knoten am dünnen Stockende gemessen . Ist sie etwas abgeschlagen, so lässt sie sich schon bei drei Meter nicht mehr gut fangen und schön legen.

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 3  Schlechtes Pariser Gespann: Sitzwannenwagen mit abgehackten Scheer-bäumen, engem Einstieg, nur nach hinten leuchtenden Laternen, imitierten Mailachsen. Die Schere ist vorne zu lang, Kette und Schelle sollten fehlen, am Stirnband sind keine Rosetten, französische Kandare, die zur Post-Anspannung passt, nicht zum englischen Geschirr.

Um das Stoßen bei — für die Ebene — richtig balancierten zweirädrigen Wagen zu vermeiden, besonders auf nicht verstellbaren, bergab, hat man mehrere Systeme der Federung. Altmodische Langbaumwagen (Coach, Mail-Phaeton, Cabriolet) haben das Untergestell, Deichselstange und Scherbäume nicht wie moderne Wagen auf Federn, sondern darunter. Der Wagenkasten allein ruht auf Parallelogramm Federn  (Plattform Springs, Telegraph Springs).

 

 

 

 

 

 

 

 

 (Abb. 4.) Der Wagenkasten, bei diesen zweirädrigen vierfach gefedert, wackelt etwas auf schlechter Straße, federt aber und fährt sich doch recht gut. Zu diesen Wagen gehören Mail-Achsen und altmodische Eschenholz -Scherbäume, stark geschweift, ganz steif, da ganz mit einer Eisenschiene unterlegt, und ziemlich schwer.

 

 (Abb. 4.) (Holland u. H.) Die nach altem Geschmack weit nach außen gerichteten Scherenspitzen würden nicht durch Ledertrageösen hindurchgehen, sie sind vor und hinter der Trage Öse so stark geschweift, damit sie auch ein sehr breites Pferd nicht berühren, sie würden es andernfalls auf schlechter Straße beunruhigen, da die Bäume, weil unter den Federn, stark zittern. Durch diese Schweifung liegen sie ziemlich dicht nur an der gutgepolsterten Sellette an.

 

Da diese Wagen-Kasten oder -Bänke, welche starre Scheeren, dafür aber vier Federn haben, nicht vor- und zurückgeschoben werden, weil sie nur für eine oder zwei Personen — nach vorwärts zu sitzen — gebaut sind, so braucht man kein Spiel in loser Trage Öse.

 

Die weite Ledertrageöse, in welcher der Scheer-baum spielen soll, erleichtert das Gleichgewicht festzustellen und ist für Wagen nötig, die ihre Gewichtsverteilung dadurch ändern, dass eine oder zwei Personen vorne, keine, eine oder zwei hinten sitzen können. Heute macht man an solchen Wagen meistens nur zwei lange Federn, parallel und unter den Scherbäumen, dafür aber sind diese ohne eiserne Schienen aus Speerholz (engl. Lanzenholz) sehr elastisch, am hinteren Ende auch wohl zwischen Gummiringen so befestigt, dass man den Wagenkasten für ein großes Pferd in den Bäumen nach vorne neigen kann, für ein kleines nach hinten. (Abb. 5.)

 

 

 

 

 

 

Ferner gibt es Wagen speziell Buggy und  Tilbury, die zwei seitliche und eine rückwärtige querliegende Feder haben. (Abb. 6.)

 

 

 

 

 

 

 

Die stark geschweiften, eisenbeschlagenen Scheeren werden also, da sie zu vier Federn gehören und stark nach außen gestellt sind, in eiserne Ösen gelegt. Bei federnden Lanzenholz-Scheren mit nur zwei Federn benutzt man die Ledertrageöse. wie beschrieben. Man wähle das eine der das andere System. Lasse aber die abgehackten Scheren den stillosen Phantasie -Sitzwannen auf  Rädern.    Abb.6 zeigt den hinten angebrachten Peitschenschuh

 

Alle zweirädrigen Wagen mit zwei Plätzen vorwärts haben die Mitte der Sitze etwas hinter der Achse, um das Gewicht der Schere auszubleichen),sodass sie etwas Vordergewicht bekommen, sobald eine Person absteigt. Man muss in diesem Fall die Schere ein Loch höher legen, wodurch die Sitze und damit das Gewicht weiter hinter die Achse kommen und das Gleichgewicht
für eine Person hergestellt ist.

E i n s p ä n n i g e  S e l b s t f a h r e r ,  v i e r r ä d r i g, sind durchweg nur hübsch im amerikanischen Stil.

 

 

 

 

 

 

Abb. 7 zeigt einen Pariser Phaeton ohne Verdeck. Die Trage Öse ist an der Schere  weit vorne befestigt, der Schlagriemen ins längste Loch geschnallt. Man sieht hieraus den Eindruck bestätigt, dass der Schimmel für den Wagen viel zu groß ist. Nur deshalb hat man aber das Gefühl, dass er den Phaeton auch vollbesetzt leicht ziehen könnte. Das ist auf Abb. 8 nicht der Fall: Das Pferd hängt am linken Zügel wie der schwere Duc am Boden, der Hackney strampelt schweißtriefend, ein unerfreuliches Bild.

 

 

 

 

 

 

Ganz anders wirken,  geradezu erlösend, Abb. 9 und 10.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einspänner vom Kutscher zu fahren sind-Coupe und Victoria Das Junggesellen-Coupe. die Miniatur-Ausgabe, ist ganz klein und leicht, so dass es bequem von einem kleinen starken Pferd gezogen werden kann, das seinem Herrn auch sonst nützlich ist. Aktion, Aufsatz und gut getragener Schweif sind unentbehrlich, ebenso gute Dressur: Stehen, ruhig anziehen. Zurücksetzen, kein einseitiges Maul mit schiefer Kopfstellung Wagen und Geschirr müssen wie überall zu einander passen, alles eckig, alles abgerundet oder rund und geschweift. Zum Geschirr ist zu sagen: Die amerikanische Mode des Sprungzügels ist nicht nachahmenswert. Buxton- oder Liverpool - Kandare (erstere mit Aufsatzzügel. Man schnallt nie den Aufsatzzügel in die Kandare, sondern stets in eine besondere Trense. Hinter Geschirr.

 

 

 

 

 

 

Abb. 11 zeigt ein vorzügliches Coupe von Arnold Israel Söhne in Mülheim a. Rhein. Das Spritzbrett, die Laternen, die Türklinke sind wie der ganze Wagen: rund, die Gummiräder richtig. desgl. der Platz für Monogramm, Krone oder Crest. englisches Bockkissen, Rinne über der Tür, durch die das Regenwasser hinter dem Kotflügel herunterläuft, nicht mitten auf den Aussteigenden als Traufe. Die Blechleisten auf den Türen schließen die Ritzen, senkrecht verlaufend, bis unten

 

 

 

 

 

 

Als Gegenbeispiel zeigt Abb. 12 alle Linien des Kastens rund, die Laternen und der Türgriff sind fälschlich eckig, die Blechleiste verlässt 10 cm vor dem Ende ihre Tür ritze und läuft blind, vorspiegelnd,daß hier die Tür endige, über die Tafel. Die Rinne über der Tür fehlt, eine reguläre Traufe fließt genau auf das Trittbrett, wenn das Coupe an der Bordschwelle auf der Ausstiegseite tiefer steht. Der Beschlag der Scherbäume sei schwarz, da bei langem Warten in schlechtem Wetter .das Metall- nicht blank bleibt. Holzläden außer den Scheiben kamen einmal auf. Ein ganz Schlauer hatte sie an der Coach gesehen, also dieselbe Entstehungsgeschichte wie die niedere amerikanische Zylinder-Karikatur auf modernen Wagen nach dem Vorbild der Stage-Coaches von 1820.

 

Sogenannte Regenhüte oder Hüte mit Überzügen sind nicht zu verwenden, sie verteuern nur den Betrieb. Bei schlechtem Wetter benutzt man eine ältere Garnitur der Seidenhüte; auf diese Weise kommen die schlechten Hüte weg, andernfalls hat man Regenhüte, Seidenhüte, womöglich zum Sommer graue Zylinder — schließlich sind (> bis 8 Zylinder bei zwei Leuten da, davon kein wirklich tadelloser.

Zum einspännigen Coupe mit (Groom gehört das »Brougham-Horse«. ein Karossier mit guten Manieren, starkknochig, breit und tief mit natürlichem Aufsatz, hohem, schönem Gang, kein Russe mit Mauke Fesseln; ein Pferd wie Abb.). 13,

 

 

 

 

 

nicht wie Abb. 14.

 

 

 

 

 

 

Die einspännige Victoria ist selten so schon wie ein einspänniges Coupe. Vom Coupe weiß man, dass Besuche oder Besorgungen gefahren werden, das Pferd also nach kurzer Fahrt immer wieder verschnaufen kann. Fährt ein Herr — ohne (Groom — in der Victoria, so hat man das Gefühl: der Besitzer sollte lieber selbst fahren. Sitzen Kutscher und Diener auf dem Bock und zwei Personen im Wagen hinter dem einen Pferde, so bedauert man unwillkürlich das Pferd, dass es von 3 — 5 Uhr ununterbrochen traben soll. Das scheinen mir die Gründe, dass man lieber zwei Pferde vor der Victoria sieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 15 ist eine gute Pariser Victoria, ich möchte die Scherbäume höher geschnallt haben, das Hinter Geschirr höher und loser. Der Kutscher sollte die Heine näher zusammennehmen, die Hände stehen schlecht, die rechte Hand ganz verdeckt, die linke Leine sollte auf dem Ansatz des Zeigefingers liefen, nicht auf dessen Spitze. Das Pferd dürfte die Nase fallen lassen und gerade. nicht rechts gestellt sein. Zum Vergleich: Herrn H. L. Kappels Junggesellen-Coupe. Sitz und Leinen-führung des Kutschers sind sehr gut. desgleichen das Coupe von A. Färber und das Geschirr von Jul Erb (Abb. 16).

 

 

 

 

 

 

 

Da Coupe und Geschirr in allen Teilen ausgesprochen rund sind, so würde ich kleine zylindrische Laternen vorziehen. Hier sind Hier sind die Scherbäume richtig, dass sehr leichte Kummet ist wohl nur für die Schau aufgelegt, für den Dienst würde ich ein stärkeres empfehlen. Das Gesamtbild ist sehr gut.

 

Zweispänner vom Kutscher zu fahren: Coupe, runde Form (Abb. 11), eckige Form. Coupe Dorsay Victoria (Abb. 18)

 

 

 

 

 

Da alle Linien geschweift sind, erscheint das  gerade Spritzleder hart und etwas rückwärts geneigt. Vielleicht könnten die Griffe zum Einsteigen nach unten mehr mit der Linie des Kastens verlaufen

 

 

 

 

 

 

 

vergleiche die 8 Feder-Victoria von Arnold Israel Söhne (Abb19).die nach meinen Wünschen gebaut ist und die ich deshalb wohl für besonders schön halte! — Sie fährt sich ausgezeichnet und hat durch ihre bedeutende  ihre bedeutende Höhe vom Boden den Vorteil, dass das Spritzen vorüberfahrender Fuhrwerke weniger unangenehm empfunden wird, sie dreht trotz dem Langbaum so weit in jeder Straße — wenn auch nicht in einer Gasse — wenden kann.

Geschirr: Plattiertes Zweispänner Geschirr mit englischer Kreuzleine. — Fehlerhaft sind: Scharnierbügel. feststehende Leinenaugen, Ohrenketten für Aufsatz, innen  gelblederne Kummete, Strände ohne Strang-stutzen, die am Ende geschnallt werden, Ellbogen oder Jucker Kandaren, Thunsche Trensen, berlinische Aufhalter. Buxton-Kandaren mit, Liverpool mit oder ohne Aufsatzzügel sind richtig. Zur Langbaum-Victoria wie zum Coupe Dorsay seidene Stirnbänder usw

 

 

 

 

 

 

Bei großen Karossiers und den Langbaumwagen ohne Bremse , Hinter Geschirr bevorzugt. (Vergl. Abb. 20.) Die ganze Equipage ist tadellos bis auf den Kreuzriemen, der am Platz ist, wenn das Geschirr z. B. als Vordergeschirr der Double d'Aumont benutzt wird. Das Hinter Geschirr. liegt etwas zu tief, so dass sich der Strangträger auf dem Strange staucht. Die Deichselbrille ist fälschlich eine Brille für Selbstfahrer, d.h. für Ketten. Das Ganze ist sonst ausgezeichnet, die Leute vorzüglich angezogen, Zügel und Peitschen-halter könnten schöner sein , die Peitsche nicht aufgestützt: die Leinen hätten eine Handbreite verlängert werden sollen, wodurch es überflüssig geworden wäre, den Mäulern die Hand entgegenzustrecken. Abb. 20, englische Aufmachung, der Diener im offenen englischen Frack, der durch einen Doppelknopf zusammengehalten wird, der Kutscher in leathers and top-boots

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vergleiche den Kutscher (Abb. 21 und 22). Stiefel, Hosen, Kragen, Backenbärtchen! Schnurrbart! Kokarde.  Interessant ist-ein genauer Vergleich der Abb. 20 und 23.

Abb. 20, englische Aufmachung, der Diener im offenen englischen Frack, der durch einen Doppelknopf zusammengehalten wird, der Kutscher in leathers and top-boots.

 

 

 

 

 

Abb. 23, ganz pariserisch, der Rock des Kutschers übertrieben lang mit abgerundeten Ecken. Die Zügelfaust steht auf ihrem Platz, scheint aber in Feindschaft mit dem Maul und Genick des rechten Pferdes zu leben. — Der Diener höchst pariserisch, mehrere Kopflängen größer als der Kutscher, im französischen doppelreihig geknöpften Frack, der selbst bei der schlanken Figur hinaufgerutscht ist. Am Geschirr der anderen Abbildung spürt man das Vordergeschirr durch den Kreuzriemen, hier wittert man das Stangenpferdgeschirr an der Öse der Strangschnalle und dem kleinen Ring unten an der Strangstutze. dem Seitenblatt, das, wie bei uns in Berlin, fast immer zu lang gemacht wird, so dass die Oberblattstrippe am hinteren Ende des Kammdeckels liegt. (Trotz der jetzt stärker gepolsterten Kummete sieht man hier häufig, dass sich die Schnalle der Oberblattstrippe hinter dem Kammdeckel festsetzt, das ändert sich aber ebenso wenig wie die zu weiten Nasenriemen, trotz ewigem Predigen.) Die Aufhalte-Ringe scheinen auch hier Selbstfahrerringe zu sein, lose drehbare Ringe für Ketten, anstatt der festen. (Abb. 24.)

 

 

 

 

 

 

Abb. 25 ist unverfälscht: Paris. Wirklich »die Höhe« ist das Bockkissen, man muss laut lachen. Die Radbremse ist ja in den Bergen ebenso gut wie die Coach Bremse, sie ist aber nie plötzlich zu gebrauchen. Stolpert eins der Pferde, so liegt der Fahrer zwischen ihnen; es muss sich bildschön auf solchem Bock steil bergab fahren, man müsste sich festschnallen, um nicht herunter zu fallen oder sich den Hosenboden am Bockkissen anleimen. Die Stirnbänder ohne Rosetten sind die Halfterstirnbänder, herunterfallende Nasenriemen, der kleine Haken unter der Deichsel.

 

 

 

 

 

 

Abb. 26 englisches Gala- Coupe. Die Pferde sind etwas zurück gekrochen, wodurch sie zu nahe am Wagen stehen, die Stange erscheint dadurch zu lang.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch hier sollte der Kreuzriemen fehlen. Ich würde die Stränge ein Loch länger schnallen, die Aufhalter 10 cm vom Sattler abnehmen lassen, damit die Spitzen vorne nicht mehr so weit vorstehen, dann um ein Loch kürzer schnallen. als sie jetzt sind, wodurch die Pferde 5 cm von den Rädern wegkämen, denen sie sehr nahestehen und im Trabe noch bedenklich näherkommen. Das Ganze ist sonst vorbildlich.

 

 

Quelle: Sankt Georg 1911

Textbearbeitung : H.B.Paggen