Der ehemalige Königliche Marstall in Berlin Teil 3


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Die Beschreibung der Wagen B.v.Achenbach 1919 Teil 3

 

 

 

Abb.13 Landauer neuer Form:

alle Ecken abgerundet, Gummiräder auf gesunden Rädern mit Holzfelgen. Da es der erste nach neuen Angaben war, sind noch Kleinigkeiten unrichtig ausgefallen. Der Bremshebel ist zum Drücken anstatt zum Ziehen, die Laternen sollten abgerundete Ecken haben, genau wie die Scheuklappen. Der Hals ist bereits stärker' als er bei den älteren war, ist aber n o c h stärker gemacht worden, um die Verbindung zu dem schweren Wagen zu verschönern. Wie bei den ersten neuen Coupes, so ist auch hier der Türgriff noch irrtümlich eckig, Krone und Spruchband gehören hinauf in das für sie eigens geschaffene Paneel

Die Deichselbrillen der Landauer und Coupes waren bei den älteren Wagen Silber plattiert,, wurden bei den neuen, da es Wagen für Zweifelhaftes Wetter sind, schwarz lackiert, bei allen Viktorias und d'Aumont-Wagen Stahl poliert; ebenso die Deichselhaken, Auf-halteketten und Ortscheit-Beschläge bei allen Selbst-fahrern Stahl poliert, bei den Einfahr- und Kofferwagen schwarz.

Nur die Galawagen-Beschläge waren plattiert: Messing (vergoldet) oder Silber, je nach dem Geschirrbeschlag. Viktoria-, Kupee-, Lan-dauer und Phaeton-, Deichsel-Köpfe einfache Brillen (keine Vierer-Haken). Haken nur für Vierspänner und Sechsspänner, die Brillen der Langbaumwagen beweglich.

 

 

 

 



Bild.14 neue „ Barouche".

Zum Vergleich sei der bildschöne Reisewagen (Bild 15) Kaiser Wilhelm I. hervorgeholt, in dem er einst nach Petersburg fuhr. In allen Punkten die Anlehnung an den Reisewagen deutlich zeigend, von Rühe-Leuschner gebaut, ist sie vielleicht der schönste Typ moderner d'Aumont-Wagen. Zur Eröffnung der Grunewald-Renn-bahn wurden diese Wagen zuerst benutzt, die Firmen Neuß & Zimmermann haben die Schwesterwagen geliefert. Die Laternen mit abgerundeten Ecken und die Türgriffe sind richtig ausgefallen, dagegen ist der Bremshebel, meiner Angabe entgegen zum Drücken. Es war außerordentlich schwer, alles Vorgeschriebene durchzusetzen. Drei solcher Wagen wurden wohl gleichzeitig in Auftrag gegeben, jede Firma einen; da hätte man dauernd von einer zur andren fahren müssen, um alle Irrtümer Es, war in dem großen Betriebe aber noch mehr zu tun, so hatte ich z.B.. den gesamten Fahrt Unterricht zu geben. Schwierigkeiten gab es auch immer wegen der wirklichen Gleichmäßigkeit der Laternen und Türgriffe, weil die Wagenbauer nicht alle in der gleichen Fabrik diese Gegenstände anfertigen ließen.

 

 

 

Aus „einem Guss", wie die Barouche, ist der von Neuß gebaute d'Aumont-Landauer
Abb. 16. Der Leser könnte fragen: wie kommt man denn hinein, vielleicht mit einer Leiter?" Antwort: in diesen \Wagen sind Klapp Tritte angebracht, die innen mit der gleichen Seide überzogen sind wie der Wagenausschlag. In den Türen sind Ausschnitte, die sich derart um den Tritt fügen, dass er völlig darin verschwindet. Darum ist der Einstieg ebenso bequem wie bei den tiefliegenden endlos langen älteren Wagen.

 

 

Der Krönungswagen, Bild 17, ist 1792 in Straßburg von Ginzroth gebaut, Rot und Gold. Die Adler an den vier Ecken und unter dem Bock sind erst spät angeflickt worden, sie verderben den ohnehin nicht formvollendeten Wagen noch mehr als die steife Bockdecke. Durch eine altgoldene, weichfaltig fallende Bockdecke, durch Entfernung oder Austausch der Adler gegen künstlerisch und heraldisch einwandfreie, sowie durch Beseitigung der harten dunkeln Einfassung um die Scheiben hätte er sehr gewinnen können, die Genehmigung. dazu konnte ich leider nicht erwirken.

 

 

 

Abb. 18 gibt einen von Siewert gebauten Galawagen wieder; der gleiche wurde von Neuß geliefert; dem schönen Wagen hat leider der Apparat zu nahegestanden, Wodurch der Gesamteindruck sehr leidet, das diesseitige Hinterrad wirkt übermenschlich, das Vorderrad gar zu klein. Das silberne Kissen, das über der Tür die Krone trägt, so dass beide auf der äußersten Kante des schrägen Daches das Gleichgewicht verlieren würden, wären sie nicht angeschraubt, hätte wohl in Verbindung mit einer Galerie gebracht müssen, wodurch der Eindruck des Abrutschens vermieden worden wäre.

 

 

 

Fortsetzung folgt

Textbearbeitung . H.B.Paggen

Quellen: Deutsche Fahrzeug-Technik 1919 Sammlung Verfassser