Entwicklung der Four in Hand Coach >Gentleman Coach >Private Coach >Drag >Privat Drag


In der ersten Hälfte des19.Jh. war man sich noch nicht so sicher wie eine private Coach auszusehen hatte
und wie man sie bezeichnen sollte. Die Bezeichnung Drag finden wir zum ersten Mal 1837 bei Adams, aber es brauchte selbst in England mehr als 20 Jahren, bis sich der Begriff Drag, Privat-Drag oder Park-Drag festigte.

 



 

 

Im The Carriage Builders and Harness Makers Art Journal finden sich zwischen 1859 und 1862 noch die verschiedensten Bezeichnungen und Formen einer Privat Coach.
Die Untergestelle blieben sehr ähnlich,
die Wagen-Kästen gab es in den unterschiedlichsten Formen.

 

 

 

 

 

 

1876 finden wir im Buch von Captain Malet  ( Annals of the Road)  die Abbildung einer englischen Drag
wie wir sie noch heute kennen und die das Standard-Modell zeigt.

 

 In den anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Deutschland bleibt noch lange Zeit
die Bezeichnung > Mail-Coach < ohne genau zu unterscheiden,
ob sie mit den Elementen einer Drag oder einer Privat-Roadcoach ausgestattet ist.

 

 

 

Es stellt sich aber heraus das neben diesem typischen anglo-saxophone Modell in ganz Europa
eine Klientel für die verschiedensten Ausführungen einer privaten Coach bestand.

So sehen wir bei den großen französischen Herstellern wie z.B. Binder, Million & Guiet, Kellner und Mühlbacher oft die unterschiedlichsten Modelle. 

 

 

In dem Archiv von Mühlbacher finden sich eine ganze Reihe Zeichnungen von unterschiedlichsten
Coach-Modellen, über die noch vor einigen Jahren die Coach-Enthusiasten gelächelt hätten.
Leider haben sich weit weniger dieser von den Standart-Modellen abweichende Coaches erhalten.

 

 

 

 

 

In Italien hatte man ebenfalls eine andere Auffassung, es gab viele Coaches ohne Langbaum
wie hier eine Coach von Sala zeigt. Die Gründe dafür könnten ein kleinerer Wendekreis
und deswegen mehr Bewegungsmöglichkeit auf schmaleren Wegen sein.

 

 

 

Es gibt noch unter Sammlern und Händlern eine weit verbreitete Auffassung eine Coach
nach sogenannten ästhetischen Gesichtspunkten einzuschätzen.
Da spielt aber immer diese eingefahrene Meinung eine Rolle,

eine Coach müsste den Aspekten eines der anglo-saxophone Coaching-Clubs entsprechen.
 Aus diesem Grunde wurden von den Coaching-Clubs jahrelang Drag`s
die nicht den Bestimmungen der Coaching-Clubs entsprachen
oder Coaches ohne Langbaum nicht als richtige Coach fürs Coaching angesehen.
Das hatte nach den Statuten der Clubs seine absolute Berechtigung.
(wer bei einer Veranstaltung eines dieser Coaching-Clubs teilnahm,
musste sich natürlich nach den Auflagen richten).  
Aber heute, über 100 Jahre später sollte man eine Coach etwas anders beurteilen.
Nicht durch jahrelange ästhetische überlieferte Gewohnheit nach Schön oder Hässlich.

Das hat sich mittlerweile aus kunsthistorischen und musealen Gesichtspunkten etwas geändert.

Natürlich ist eine guterhaltene nicht zu stark restaurierte im englischen Standard-Typus
stehende Coach wertvoll, Sie sollte auch eine gute Provenienz haben.
Die ausgefallenen gut erhaltenen nicht typische Modelle werden für eine Kollektion
gefragter sein und im Wert mehr steigen, weil sie selten sind.

Heute ist den Spezialisten immer mehr bewusst,
dass wie auf dem normalen Kunstmarkt auch,
die Seltenheit und die Originalität eine große Rolle zur Einstufung und Bewahrung
von Kulturgut spielt.So wundert es nicht,
dass die Preise für stark restaurierte Standard-Modell Coaches ständig zurückgehen.

 

 für die Zukunft sollte man folgende Kriterien für einen
kunsthistorisch und sammlungswürdigen Wagen ansetzen

Erhaltungszustand, je höher, je besser

Seltenheit

Provenienz

Konservation

 

Einige Beispiele für das positive Umdenken sind in verschiedenen Sammlungen zu sehen.

so z.B. in der Sammlung Heinz Scheidel Mannheim,
 wo in den letzten Jahren zwei hochinteressante Neuzugänge bei den Coaches zu sehen sind,
mit einer hervorragenden Provenienz , so
 ein sehr seltenes Modell,
das einmal als Berline und dann als Coach gefahren werden kann,
 von Reynes Barcelona.

 

 

 

Das zweite sehr interessante Modell ist eine Coach von Binder Ainé Pais
Der Unterwagen ist sehr weit unter dem Kasten nach vorne versetzt,
hat einen längeren Radstand und einen größeren Einschlagwinkel.

Als Vergleich: Radstand der Quicksilber Guiet & Co Coach beträgt 198 cm
 Radstand der Binder Ainé Coach 240cm

 

 

 

In der Sammlung Werner Niklas  Bad Wörishofen die Park Drag von Distribats Fréres Biarritz

 

 

Drei Beispiele wo die oben genannten Kriterien Seltenheit - Provenienz - Konservation
zutreffen und wir den immer noch eingefahrenen,
Begriff über was ist eine schöne Privat Coach,neu definieren sollten.
Dies sind nämlich drei ausgesprochen interessante kunsthistorisch wichtige Coaches.

 

 

Text : H.B.Paggen

Quellen : Sammlung Heinz Scheidel Mannheim,The Carriage Builders and Harness Makers Art Journal , Archiv Mühlbacher , Sammlung Verfasser