Der ehemalige Königliche Marstall in Berlin


Die Beschreibung der Wagen B.v.Achenbach 1919

Ich werde in der nächsten Zeit die Vergleiche der Wagen mit Kommentaren von B.v.Achenbach
nach der Auflösung des kaiserlichen Marstalles hier vorstellen.
Die meisten dieser Wagen sind leider verschollen. Wir können aus den Beschreibungen
sehr interessante Anhaltspunkte zur Beurteilung eines Wagens entnehmen.
Dazu kommt das wir für einige Wagen die Hersteller festlegen können.

Wenn Achenbach von älteren Wagen spricht, mein er die Wagen
die zwischen 1890 und 1905 vom damaligen Oberstallmeister angeschafft wurden.

Teil  1 Viktorias

 

 

 

 



 

vergleichen wir zunächst auf den Abbildungen 1 und 2 die für ihre Entstehungszeit sehr charakteristische a la d'Aumont Viktoria mit zwei Langbäumen und die sich den schönsten alten Formen anlehnende C-Feder-Viktoria. Beim Betrachten des Gesamtbildes 1 hat der Wagen überhaupt keine „Linie", sondern nur einen Knick in der Mitte. Vom künstlerischen Standpunkt kann man sich kaum etwas Geschmackloseres denken, es fehlt die Verbindung zwischen vorn und hinten. Der neue Wagen 2, von Neuß gebaut, ist aus einem Guss. Da die Mode mit zumachen für einen großen Stall unerschwingliche wäre So wurde zwischen „Alles rund“ und „Alles Eckig“ die schöne mittlere Linie der verlaufenden Schweifung in Verbindung mit abgerundeten Ecken gewählt, die nicht gegen die gerundeten Scheuleder und Kammdeckel abstach. An dem alten Wagen sind zunächst seine ungeheure Länge und das große Gewicht zu tadeln, das er zum Teil dem überflüssigen zweiten Langbaum verdankt. Um oben anzufangen: Laternen sollten die Straße und nicht den Himmel beleuchten und weder die Aussicht der Herrschaften verhindern noch dem Publikum den Blick in den Wagen erschweren. Sitzt die Laterne gar über dem Spritzleser so entbehrt sie der Berechtigung. Am Verdeck sind die nach hinten hinausstehenden Sturmstangen unschön am Einstieg fehlen Griffe. In Wirklichkeit mehr als es auf dem Bild erscheint, stehen die Räder vor und hinter der Wagenlast, daher der Eindruck des Durchbrechens in der Mitte. Nun vergleiche der Leser die Räder miteinander und das Verhältnis der Räder zum betreffenden Wagen. Die Speichen, die zur Befestigung der Tüllen stark zugespitzt werden müssen, sind ohnehin dünn. Ein unangenehmes Gefühl erzeugen aber besonders die Felgen, die ganz aus Eisen, fürs Auge den Eindruck machen, als müssten sie sich zwischen den Tüllen geradebiegen. Was die Bremse betrifft, so ist es bei offenem Verdeck für den Groom nicht möglich zu drehen, ohne den Hut abzunehmen. Im Winter mit der Pelzdecke ist die Orgel unbrauchbar. Die Schönheit des neuen Wagens und seine Vorzüge springen deutlich ins Auge, das ich nur noch auf die einfache Hebelbremse hinweisen will, der Hebelarm seitlich federt, so dass eine Feder am Griff überflüssig ist. Zieht man den Bremshebel etwas an, so ist der Einstieg frei.

 

 

Nicht so auffallend, wie bei den beiden C-Feder-Wagen ist der Unterschied zwischen der alten und der neuen Viktoria (Abb. 3 und 4), nur bei der Zugbremse kann man - gebremst rechts auf- und absteigen. Zu den abgerundeten Ecken und Schweiffungen passen die Laternen. Die Griffe am Einstieg sollten hier, wie auf Abb. 23 nach unten verlaufen. Abb. 3, der alte Wagen, zeigt abwechselnd geschweifte und gerade Linien, Ecken und Bogen. Die Orgel wirkt auf Asphalt immer zu spät, wenn man sie dringend braucht. wir haben weder die Zickzack-Sturmstangen, die fehlenden Griffe am Einstieg, die Tüllenräder, aber noch zwei abscheuliche Sachen sind neu: < bei dem mit heller Seide aus-geschlagenen Wagen ist der Bock ganz aus schwarzem Leder, die Mitte des Bockkissens aus schwarzem Plüsch, der nach ganz kurzer Zeit grün, wurde. Dann sind unpraktisch und unschön die Tritte der Docken, beim Aufsteigen. zu glatt und zu schwach, so dass man sie nicht anders als verbogen sah, den schwarzen Lack des wie zum Abrutschen gemachten Buckels" täglich abgetreten. Der lederne Bock passte zur hellen Seide des Wagens, wie ein Paar, wasserdichte Schmierstiefel zum Promenadenanzug.

 

 

 

Fortsetzung folgt

 

Textbearbeitung . H.B.Paggen

Quellen: Deutsche Fahrzeug-Technik 1919 Sammlung Verfassser