Die Wagenfabrik Kreutzfeldt Plön


 

 

 

 

 

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Die Firma Kreutzfeldt in Plön ist aus einem Stellmacherbetrieb hervorgegangen. Johann Friedrich Krützfeld (der Name wurde später umgeändert, weil es einen Plöner Getreidehandler gleichen Namens gab) wurde in Meinsdorf bei Plön als Sohn eines Rademachers geboren. Er erlernte das Handwerk bei seinem Vater. Als Geselle durchwandert er Deutschland und die angrenzende Schweiz. Nach seiner Rückkehr übernahm er die kleine Werkstatt seines Vaters und heiratete Margarethe Dorothea Friederike, geb. Krützfeld.

Sein Schwiegervater kaufte ihm in der Hamburger Straße 2 in Plön eine Stellmacherei, die am 21. November 1858 eröffnet

 

Der Firmengründer Johann Friedrich Kreutzfeldt (1833-1912) und seine Ehefrau Margarethe Dorothea Friederika, geb. Krützfeld (1835-1892).

 

 

 

 

 Gesellenbrief für Johann Friedrich Kreutzfeldt, 1852.

 

 

 

 

 

Der sehnlichste Wunsch von Johann Friedrich war es, eine eigene Wagenfabrik zu besitzen .1866 konnten eine Sattlerei und eine Lackierwerkstatt eingerichtet werden. Zwölf Handwerker fanden jetzt hier eine Beschäftigung.

Um technisch auf dem Laufenden zu bleiben, hatte Johann Friedrich schon die Weltausstellungen in Wien und Brüssel besucht. Auf der Pariser Weltausstellung lernte er die neuesten Holzbiegemaschinen kennen. Ein Jahr später ließ er bereits eine solche Maschine im Plôner Werk aufstellen. Die Firma Kreutzfeldt war in Schleswig-Holstein schon schnell bekannt geworden durch die schönen Kutschwagen, und mit den neuen Biegeteilen wurde sie bald auch über die Grenzen hinaus bekannt. 1870 wurde der Sohn Christian geboren, der später die Firma übernehmen sollte.

 

 

 

Die Plöner Belegschaft um 1884. in der Mitte hinten sieht man den "Alten", Schmiedemeister Kraft. Der Junge, der ihm die Hand auf die Schulter legt, ist der kleine Christian Kreutzfeldt.

 

1893 schickte ihn sein Vater nach Chicago, wo er sich auf der Weltausstellung die neuesten technischen Entwicklungen an­schauen sollte. Die Reise und der einjährige Aufenthalt in Amerika waren ein Erlebnis für den jungen Mann. Das wichtigste aber, was er dort sah, waren die Speichenmaschinen. Schon im nächsten Jahr, 1895, wurde die erste Maschine in Plön angeliefert.

Auch Christian begann sich in der Firma zu etablieren. 1898 ließ er die Firma ins Handelsregister eintragen. Aus der kleinen Wagenfabrik war eine angesehene Firma mit mittlerweile 25 Mitarbeitern geworden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1899 heiratet Christian Klara Wulf, lm gleichen Jahr stand die nicht mehr florierende kleine Fassfabrik im benachbarten Ascheberg zum Verkauf. Der Vater Johann Friedrich - mittlerweile 66 Jahre alt - erwarb sie kurzerhand. Mit vier Stellmachern begann er, hier ein neues Werk aufzubauen. Ein Gatter zum Aufsägen der Stämme, eine Biegemaschine und einige Kreissagen waren die ersten Maschinen, die aufgestellt wurden. Die alte Antriebsmaschine wurde vom Vorgänger erst einmal übernommen. Für die vier Stellmacher wurde schon bald ein Wohnhaus gebaut. Buchen und Eschen wurden aus den benachbarten Forsten angefahren, aus denen in der Biegerei Radbügel, Scherbäume und Kotflügel für die pferdebespannten Wagen hergestellt wurden. Aus Brandenburg und Vorpommern kamen Akazien-Rollen zur Herstellung von Rohkanteln für die Speichen.

 

 

 

 

 

 

in der Nacht zum 25. Marz 1902 brach plötzlich, vermutlich durch Brandstiftung, ein Feuer im Plöner Betrieb aus. Betriebs Maschine, Dynamo, Lackierwerkstatt, Gattersägewerk, Biegewerk, Hobel- und Kreissagewerk und die Speichenfabrik mit ihren aus Amerika bezogenen Spezialmaschinen konnten nicht mehr gerettet werden.

Die Aufbauarbeiten in Pion gingen schnell voran, so das schon am 2. September 1902 die Produktion in den neuen Werkhallen nach einer kleinen Feier wieder aufgenommen wurde. Weil sich die Speichenmaschinen in Plön so gut bewährt hatten, wur­den jetzt auch für Ascheberg zwei Sätze da­von angeschafft. Die Produktion der Speichen erhöhte sich dadurch auf das 3-4fache. Sie wurden zunehmend aus Hickoryholz, teilweise aus halbfertigen Radspeichen, die man aus Amerika bezog, hergestellt.

 

 

 

 

 

 

1906 wurde eine weitere Filiale in Lütjenburg eröffnet. Dieser Betrieb wurde allerdings schon 1921 wieder aufgegeben.

lm Februar l 907 wurde der Sohn Hans Friedrich geboren, und im November des folgenden Jahres konnte das 50jahrige Bestehen der Firma Kreutzfeldt gefeiert werden. Inzwischen arbeiteten 105 Mitarbeiter in den drei Werken; 4 Dampfkessel, 4 Dampfmaschinen mit etwa 130 PS und ungefähr 70 Holzbearbeitungsmaschinen standen im Einsatz.

 

 

 

 

 

 

Noch bis ins hohe Alter war Johann Friedrich Kreutzfeldt als Seniorchef im Betrieb tätig. Am 20. Januar 1912 starb er nach kurzem Krankenlager

 

 

 

 

Vis a Vis aus der Sammlung Chr.Wesnigk

 

 

 

 

in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg verzeichnete die Firma Kreutzfeldt einen langsamen Aufstieg. In der Ascheberger Filiale  wurden zahlreiche Modernisierungen vorgenommen. Dann folgte die Mobilmachung und mit ihr die Einziehung von Arbeitskräften zum Militärdienst. Für viele Männer, die jetzt gehen mussten, übernahmen deren Frauen ihrem Arbeitsplatze. in allen drei Werken wurden fast nur noch Holzteile für die pferdebespannten Fahrzeuge des Heeres hergestellt (Transportwagen, Kanonen).Nach Kriegsende wurde wieder für den zivilen Bedarf gefertigt, für den jetzt ein grosser Nachholbedarf bestand. Zum Jahreswechsel 1937/38 erfolgte der nächste Generationenwechsel in der Leitung des Geschäfts, das nun der 1907 geborene Hans Friedrich übernahm. Das Jahresende bedeutete zugleich das Ende des Plöner Wagenbaubetriebes, der jetzt aufgegeben wurde, weil er unwirtschaftlich blieb. Vor den Toren Plöns in Ascheberg aber arbeitet heute die vierte Generation dieser traditionsreichen holzverarbeitenden Firma.

 

 

 

die verschiedene Ölkappen Signaturen

 

 

 

 

 

 

 

Man kann nach dieser Dokumentation davon ausgehen das viele der heute noch erhaltenen Kreutzfeld Wagen aus dem 1 Drittels des zwanzigsten Jahrhunderts stammen

 

 

 

 

 

 

Textbearbeitung: H.B.Paggen

Quellen: Stadt Plön, Museum des Kreises Plön, Chr. Wesnigk Lübeck ,Sammlung Verfasser